Finanzierung „grüner“ Schiffe wichtige Aufgabe für Banken und Reeder

global maritime environmental congress in Hamburg

Hamburg- ‘Grüne’ Schiffe zu finanzieren und zu betreiben, die weltweit restriktionslos einsetzbar sind, sei für Banken und Reeder heute besonders wichtig, da die international geltenden Umweltschutzvorschriften für die Schiffbau- und Schifffahrtsindustrie in den vergangenen Jahren ständig verschärft worden sind. Das sagte Dr. Uwe-Carsten Wiebers, Global Head Maritime Industries bei der KfW IPEX-Bank, im Vorfeld des gmec, global maritime environmental congress. Der Kongress wird am 3. und 4. September 2012 im Rahmen der SMM, Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft, auf dem Hamburger Messegelände ausgerichtet. Wiebers wird auf dem SMM Ship Finance Forum 2012, das als Auftaktveranstaltung der SMM 2012 am 3. September, am Tag der SMM-Eröffnungsfeier, stattfindet, einen Vortrag zum Thema ‘Zukunft der traditionellen Schiffs Fonds’ halten und zusammen mit Alexander Tebbe, CEO der Auerbach Schifffahrt, und Dr. Torsten Teichert, CEO Lloyd Fonds, an der Podiumsdiskussion über die künftigen Entwicklungen der Schiffsfinanzierung teilnehmen.



Das Problem der maritimen Branche ist die derzeitige labile Situation der Weltwirtschaft, die auch die Schiffbau- und Schifffahrtsmärkte ins Stolpern gebracht hat. So ist das Orderbuch des Weltschiffbaus laut der Statistik des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) im ersten Halbjahr 2012 gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres um fast 30 % geschrumpft. Standen am 1. Januar 2012 noch 5.709 Neubaubestellungen mit 115,7 Mio. CGT (Compensated Gross Tons, die mit dem schiffbaulichen Arbeitsaufwand gewichtete Bruttoraumzahl) in den Auftragsbüchern der Werften, so waren es am 1.Juli nur noch 4.590 Schiffe mit 91,1 Mio. CGT. Noch deutlicher wird die derzeitige Flaute beim Vergleich der Auftragseingänge. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hielten sich die Reeder mit Neubestellungen zurück. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2011 gingen im ersten Halbjahr 2012 bei den Werften knapp 44 % weniger Aufträge ein.



‘Neu in dieser Schifffahrtskrise ist die Schwäche der Banken, insbesondere der europäischen Schiffsbanken bei der Beschaffung von US Dollar, der Leitwährung der Schifffahrt’, sagt Wiebers. Schiffsfinanzierung erfordere aufgrund der Volatilität des Marktes und der vielfältigen Risikokomponenten des maritimen Netzwerkes eine enge Begleitung. Der individuelle Schiffskredit werde dem eher gerecht als anonymere Kapitalmarktprodukte. Third-Party-Equity berge – das zeige die aktuelle Erfahrung – Risiken, Überkapazitäten aufzubauen. Staatlich unterstützte Exportfinanzierungsmodelle haben in Asien und Europa deutlich an Bedeutung gewonnen und dieser Trend werde sich vermutlich fortsetzen. Je geringer die Bedeutung der Kapitalzinsen und je höher die Bedeutung von Technologie, Know-How und Logistik, desto besser sei die Situation der maritimen Subbranche. Insbesondere Kreuzfahrt und Tiefsee-Öl & Gas Offshore seien intakte Märkte mit auskömmlichen Ratenniveaus. ‘Nicht nur die Betreiber von Spezialtonnage können optimistisch in die Zukunft blicken’, schätzt der KfW-Experte. Die KfW IPEX-Bank betrachte es als eine wichtige Aufgabe, nachhaltige Projekte mit Zukunftstechnologien zu begleiten. Obwohl Reeder, die ihre bestehende Flotte mit Umweltschutzeinrichtungen, wie z.B. Ballastwassermanagement-Systemen nachrüsten müssen, darin zunächst nur Kosten sehen und keine Investitionen, die ‘sich rechnen’, plädiert Wiebers für mehr Umweltschutz auch aus ökonomischen Gründen: ‘Wirtschaftlich werden sich langfristig umweltschonende Schiffe, die meist auch besonders energieeffizient sind, im Markt besser durchsetzen. Es liegt somit im Interesse einer Bank, solche Schiffsprojekte zu begleiten, die besonders energieeffizient und damit nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig sind.’



Hintergrund: Die SMM 2012

Die SMM, shipbuilding, machinery & marine technology international trade fair hamburg, steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Das Top-Event der internationalen maritimen Wirtschaft findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Zur SMM 2012 werden über 2.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern erwartet. Highlights sind neben dem SMM Ship Finance Forum, der gmec, global maritime environmental congress, die MS&D, international conference on maritime security and defence, mit dem Thema maritime Sicherheit und Verteidigung Zum festen Kanon der Veranstaltungen gehört auch der SMM Offshore Dialogue. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.smm-hamburg.com.

GastautorIn: Esther Scholz für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /