© RoyaltyFreeStockPhotography
© RoyaltyFreeStockPhotography

Stillstand am Rhein – Naturnaher Hochwasserrückhalt kommt nicht voran

Statt 70 Zentimetern Wasserstandsreduktion keine fünf Zentimeter erreicht

Strasbourg/Köln - Um bis zu 70 Zentimeter sollte der Hochwasserstand in Köln durch Hochwasserrückhaltemaßnahmen im Oberlauf des Rheins reduziert werden. Mit dieser Prämisse waren die Mitgliedsstaaten der Internationalen Rheinschutzkommission (IKSR) im Jahr 1998 angetreten, um Städte und Dörfer am Mittel- und Niederrhein vor dem Untergang zu bewahren. Durch Hochwasserschutzmaßnahmen, wie die von den Naturschutzverbänden favorisierte Wiederherstellung von Rheinauen, wollten die IKSR-Mitgliedsstaaten die Deichbruch- und Überschwemmungsgefahr vom Oberrhein bis hinunter in die Niederlande deutlich reduzieren.



Jetzt im Jahr 2012 steht die Erfolgskontrolle für die Periode 2006 bis 2011 an – und die IKSR-Mitgliedsstaaten stehen mit leeren Händen da: Dem 70 Zentimeter-Ziel zur Hochwasser-Reduktion bei Köln ist man im Berichtszeitraum weniger als fünf Zentimeter nahe gekommen – das entspricht nicht einnmal der Dicke einer Kölner Gehwegplatte.



‘Seit dem Jahr 2000 konnten ausschließlich einige technische Hochwasserrückhaltepolder in Betrieb genommen werden – beim natürlichen Hochwasserschutz via Revitalisierung der Rheinauen müssen die Rheinanliegerstaaten völlige Fehlanzeige melden’, kritisiert der Binnengewässerkundler Nikolas Geiler vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).



Derzeit befindet sich der geregelte Polder Bellenkopf-Rappenwört in der Planfeststellung. Die baden-württembergische BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender sieht darin eine riesige verpasste Chance, Hochwasserschutz und Naturschutz unter einen Hut zu bekommen: ‘Der Rückhalteraum Bellenkopf-Rappenwört ist der einzige Bereich nördlich von Iffezheim, wo zeitnah und großflächig durch Deichrückverlegung eine naturnahe Auenlandschaft hergestellt werden könnte. Diese Chance für die Menschen und die Natur darf nicht verpasst werden.’



Deshalb appellieren die Umwelt- und Naturschutzverbände im Rheineinzugsgebiet an die Mitgliedsstaaten der Internationale Rheinschutzkommission: Anstatt Köln unter Wasser zu setzen, muss das Hochwasser wieder in die Auen gelenkt werden. Die Auen sind in Mitteleuropa der artenreichste Lebensraum. Darum sind alle noch verbliebenen Möglichkeiten für Deichrückverlegungen zu nutzen. ‘Dann freuen sich die Kölner über trockene Keller – während sich Biber und Fischotter über die wechselfeuchten Lebensbedingungen in der revitalisierten Rheinaue freuen’, so Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND in Nordrhein-Westfalen.



Unterlagen zum ungenügenden Hochwasserrückhalt am Rhein aus Sicht der Umweltverbände können unter www.bund-nrw.de/aue_statt_hochwasser abgerufen werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /