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Versteckter Atomstrom im Netz

Stromkennzeichnungsbericht 2011 entlarvt Atomstrom in Österreich -EndkundInnen zahlen immer noch 140 Millionen Euro für Atomstrom

Heute hat die Regulierungsbehörde E-Control den Bericht über die in Österreich an EndkundInnen abgegebenen Strommengen im Fukushima-Jahr 2011 veröffentlicht.

"Der Bericht fällt ernüchternd aus: 4,88 Prozent Atomstrom verstecken sich nach wie vor in "Strom unbekannter Herkunft. Das entspricht jener Menge Atomstrom, die der Reaktor Dukovany 1 im Jahr 2011 produzierte, nämlich 2.603.850.000 Kilowattstunden", erklärt Reinhard Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000. "Der Preis ist hoch: Österreich bezahlt 140 Millionen Euro für Atomstrom. Dazu kommen ein hohes gesundheitliches Risiko für die Bevölkerung und ein ungeklärtes Müllproblem für nachfolgende Generationen."

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil an "Strom unbekannter Herkunft" nur um 0,8 Prozent gesunken: Nach der Nuklearkatastrophe in Japan haben einige Energieversorger wie die Tiwag, My Electric oder Linz Strom angekündigt, nur noch streng gekennzeichneten Strom an die StromkundInnen zu verkaufen. Da in Österreich HaushaltskundInnen jedoch nur 24 Prozent des Stroms verbrauchen, muss hier nun die Industrie mit ihren 57 Prozent Stromverbrauch unbedingt nachziehen.

Am 16. April 2012 hat es, im Rahmen des Atomstrom-Gipfels der österreichischen Bundesregierung mit Energieversorgern und den Umweltschutzorganisationen GLOBAL 2000 und Greenpeace ein klares Bekenntnis der Regierung und der Energieversorger abgegeben, dieses Schlupfloch für Atomstrom endlich zu stopfen und "Strom unbekannter Herkunft" zu verbieten. "Jetzt, sieben Monate nach dem gemeinsamen Beschluss, fordern wir eine rasche Umsetzung der Gesetzesänderung, weil der E-Control-Jahresbericht zeigt, dass nicht einmal eine weitreichende Nuklearkatastrophe wie Fukushima die Geschäftemacherei einiger großer österreichischer Energieversorger wie dem Verbund-Konzern mit Atomstrom aufhalten kann", sagt Uhrig.


"Der Stromkennzeichnungsbericht 2012 zeigt klar und deutlich: Die Energieversorgungsunternehmen (EVU) setzten sogar noch im Jahr der nuklearen Katastrophe von Fukushima weiterhin zu 4,9 Prozent auf Atomstrom. Das entspricht in etwa der Jahresproduktion des AKW Krsko. Die Weigerung der Energieversorgungsunternehmen, freiwillig auf Atomstrom zu verzichten unterstreicht die Wichtigkeit des Atomgipfels. Seit dem Gipfel sind sieben Monate verstrichen. GLOBAL 2000 und Greenpeace gehen aber davon aus, dass es im Zuge der Fertigstellung des Energieeffizienzpaketes in den nächsten Tagen zu einem Vorstoß von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner kommen wird."

"Der heute veröffentlichte Stromkennzeichnungsbericht macht eines klar: Die Regierung muss in Sachen Atomstromhandel endlich handeln. Der Einsatz von Atomstrom für die Pumpen zum Befüllen der Wasserkraftpumpspeicher in den Alpen geht ungebremst weiter. Ja, der Atomstromeinsatz hat sich - so zeigen aktuelle Berechnungen des Umweltdachverbandes - 2012 gegenüber 2011 sogar noch erhöht: 60 % eines Reaktors von Mochovce wird in den heimischen Pumpspeicher-Wasserkraftwerken verbraucht!", ist Gerhard Heilingbrunner, ehrenamtlicher Präsident des Umweltdachverbandes, empört.

Beschluss zum "Aus für Atomstromhandel" im Ministerrat notwendig

Der Umweltdachverband fordert daher Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger zum wiederholten Mal auf, endlich einen Ministerratsbeschluss zu fassen und den definitiven Ausstieg aus dem Atomstromhandel bei der staatseigenen Verbundgesellschaft festzulegen. "Wir verlangen, dass der Verbund-Vorstand einen verbindlichen Ausstiegs-Fahrplan aus seinem Graustrom-Vertrieb und dem Handel mit Strom unbekannter Herkunft auf den Tisch legt und endlich aus den Atomgeschäften aussteigt. Pumpspeicher, die mit Graustrom betrieben werden, sind keine grünen Batterien und torpedieren die Glaubwürdigkeit von Österreichs Antiatompolitik. Solange heimische EVUs ungeniert mit Atomstrom handeln und Atomstrom ungehindert zum Betreiben von Pumpspeicherkraftwerken verwendet wird, kann sich Österreich keiner glaubwürdigen Antiatompolitik rühmen", so Heilingbrunner.

Der Strom eines ganzen Atomkraftwerks für das "ANTIATOM-Land" Österreich- das zeigt akuten Handlungsbedarf, darin sind sich die Vertreter der Umweltorganisationen einig.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /