© greenpeace - Demo beim Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Orban
© greenpeace - Demo beim Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Orban

Orban-Besuch in Wien: Greenpeace protestiert gegen AKW-Ausbaupläne

Umweltschutzorganisation fordert auch Bundesregierung auf, gegen Ausbau von Paks zu protestieren

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat während des Wien-Besuchs des ungarischen Premierministers Viktor Orban gegen dessen Ausbaupläne für das AKW Paks protestiert. 15 Aktivisten haben vor dem Wiener Ringturm den Premier des östlichen Nachbarlandes mit Transparenten in deutscher und ungarischer Sprache dazu aufgefordert, die Pläne, neue Atomreaktoren in Ungarn zu errichten, sofort fallen zu lassen. "Wir erwarten auch von Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger, dass sie in den Gesprächen mit Viktor Orban entschieden gegen einen Ausbau des AKW Paks eintreten", fordert Herwig Schuster, Greenpeace-Kampagnenleiter.

Viktor Orban hielt sich für einige Stunden im Ringturm auf. Neben der offiziellen Eröffnung des Fassaden-Kunstwerks des ungarischen Künstlers Laszlo Feher stand auch ein Treffen mit Bundeskanzler Faymann auf dem Programm. Am späten Nachmittag traf Orban mit Vizekanzler Spindelegger im Außenministerium.

"Die österreichische Regierungsspitze muss heute beweisen, dass sie ihre Anti-Atom-Politik ernst nimmt. Der Anti-Atomgipfel ist jetzt knapp zwei Monate her, jetzt sind wieder Taten gefordert", so Schuster. "Das AKW Paks, etwas südlich von Budapest, zählt zu den gefährlichsten Atomanlagen in Europa, da sich dort noch vier Reaktoren sowjetischer Bauart befinden. Und genau diese Hochrisiko-Reaktoren will Orban jetzt 20 zusätzliche Jahre in Betrieb belassen", ärgert sich Schuster.

Statt auf erneuerbare Energien zu setzen und das große Potential in den Bereichen Windkraft, Geothermie und Biomasse zu nutzen, baut die ungarische Regierung schwerpunktmäßig auf Atomstrom, wie der Energiestrategie bis 2030 und den darin enthaltenen atomaren Ausbaupläne der ungarischen Regierung zu entnehmen ist. Das ungarische Atomenergie-Gesetz wurde erst kürzlich abgeändert, um eine schnellere Umsetzung von Atomausbauplänen zu ermöglichen und darüber hinaus eine Wiederaufbereitungsanlage im Land zu errichten. Ministerpräsident Viktor Orban persönlich leitet das Spezialkomitee, das Ende Mai eingerichtet wurde, um über die atomaren Ausbaupläne zu beraten.

Auch die registrierten Störfälle des rund 300 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernten AKWs Paks haben eine lange Geschichte: Beispiele sind ein Leck mit Dampfaustritt und daraufhin erfolgter Schnellabschaltung von Block 1 (1991) oder der Ausfall einer Pumpe im Reaktor 4 (1994). Zuletzt kam es 2003 zu einem Störfall im AKW Paks, der auf Stufe 3 der siebenteiligen INES-Skala eingestuft wurde. Dabei kam es zum Austritt radioaktiver Gase bei der Zwischenlagerung von Brennstäben in einem Reinigungsbehälter.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /