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Verkannte Qualitätshinweise am deutschen Ökoenergiemarkt

Nur jeder Sechste Ökostrominteressierte berücksichtigt Gütesiegel – mit Folgen Umwelt und Klima

München – Masse ist nicht gleich Klasse, diese Weisheit gilt einmal mehr im Ökoenergiemarkt. Immer mehr Haushalte beziehen heute Ökostrom. Auch das Vergleichsportal Check24 bestätigt eine steigende Nachfrage. Aber nur jeder Sechste Interessierte orientiert sich dabei an den einschlägigen Gütesiegeln. Und das hat Folgen für die Energiewende: Denn 100 Prozent Ökostrom allein bedeuten noch keinen echten Umwelt- und Klimanutzen, das hat die Stiftung Warentest erst 2012 wieder in einem Test festgestellt. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen sieht im ungeschützten Begriff Ökostrom eine wesentliche Ursache für das Greenwashing. Deshalb rät er genauso wie die Stiftung Warentest, beim Wechsel auf einen echten Umwelt- und Klimanutzen zu achten. Das erfüllen einzig Tarife, die fossile Energien zugunsten von Erneuerbaren vom Markt verdrängen und so den Bau neuer Ökokraftwerke fördern. Für den Verbraucher sind sie an den Gütesiegeln ok-power und Grüner Strom Label zu erkennen. Beide Zertifikate stellen aktuell die strengsten Kriterien an Ökostromangebote. Das ok-power-Gütesiegel wird getragen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und dem Öko-Institut. Das Grüner Strom Label wird gefördert unter anderem vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Woran erkennt man echte Ökostromtarife?

Schritt 1: Tarife mit Gütesiegel

Anbieter der beiden renommierten Gütesiegel erkennt man an den entsprechenden Logos auf der Unternehmenswebseite. Aber auch auf den Internetseiten von ok-power Label und Grüner Strom Label sowie bei den gängigen Vergleichsportalen kann jeder gezielt nach ’echten” Ökostromtarifen suchen. Bei Check24 werden beispielsweise mit einem Häkchen beim Kriterium ‘nachhaltig’ nur die Tarife angezeigt, die den sogenannten Zubaueffekt* garantieren. Und beim Vergleichsportal toptarif kann sogar nach den einzelnen Zertifikaten recherchiert werden. Verivox listet beim Ankreuzen der Option ‘nur mit Gütesiegel’ entsprechende Angebote auf.

Schritt 2: Anbieter- und Tarifcheck

Für Ökostromwechsler bieten die beschriebenen Gütesiegel eine erste Orientierung. Sie machen den Ökoenergiemarkt transparenter und geben den Verbrauchern mit ihrer unabhängigen Qualitätsprüfung Sicherheit bei der Entscheidung. Birgit Holfert, Energieexpertin bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, gibt weitere Tipps, für einen ‘guten’ Wechsel des Energieversorgers:

1) Wer ehrlich ist, der informiert

Vertrauenswürdige Ökostromtarife erkennt man neben den einschlägigen Gütesiegeln daran, dass die Energieversorger konkrete Informationen zum Angebot auf ihrer Webseite darstellen. Das betrifft die Frage, woher der Strom kommt, aber auch was genau gefördert wird und wer hinter dem Unternehmen steckt. ‘Wer ehrlichen Ökostrom anbietet, der hat nichts zu verbergen. Im Gegenteil, er zeigt ganz deutlich, wie er sich engagiert’, berichtet Birgit Holfert aus ihrer Erfahrung.

2) Nicht verlocken lassen

Ein Vergleich von Arbeits- und Grundpreis der unterschiedlichen Tarife ist das A und O. ‘Das ist aufschlussreicher als ein Vergleich der durchschnittlichen Monats- oder Jahresbeträge. Denn diese können Einmaleffekte enthalten, zum Beispiel in Form von Bonuszahlungen im ersten Vertragsjahr. Das verzerrt den Preisvergleich, vor allem, wenn im zweiten Jahr die Vergünstigungen wegfallen und die vollen, oft wesentlich teureren Arbeits- und Grundpreis greifen’, erklärt Birgit Holfert. Auch rät sie von Pakettarifen ab: ‘Nur wenige kennen ihren Stromverbrauch genau genug. Außerdem unterliegt er im Jahresvergleich größeren Schwankungen, die der Verbraucher teuer bezahlt, wenn er die vereinbarte Verbrauchsmenge überschreitet.’ Flexibel bleiben ist auch mit Blick auf die Laufzeiten und Kündigungsfristen ratsam. ‘Je kürzer die Fristen sind, umso weniger Ärger gibt es in der Regel bei einem Anbieterwechsel.’

3) Erfahrungen geben ein gutes Gefühl

Für immer mehr Verbraucher sind der Ruf und die Vertrauenswürdigkeit des Anbieters wichtige Entscheidungskriterien. Verbraucherbewertungen im Internet und die Webseite des Anbieters vermitteln Wechselwilligen einen ersten Eindruck. Außerdem empfiehlt Birgit Holfert, ‘einfach mal die Hotline des Energieversorgers anrufen. Sowohl die Reaktionszeit als auch die Freundlichkeit und die Verständlichkeit bei der Beantwortung der Fragen, vermitteln einem ein erstes Gefühl.’


Beispiel Polarstern: 100 Prozent Ökostrom mit weltweitem Beitrag zur Energiewende, zertifiziert mit dem ok-power Label

Der unabhängige Ökoenergieversorger Polarstern geht mit seinem Angebot in vielerlei Hinsicht neue Wege im Energiemarkt. Mit einer ungewöhnlich ausgeprägten Offenheit und einer direkten Kundenkommunikation begegnet er der viel bescholtenen Intransparenz des Ökostrommarktes. Er zeigt beispielsweise, wer die Polarstern-Gründer sind, die auch heute noch die Geschäfte führen und was sie antreibt. Die Polarstern-Webseite zeigt auch in Bild und Text, woher genau der Ökostrom kommt: aus österreichischen Kleinwasserkraftwerken. Und er zeigt was und wen Polarstern-Kunden in den Entwicklungsländern unterstützen, so zum Beispiel die Familie Dy Phally aus der Provinz Kampong Cham in Kambodscha. ‘Uns ist Ehrlichkeit und Nähe zu unseren Kunden sehr wichtig’, sagt Florian Henle, einer der drei Polarstern-Gründer. ‘Sie sollen wissen, was sie von uns beziehen und was sie damit unterstützen.’
Zertifiziert ist Polarstern vom ok-power Label. Das Unternehmen garantiert jedem Neukunden, ihn innerhalb von fünf Jahren vollständig mit Energie aus Neuanlagen zu versorgen. Diese Verpflichtung stellt aktuell die höchste Neuanlagenförderung im Markt dar.

* Quelle: Angaben basierend auf Daten von Check24 und anderen Energieportalen
* Der Zubaueffekt wird Anbietern zugeschrieben, die nachweisen, dass sie in signifikantem Umfang in lokale Ökostromproduktion investieren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /