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Temelin: "Lächerliche Drohung Tschechiens gegenüber Österreich"

Tschechische Industrieminister: "falls Österreich uns Ratschläge zu Temelin erteilen will, dann schalten wir es einfach ab. Und ich kann garantieren, dass es in Wien dunkel wird".

Als "lächerliche Drohung Tschechiens gegenüber Österreich" bezeichnet BZÖ-Chef Josef Bucher die Aussage des tschechischen Industrie- und Handelsminister Martin Kuba "falls Österreich uns Ratschläge zu Temelin erteilen will, dann schalten wir es einfach ab. Und ich kann garantieren, dass es in Wien dunkel wird".

"Ich erteile Ihnen hiermit gerne den für die Abschaltung nötigen weiteren Ratschlag, Herr Kuba: Schalten Sie Ihr Pannenkraftwerk Temelin ab und ich garantiere Ihnen, dass in Österreich nicht die Lichter ausgehen, sondern die österreichische Bevölkerung aufatmet. Jetzt halten Sie bitte Ihr versprechen und schließen Sie Temelin".

Allein der weitere Ausbau des Atommeilers in Temelin ist für Bucher eine pure Provokation Österreichs. Menschen in Tschechien und Österreich würden dabei durch einen alten Technologiemix unnötig mit dem Leben bedroht. Die Scheingenehmigung zwei weiterer Blöcke erfolge gegen EU Recht, weil das tschechische Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren in Wahrheit nur ein Atomgenehmigungsverfahren ist. "Der Ausbau Temelins steht EU-rechtlich auf töneren Füßen samt einem Sandfundament. Erst kürzlich hat das österreichische Parlament einen Fünfparteienantrag mit grundsätzlich guten rechtlichen Absichtserklärungen gegen die atomare Bedrohung Österreichs verabschiedet. Das BZÖ wird die Regierung nun mit Nachdruck darauf drängen, diese Absichten mit konkreten harten rechtlichen und diplomatischen Schritten mit Leben zu erfüllen", kündigt der BZÖ-Chef an.

"Wenn unseren tschechischen Nachbarn ein energiepolitisches Licht aufginge, würde es in Österreich deshalb nicht dunkel", erklärt FPÖ-Umwelt- und Energiesprecher NAbg. Norbert Hofer. "Die diesbezüglichen Befürchtungen des tschechischen Industrieministers Kuba zu einer 'Abschaltung Temelins' sind also
fast so weit hergeholt wie die Mär, Atomenergie sei der Garant für eine energiesichere Zukunft. Das Hochrisikospiel der nuklearen Energienutzung ist nur für Hasardeure zukunftstauglich, die sich an den Wünschen der Atomlobby, nicht aber an den Sicherheitsbedürfnissen der Bevölkerung orientieren. Dann noch den Ausbau Temelins, das bereits zum Synonym eines Pannenreaktors geworden ist, als 'Investition ins Familiensilber' zu bezeichnen, komplettiert den Eindruck eines fatalen energiepolitischen Irrweges, der nicht nur gefährlich, sondern auch teuer ist. Von verstrahltem Familiensilber wird auch die tschechische Bevölkerung nicht profitieren können." Hofer weiter: "Einmal mehr zeigt sich, wie überfällig ein
Austritt Österreichs aus dem Euratom-Vertrag ist, durch den der österreichische Steuerzahler die europäische Atomindustrie - ungewollt - mit zig Millionen Euro jährlich sponsert."


Zur Drohung von Martin Kuba meldet sich auch Greenpeace zu Wort. Dass es damit - wie von Kuba angenommen - "dunkel in Wien" würde, widerlegt Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin bei Greenpeace: "Der Anteil von Atomstrom im österreichischen Strommix beträgt heute wenig mehr als vier Prozent, und ab 2015 bleibt Minister Kuba aufgrund des neuen Gesetzes zum Stopp von Atomstromimporten in Österreich ganz auf seiner schmutzigen und hochriskanten Atomenergie sitzen. Ein Reaktorunglück wie jenes in Fukushima vor zwei Jahren kann nirgendwo ausgeschlossen werden. Sollte Temeli­n in die Luft gehen, wird es nicht nur in Wien, sondern auch in Prag, München und Bratislava dunkel. Auf seine Drohung, Temeli­n abzuschalten, bleibt uns daher nur eines zu sagen: Ja, bitte!"

‘Ich möchte diese kuriosen Aussage von Kuba, dass es in Wien finster wird, wenn die Tschechen Temelin abschalten nicht näher kommentieren, denn dies ist nur ein äußerst schwacher Versuch einer Provokation und klarerweise blanker Unsinn’, so Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee.

Wenn Kuba außerdem meint, dass die Atomenergie die einzige Alternative einer sicheren und unabhängigen Energieversorgung für Tschechien ist, dann irrt er, denn Tschechien ist beim Brennstoff für die AKWs zu 100% nicht nur vom Ausland abhängig, sondern von einzelnen Firmen.
‘Tschechien besitzt zwar einige Uranvorkommen, aber keinerlei Anlagen für die notwendige Urananreicherung oder die Herstellung von Brennstäben. Eine unabhängige Energieversorgung sieht daher anders aus’, so Manfred Doppler.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /