Große Ehre für kleine Schnecke

Die Österreichische Quellschnecke ist das „Weichtier des Jahres 2008“

Salzburg - Die kleine Österreichische Quellschnecke kommt zu großen Ehren: Sie wurde vom NATURSCHUTZBUND Österreich und den Malakologen der Universität Salzburg zum ‘Österreichischen Weichtier des Jahres 2008’ gekürt und vertritt damit die große, aber eher unbekannte Gruppe an Weichtieren. Als Bioindikator für beste Wasserqualität ist Bythinella austriaca, wie sie von Wissenschaftlern genannt wird, in den obersten Bereichen sauberer Quellen manchmal zu Tausenden zu finden. Doch diese großen Ansammlungen zeichnen ein falsches Bild, denn die Österreichische Quellschnecke ist in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten verzeichnet. Grund dafür sind Klimaerwärmung, Grundwasserabsenkungen sowie Quellenverbauung und –verschmutzung.

Die in Europa lebenden Quellschnecken der Gattung Bythinella sind sehr klein, ihr Gehäuse misst 2 bis max. 4 mm in der Höhe. Wie der deutsche Name vermuten lässt, leben diese Schnecken fast ausschließlich in Quellen und im Oberlauf von Bächen des Berg- und Hügellandes. Sie sind auf sehr sauberes Wasser angewiesen und tolerieren für ihre Entwicklung nur geringe Temperaturschwankungen im kühlen Bereich. Bei vermehrtem Vorkommen sind sie stets Anzeiger für beste Wasserqualität. Direkt im Quellbereich kann man dann mehrere tausend Individuen pro Quadratmeter finden. Durch Kieselalgen, die auf der Schale wachsen, erscheint diese meist schwarz oder dunkelbraun. Gelegentlich sind die Schalen durch Grünalgenbewuchs aber auch grün gefärbt.

Im Gegensatz zur Weinbergschnecke (Weichtier des Jahres 2007), die Zwitter ist, ist die Quellschnecke getrennt geschlechtlich. Sie legt ihre Eier meist auf Steinen, gelegentlich sogar auf Artgenossen ab. Manchmal heften die Schnecken ihr Gelege auch auf Wasserkäfer oder andere flugfähige Insekten, was ihnen zur Ausbreitung auf andere Quellgebiete hilft.

Die Hauptgefahren für die in der Roten Liste als ‘NT’ (‘Gefährdung droht’) eingestuften Schnecken sind Grundwasserabsenkungen, welche die Quellen austrocknen lassen, Verbauungen und Einfassungen von Quellen sowie Verunreinigung durch Eutrophierung oder durch chemische Schadstoffe im Einzugsgebiet der Quellen. In jüngster Zeit kündigt sich eine weitere Gefährdung an, die globale Klimaerwärmung. Die Temperatur von Quellwasser korreliert eng mit der Jahresdurchschnittstemperatur eines geographischen Gebietes. Erhöht sich diese über die ökologische Verträglichkeit der Schnecke hinaus, so kann sie sich nicht mehr fortpflanzen.

Die Ökologie und Genetik der Quellschnecken sollen nun in einem Forschungsprojekt der Universität Salzburg näher untersucht werden. NATURSCHUTZBUND und Malakologen setzen außerdem Aktionen, um den Lebensraum der Quellschnecken zu schützen.

GastautorIn: Mag. Dagmar Breschar für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /