Feuerbrand: Hefepräparat als Alternative zu umstrittenem Antibiotika-Einsatz!

Produkt eines Tullner Jung-Unternehmen bereits international erfolgreich

Tulln, Graz - In der Steiermark diskutieren Obstbauern und Imker seit Wochen um den umstrittenen Einsatz des in der Humanmedizin überholten Breitband-Antibiotikums Streptomyzin zu Bekämpfung des Feuerbrand-Bakteriums (Erwina amylovara), einem Parasiten, der die Bäume vernichtet. Nach dem Katastrophenjahr 2007 sind auch dieses Jahr mehr als zwei Drittel der heimischen Äpfel- und Birnen-Erwerbsflächen gefährdet. Die Blüten verwelken, die Blätter verfärben sich zuerst rot, dann schwarz wie nach einer Feuersbrunst: Doch die chemische Antibiotika-Keule ist kein Allheilmittel: bedenkliche Rückstände lagern sich zwangsläufig in den Honig ein. Außerdem bildet das Bakterium Resistenzen und wird dadurch noch gefährlicher, wie Erfahrungen aus den USA zeigen. "Großflächige Ausbringung von Antibiotikas in die Umwelt, obwohl es umweltfreundlichere Alternativen gibt, ist unverantwortlich und mit den Prinzipien einer Ökologisierung der Landwirtschaft unvereinbar" so Werner Müller vom Büro für Ökologische Risikoforschung.

Hefe-Pilz blockiert Feuerbrand-Bakterium

Sanfter, aber ebenso effizient wirkt ein natürliches Pflanzenschutzmittel: Blossom Protect macht sich die natürliche Konkurrenz um Nahrung und Platz auf den Apfelblüten zunutze: Die Mikroorganismen in Blossom Protect (zwei Stämme der Spezies Aureobasidium pullulans, ein hefeähnlicher Pilz) besiedeln den Blütenboden und verhindern das Eindringen des Feuerbranderregers in die Pflanze. Das Mittel muss ausgebracht werden, bevor der Feuerbranderreger kommt. Das Pflanzenschutzmittels auf Hefepilzbasis wird seit mehreren Jahren in vielen Ländern erfolgreich angewandt: In Deutschland benutzen bereits zahlreiche Landwirte dieses natürlicheFeuerbrandbekämpfungsmittel. Die Wirksamkeit des Mittels ist auch in elf Freilandversuchen durch die Biologische Bundesanstalt Deutschland in Kooperation mit der Universität Konstanz nachgewiesen. Auch die AGES (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) hat die Wirksamkeit in Quarantänekabinenversuchen erfolgreich getestet, so das Fazit der Versuche.

Die Biene als "Flying Doctor"

Derzeit wird eine neue, spannende Anwendungsvariante erprobt, wo die Biene zum "Flying Doctor" wird, indem sie das Pflanzenschutzmittel selber ausbringt: Der Imker lässt sein Volk über das Produkt krabbeln, die Mikroorganismen bleiben an den Beinchen der Bienen haften. So verteilen die Bienen den heilsamen Schutz selber von Blüte zu Blüte -eine einfache und schonende Lösung.

Entwickelt wurde Blossom Protect, das natürlich auch im Bio-Obstbau angewendet werden darf, vom Tullner Biotech-Unternehmen bio-ferm, das von Wissenschaftern der Wiener Universität für Bodenkultur gegründet wurde: "Unsere Produkte bedienen sich natürlicher, seit Jahrhunderten bewährter biologischer Mechanismen und gewährleisten Lebensmittelsicherheit", so Prof. Herbert Danner, Geschäftsführer von Bio-ferm. Der Vertrieb des Produktes erfolgt über die auf Nützlinge spezialisierte Wiener Firma Biohelp (www.biohelp.at).

Die "widerständischen" steirischen Bio-Imker (siehe Steirische Bio-Imker wollen Antibiotika Einsatz nicht hinnehmen) wurden zu ihrer Meinung dazu befragt: Sie würden ihre Bienen als "flying doctors" zur Verfügung stellen.

Weitere Infos: www.bio-ferm.com

GastautorIn: F.J. Purkarthofer für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /