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Antibiotika-resistente Keime: Unterschätzte Gefahr für Mensch und Umwelt

Massentierhaltung trägt zu Ausbreitung der Keime bei - GLOBAL 2000 fordert weniger und kontrollierteren Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung

Wien - Der Einsatz von Antibiotika ist sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin ein immer kritischeres Thema - denn sowohl Menschen als auch Tiere bekommen Antibiotika in der Regel zu häufig verschrieben oder verabreicht. Durch jene übersteigerten Antibiotika-Einnahmen wird die Entstehung von Resistenzen bei Bakterien gefördert. Schwerwiegende Krankheiten werden dadurch immer schwieriger zu behandeln. 25.000 Todesfälle jährlich in der EU, 400.000 Infektionen, 2,5 Millionen zusätzliche Krankenhaustage und 1,5 Milliarden Euro an Mehrkosten für das Gesundheitswesen werden durch antibiotikaresistente Keime jährlich verursacht.

Heidemarie Porstner, Lebensmittel- und Landwirtschaftsexpertin bei GLOBAL 2000, erklärt: "Die immer häufigere Verschreibung von Antibiotika an Menschen trägt sicherlich zu einer Häufung der Resistenzen bei, das viel größere Problem liegt jedoch bei der Massentierhaltung. Vor allem in der Massenhaltung von Hühnern, aber auch bei Schweinen und Rindern werden diese Medikamente in großer Menge eingesetzt. Wegen der engen Belegschaft breiten sich Krankheiten schnell aus und deshalb wird oft - besonders bei Hühnern - die gesamte Belegschaft mit Antibiotika versorgt, auch die noch nicht erkrankten Tiere."

Bereits im März dieses Jahres deckte GLOBAL 2000 auf, dass sich in österreichischem Hühnerfleisch auf sechs von sieben Proben Antibiotika-resistente Keime befanden. Porstner betont: "Durch Verzehr dieses Fleisches können die Keime im menschlichen Organismus
aufgenommen werden und unter Umständen zu schweren Beeinträchtigungen führen. Der Einsatz von Antibiotika ist aber auch aus Umweltsicht sehr kritisch zu betrachten: Die Abbauprodukte dieser Medikamente landen oftmals in Wasser und Boden."

Die Lebensmittelexpertin fordert daher zweierlei: "Auf behördlicher Seite muss es dringend zu strengeren Kontrollen bei der Antibiotika-Gabe kommen. Prophylaktische Verabreichung dieser Mittel ist verboten - doch jedes Verbot ist nur so gut wie seine Kontrollen. Doch auch die KonsumentInnen können zur Verbesserung der Situation beitragen: Wir alle können auf billiges Fleisch aus Massentierhaltung verzichten und eine nachhaltige Landwirtschaft mit einer artgerechten Tierhaltung durch unsere tägliche Kaufentscheidung mit beeinflussen."

Tiere aus artgerechter Haltung werden seltener krank, können gezielter behandelt werden und bieten noch dazu bessere Qualität. In der Biohaltung ist der Einsatz von Antibiotika überhaupt verboten. Porstner betont abschließend: "Es kann nicht sein, dass ein vermeintlich billiges, industrialisiertes Landwirtschaftssystem die wahren Kosten der Allgemeinheit und der Umwelt umhängt."



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Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /