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EU-Energielabel für Geräte: Handel erzielt EU-Durchschnitt, in einigen Kategorien großer Nachholbedarf

Mit 58 % korrekt gelabelten Haushaltsgeräten zeigt sich auch in Österreich der bisherige europäische Trend bei der Umsetzung der verpflichtenden Energieverbrauchskennzeichnung.

Die Österreichische Energieagentur führte im Rahmen des EU Projekts "Come on Labels" zur Einführung der Energiekennzeichnung im ersten Quartal 2012 stichprobenartige Kontrollen in 20 Geschäften durch und sieht noch großen Nachholbedarf bei der Etikettierung. Der Energieverbrauch eines Haushaltsgerätes ist langfristig ein wesentlicher Kostenfaktor, der schon bei der Anschaffung berücksichtigt werden sollte. Als Unterstützung bei der Kaufentscheidung soll hier das Energielabel der EU dienen, das über die Energieeffizienz eines Gerätes informiert. Hersteller und Handel sind verpflichtet, das EU-Energielabel mitzuliefern bzw. im Verkaufsraum gut sichtbar an jedem Gerät anzubringen.

Das EU-Energielabel wurde ab Mitte der 1990er Jahre zur Energieverbrauchskennzeichnung verschiedener Haushaltsgerätegruppen und Lampen eingeführt. Die Wertungsklassen von A bis G geben Auskunft über Energiebedarf und andere Gebrauchseigenschaften eines Produkts. Um wieder dem Stand der Technik zu entsprechen, wurde das Label für Kühl-/Gefriergeräte, Waschmaschinen und Geschirrspüler umfassend überarbeitet. Neue, zusätzliche Effizienzklassen A+, A++ und A+++ wurden geschaffen und erstmals auch ein Label für Fernsehgeräte eingeführt.

Wie wichtig es ist, beim Kauf eines neuen Gerätes auf den Energieverbrauch zu achten, lässt sich gut anhand von Kühl- und Gefriergeräten darstellen: Ein Kühl- und Gefriergerät der Klasse A+++ ist um 60 % sparsamer als ein Gerät der einfachen Klasse A. Ein A++Gerät benötigt im Vergleich immer noch 40 % weniger Strom. Mit einem Gerät der höchsten Effizienzklasse können in 10 Jahren sogar mehr als 400 Euro an Stromkosten eingespart werden. Ab Juli 2012 heißt es jetzt außerdem "Aus" für die A-Klasse bei Kühl- und Gefriergeräten. Sämtliche in Europa produzierten bzw. importierten Geräte müssen zumindest die Klasse A+ erfüllen. Noch ineffizientere Kühlgeräte der Klassen B, C oder D sind bereits völlig aus dem Handel verschwunden.

Seit 30. November 2011 müssen alle TV-Geräte sowie Kühl- und Gefriergeräte und seit 20. Dezember 2011 alle Waschmaschinen und Geschirrspüler im Handel mit dem neuen Label gekennzeichnet werden. Für Wäschetrockner, Lampen, Klimageräte und Backöfen gilt derzeit weiterhin das bestehende Label.

Die richtige Kennzeichnung der Geräte wurde nun im Zuge des EU-Projektes "Come On Labels" von der Österreichischen Energieagentur stichprobenartig überprüft. In 20 Geschäften wurden sogenannte "Shop Visits" durchgeführt und dabei über 3.000 Produkte kontrolliert. Die Gerätekennzeichnung wurde vor Ort in Elektrogroßmärkten, Elektrofachgeschäften und Möbelhäusern begutachtet, aber auch Internethändler (Online-Shops) wurden berücksichtigt. Das EU-Effizienzlabel muss je nach Geräteart deutlich sichtbar außen auf der Vorder- oder Oberseite des Gerätes platziert werden. Bei den "Shop Visits" waren 58 % der Haushaltsgeräte korrekt gekennzeichnet, 27 % fehlerhaft und 14 % der Geräte hatten gar kein Label. Bei fehlerhaft gekennzeichneten Produkten war das Label meist verdeckt oder im Inneren des Gerätes angebracht.

Die beste Kennzeichnungsrate erreichten Kühl- und Gefriergeräte mit 66 % richtig gelabelten Produkten. 22% der Kühl- und Gefriergeräte waren fehlerhaft gekennzeichnet und nur 12 % der Geräte waren ohne EU-Label. Waschmaschinen und Geschirrspüler waren zu fast 60 % richtig gekennzeichnet und Wäschetrockner zu 50 %. Bei Fernsehgeräten ist die Situation anders. Aufgrund der erstmaligen Kennzeichnungspflicht seit 30. November 2011 und der Ausnahme für Geräte, die bereits zuvor in den Handel gekommen sind, waren zum Zeitpunkt der Shop-Besichtigung erst rund 20 % der Produkte mit dem neuen EU-Label gekennzeichnet. "Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der gekennzeichneten TV-Geräte deutlich steigt und werden dies im Zuge der nächsten Shop Visits überprüfen" so Julia Gsellmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Österreichischen Energieagentur.

Bei den elektrischen Backöfen waren nur rund 30 % der Produkte korrekt gekennzeichnet. Hier gab es die meisten fehlerhaft gekennzeichneten Produkte mit 48 %. Bei den Backöfen gibt es derzeit noch die alte Label-Version, die aus einem farbigen Grundetikett und einem separaten Datenstreifen des Herstellers besteht, und diese zweigeteilte Kennzeichnung war besonders oft unvollständig. Generell kann angemerkt werden, dass die richtige Kennzeichnung in Elektrofachgeschäften mit (74 %) und Elektrogroßmärkten (69 %) überwiegend gut ist. Mangelhaft war die Kennzeichnung bei Internet-Shops mit nur 47 % richtig angebrachter Labels. "Der größte Nachholbedarf besteht allerdings bei der Kennzeichnung von Einbauküchengeräten im Möbelhandel. Hier war der Anteil mit 25 % korrekt gelabelter Geräte nur sehr gering", so Roland Hierzinger, Projektleiter von "Come On Labels". In diesen Geschäften gibt es viele Einbaugeräte, die in der Praxis kaum gekennzeichnet werden. Die Kennzeichnungspflicht gilt jedoch auch für diese.

Um den KonsumentInnen die Auswahl eines energieeffizienten Produktes tatsächlich zu erleichtern, muss die Kennzeichnung mit dem EU-Label noch verbessert werden. Dazu wurde im Projekt "Come On Labels" eine Anleitung für die richtige Kennzeichnung der Geräte erarbeitet, die Händlern auf Anfrage kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Um die korrekte Anwendung der Labels zu überprüfen, werden im Rahmen von "Come On Labels" noch weitere "Shop Visits" durchgeführt.

Marktüberwachung in Österreich:

In Österreich wird die ordnungsgemäße Kennzeichnung laufend durch MitarbeiterInnen des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend kontrolliert. Dabei wird auf eine flächendeckende Marktüberwachung des Bundesgebietes und auf die Berücksichtigung aller Betriebsgrößen vom Großmarkt bis zum Elektrofachgeschäft besonderes Augenmerk gelegt. Zusätzlich erhält die "Desktop-Marketsurveillance" von Online-Angeboten im Internet eine schnell wachsende Bedeutung. Bei Verstößen gegen die Energieverbrauchskennzeichnung wird im Normalfall ein Auftrag per Bescheid zur Herstellung des gesetzmäßigen Zustandes erteilt. Bei Nichtbefolgung ist ein Strafrahmen von 7.260 Euro vorgesehen.

Projekt:

Das EU-Projekt "Come On Labels" unterstützt und begleitet die Einführung der neuen Energie-kennzeichnung. Das Projekt wird vom Energieeffizienz-Zentrum (SEVEn), Tschechische Republik, koordiniert und hat Partner in 13 europäischen Ländern. Hauptziel dieses Projekts ist die Förderung der ordnungsgemäßen Kennzeichnung von Geräten in Geschäften und dazu die Durchführung entsprechender Marketingaktivitäten. Das Projekt soll die besten Erfahrungen hinsichtlich der Energiekennzeichnung von Energie verbrauchenden Geräten in Europa zusammenfassen und die ordnungsgemäße Umsetzung der neuen Kennzeichnungsregelung unterstützen. Ferner soll die Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit des EU-Energielabels verbessert und der Markt für effiziente Produkte gefördert werden.

Weitere Informationen zum Projekt "Come On Labels" finden Sie unter www.come-on-labels.eu

Kontakt in Österreich Österreichische Energieagentur - Austrian Energy Agency Dr. Roland Hierzinger / DI (FH) Julia Gsellmann Mariahilfer Straße 136, 1150 Wien Tel. +43 (0)1 586 15 24 www.energyagency.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /