© Greenpeace
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Gesundheitsministerium verschwieg zwei Fälle von illegalem US-Gentech-Reis

Greenpeace fordert von Gesundheitsministerin Kdolsky lückenlose Aufklärung

Wien - Im Jahr 2007 waren in Österreich in zwei Fällen Reisprodukte im Umlauf, die mit illegalen Gentech-Sorten verunreinigt waren. Zwar hat das Gesundheitsministerium davon gewusst, die Öffentlichkeit wurde aber bis heute nicht davon in Kenntnis gesetzt. Diese und weltweit insgesamt 39 weitere Fälle von Gentech-Kontaminationen hat die Umweltorganisation Greenpeace gemeinsam mit "Gene-Watch" im veröffentlichten Bericht "GM Contamination Register Report 2007" dokumentiert.

Der Bericht enthüllt, dass bereits am 31. August 2007 die EU-Behörden im
Rahmen eines Schnellwarnsystems vom österreichischen Gesundheitsministerium
über Verunreinigungen von Reisprodukten mit der Gentech-Sorte LL62
informiert wurden. Am 26. November wurde der EU ein weiterer Kontaminationsfall übermittelt, dieses Mal handelte es sich um die Sorte LL601. Beide Produkte stammen aus den USA. Doch weder auf der Homepage des Gesundheitsministeriums noch auf jener der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES wurde die Öffentlichkeit über die erneuten Gentech-Kontaminationen informiert. "Bereits seit Monaten sind dem
österreichischen Gesundheitsministerium diese Fälle von illegalem Gentech-Reis im heimischen Lebensmittelhandel bekannt, trotzdem wurde die Öffentlichkeit darüber im Dunklen gelassen," kritisiert Steffen Nichtenberger, Gentechnik-Sprecher von Greenpeace. "Um die Konsumenten vor potenziellen Schäden zu bewahren, müssen jetzt Namen und Chargennummern der betroffenen Produkte veröffentlicht werden, ebenso wie die Namen der Handelsketten. Ministerin Kdolsky muss für eine lückenlose Aufklärung sorgen", fordert Nichtenberger.

Bereits im September 2006 war in Österreich erhältlicher US-Langkornreis mit der illegalen Gentech-Sorte LL601 verunreinigt. In einer Schwerpunkt-Aktion hatte die AGES insgesamt 278 Reisprodukte beprobt und bei fünfzig davon Kontaminationen mit LL601-Reis festgestellt. Zwar findet sich in den damals veröffentlichten Analyse-Ergebnissen auf der Homepage der AGES der Hinweis "Die Ergebnisse werden laufend bekannt gegeben", die letzte Aktualisierung der Testergebnisse fand aber am 18. Jänner 2007 statt. "Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sich in österreichischen Küchenregalen noch kontaminierte Reispackungen finden", warnt
Nichtenberger, "Wer zwischen August und November letzten Jahres US-Reisprodukte gekauft hat, sollte zur Sicherheit die Behörden oder die jeweilige Handelskette kontaktieren."

Die beiden Gentech-Reissorten LL601 und LL62 des deutschen Chemie-Multis Bayer sind in der EU nicht zugelassen und demnach auch nicht ausreichend auf mögliche Risiken für Gesundheit und Umwelt überprüft. Beide sind derart gentechnisch verändert, dass sie gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glufosinat (Liberty) beständig sind. Im Reiskorn verbleibende Glufosinat-Rückstände stellen ein Gesundheitsrisiko für Menschen dar. In einer Bewertung dieser Chemikalie kommt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA zum Schluss: "Basierend auf den vorhandenen Daten, scheint es bei der Verwendung an Kartoffeln zu einem
akuten Risiko für Kleinkinderzu führen. "

Neben den beiden Fällen von illegalem Gentech-Reis in Österreich gab es im Jahr 2007 39 Fälle von Gentech-Kontaminationen in 23 verschiedenen Ländern. In den meisten Fällen waren Reis und Mais davon betroffenen, aber auch Soja, Baumwolle, Raps, Papaya und Fische waren gentechnisch kontaminiert. "Fälle von Gentech-Kontaminationen allein im letzten Jahr, insgesamt 216 in den letzten zehn Jahren zeigen, dass der Einsatz der Risikotechnologie Gentechnik in der Landwirtschaft nicht zu kontrollieren ist", so Nichtenberger.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /