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DER STANDARD-KOMMENTAR "Desinteresse am Klimawandel"

von Eric Frey- Trotz Sandy ist Erderwärmung für die USA ein Randthema - leider auch für Europa

Kein Wissenschafter kann mit Sicherheit behaupten, dass Hurrikan Sandy etwas mit dem von Menschen verursachten Klimawandel zu tun hat. Aber dass die Wahrscheinlichkeit solcher verheerender Naturkatastrophen durch die Erderwärmung und den Anstieg des Meeresspiegels wächst, steht außer Zweifel. Man würde glauben, dass auch den bisher so klimaschutzkritischen Amerikanern nach dem furchtbaren Dürresommer und dem jüngsten Jahrhundertsturm die Augen aufgehen und der Kampf gegen Klimawandel endlich zu einem innenpolitischen Anliegen wird. Aber keine Spur: Im Präsidentschaftswahlkampf kommt das Thema nur insofern vor, als dass Mitt Romney Präsident Barack Obama vorwirft, den Kohleabbau einzuschränken - und damit auf Stimmen im Kohlerevier von Ohio hofft. Obama selbst spricht das Thema kaum an, was wahltaktisch verständlich, aber für alle, die sich um die Zukunft des Planeten sorgen, dennoch höchst enttäuschend ist. Aber Obama hat schon bald nach seiner Wahl erkannt, dass er als Kämpfer für den Klimawandel politisch nur verlieren kann. Das wird sich auch in einer zweiten Amtszeit nicht ändern. Und unter einem Präsidenten Romney wären überhaupt jene Kräfte am Ruder, die den Klimawandel als Erfindung perfider Öko-Extremisten abtun. Bevor sich die Europäer aber allzu sehr über die Amerikaner empören, sollten sie lieber vor ihrer eigenen Haustür kehren. Auch hier ist das Interesse am Klimaschutz erlahmt. Eurokrise, Rezession, Arbeitslosigkeit - bei einer so schlechten Wirtschaftslage steigt niemand für Umweltthemen auf die Barrikaden. Zwar hat die EU als Ganzes ihre Verpflichtungen zur Treibhausgasreduzierung unter dem Kioto-Vertrag zu erfüllen - aber dafür sind weniger die Klimaschutzmaßnahmen als der Rückgang der Industrieproduktion als Folge der Finanzkrise verantwortlich. Der Emissionshandel ist zahnlos geworden, da die gehandelten Zertifikate fast nichts kosten. Auch wenn sich die EU-Kommission redlich bemüht, die viel zu hohe Zahl der Verschmutzungsrechte zu reduzieren, wird sie wohl am Widerstand der Industrie, dem Desinteresse der Bürger und der deshalb nicht vorhandenen Unterstützung der_Regierungen scheitern. Typisch für diese Gleichgültigkeit ist Österreich: Das Land, das sein Kioto-Ziel am meisten verfehlt und nicht einmal ein Klimaschutzgesetz zustande bringt, wird nach den Plänen der Regierung die Förderung für Pkw-Pendler weiter erhöhen, was zu noch mehr CO2-Ausstoß führen wird.

Der Klimaschutz hat keine Lobby. Selbst für die Grünen ist er kein Herzensthema mehr. Atomausstieg in Deutschland, Korruptionsbekämpfung in Österreich - auch die Ökopartei setzt eher auf jene Themen, die bei den Wählern ziehen. Daher wird auch die bevorstehende Weltklimakonferenz in Katar keinen Fortschritt bringen. Den Preis dafür zahlen Millionen Menschen auf allen Kontinenten - in New Jersey genauso wie in Afrika. Aber wie man die Politik zum Handeln zwingen kann, hat noch niemand herausgefunden. Die einzige Hoffnung besteht in einem überraschenden technologischen Durchbruch. Die besten Nachrichten für den Klimaschutz kommen ironischerweise derzeit aus den USA: Das immer stärker geförderte Schiefergas ersetzt die schmutzigere Kohle und lässt Amerikas CO2-Emissionen erstmals sinken. Das bringt zwar etwas Erleichterung, aber sicher keine Lösung.

Rückfragehinweis: Der Standard

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OTS0056 2012-11-01/18:02



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /