© DW- Wolfgang Spitzmüller (Bezirksspr.Grüne), LAbg. Andrea Gottweis (ÖVP), DI Dietrich Wertz (Südburgenland Pro Bahn), LAbg. Bgm. Manfred Kölly (Liste Bgld.),  NAbg. Ing. Norbert Hofer (FPÖ) - von der SPÖ: leider nur ein Schild….
© DW- Wolfgang Spitzmüller (Bezirksspr.Grüne), LAbg. Andrea Gottweis (ÖVP), DI Dietrich Wertz (Südburgenland Pro Bahn), LAbg. Bgm. Manfred Kölly (Liste Bgld.), NAbg. Ing. Norbert Hofer (FPÖ) - von der SPÖ: leider nur ein Schild….

Personenverkehr im Burgenland: Die Lage ist dramatisch

Extreme Benachteiligung des Mittel- und Südburgenlandes im Eisenbahnbereich

Im Rahmen eines Pressegespräches im Stadt-Cafe in Oberwart wurde eine eklatante Benachteiligung des Mittel- und Südburgenlandes aufgezeigt: Der Personen-Bahnverkehr hat sich verschlechtert.

Ein ernüchterndes Fazit fast ein Jahr nach Einstellung des Personenverkehrs zwischen Oberwart und Friedberg: ‘Unsere Befürchtungen haben sich leider bestätigt: Für die Strecke Deutschkreutz-Oberloisdorf gibt es bereits einen Stilllegungsantrag, für Oberwart-Friedberg ist das nur eine Frage der Zeit. Selbst wenn es gelingt, den Güterverkehr mittels Anschlussbahnbetrieb noch einige Jahre zu erhalten, ist damit der Personenverkehr und die – für den Wirtschaftsstandort enorm wichtige - Anbindung an Steinamanger endgültig Geschichte’, resümiert der Sprecher der Bürgerinitiative Dietrich Wertz.

Aktive Aufrechterhaltung des Nord-Süd Gefälles - Steuermillionen schaffen es kaum über den Sieggrabener Sattel

Die Vertreter der Bürgerinitiative kritisieren die massive Umverteilung vom Süd- und Mittelburgenland in den Norden: Zwischen 2001 und 2011 wurden im Landesnorden 135 Mio. €, im Mittel- und Südburgenland allerdings nur 16 Mio. € in die Bahn investiert. Noch stärker ist die Schieflage bei den geplanten Investitionen bis 2017. Bei diesen Zahlen kann noch dazu davon ausgegangen werden, dass es sich zum Teil um ‘Anpassungsmaßnahmen’, d.h. die Vorbereitung des endgültigen Eisenbahnabbaus handelt.

Bei der Pressekonferenz verdeutlichte die Bürgerinitiative die starke Benachteiligung des Mittel- und Südburgenlandes gegenüber dem Norden im Eisenbahnbereich anhand einer Landkarte. Die Grafik zeigt die Investitionen der letzten 10 Jahre als Ein-Euro- und die geplante Ausgaben bis ca. 2017 als Zwei-Euro-Münzen. Pikantes Detail am Rande: Die Daten wurden direkt einer Stellungnahme von Ministerin Bures entnommen. Dabei ist die Verkehrsministerin - gemeinsam mit LH Nießl – selbst für diese Verhältnisse mitverantwortlich, wie die Vertreterinnen der Bürgerinitiative meinen.

Die Bahn als unverzichtbares Element

‘Der Süden, die Mitte UND der Norden haben sich eine fortschrittliche Verkehrsanbindung verdient. In Zeiten steigender Spritpreise ist eine kosteneffiziente, attraktive Eisenbahn ein enormer Gewinn für die Menschen, für die Betriebe und für die Volkswirtschaft. Darüber sollte man endlich ernsthaft diskutieren’, zeigt sich Dietrich Wertz, Sprecher der Bürgerinitiative, gesprächsbereit.

Der ÖVP-Landtagsabgeordnete Andrea Gottweis bezeichnet die Lage als ‘dramatisch’ und fordert, die Strecke Oberwart-Friedberg als vollwertige Linie für Personenverkehr und Güterverkehr zu erhalten und die Reaktivierung der Verbindungen nach Rechnitz und Steinamanger. Sie betont den Nutzen für den Wirtschaftsstandort und den Tourismus: ‘Die Wirtschaft braucht die Schieneninfrastruktur um sich zu entwickeln. Die Absiedlung der Firma Kölbl ist eine direkte Folge der Einstellung der Bahn.’ ‘Auch die touristischen Bahnverbindungen wie die Draisinentour in Oberpullendorf und die Museumsbahn zwischen Oberschützen und Bad Tatzmannsdorf sind zu erhalten.’

Landtagsabgeordneter (Liste Burgenland) und Bürgermeister Manfred Kölly bezeichnet die Schließung der Bahnlinien im Süden als ‘Sauerei’. ‘Die Schließungen sind nicht mehr aufholbar. Sind die Schienen erst einmal weg, so gibt es dort nie mehr eine Infrastruktur.’

Wolfgang Spitzmüller, Bezirkssprecher der Grünen, geht der Frage nach, was die aktuelle Entwicklung für den Konsumenten, den Wähler bedeutet. Sein Fazit: ‘Sprit wird teurer, wer wird sich in Zukunft noch ein Auto leisten können? Wie kommen die Menschen dann zu ihren Arbeitsplätzen? Wir brauchen ganz dringend Alternativen.’

Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Norbert Hofer verweist auf die volkswirtschaftlichen Effekte der Bahn für die Region und die Bedeutung grenzüberschreitender Infrastruktur: ‘Da wir offene Grenzen haben, werden sich auch die wirtschaftlichen Beziehungen in den Osten verstärken. Hier die Bahn zu kappen sei ‘dumm und fahrlässig’. Die wirtschaftliche Entwicklung ist von der Infrastruktur abhängig.’ Hofer weiter: ‘Auch der Tourismus wird im Süden immer wichtiger, eine umweltfreundliche Anbindung notwendig.’
Und er verweist auf den Nutzen für jeden Einzelnen: ‘Die Kosten des Individualverkehrs werden steigen, eine kilometerabhängige PKW-Maut wird kommen.’ Er wünscht sich einen Landeshauptmann aus dem Süden – ‘egal welche Partei’, damit die Nachteile der Landespolitik bewußter werden.

GastautorIn: DW für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /