© Fackelträger-Verlag
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Offener Brief an den NÖ-Landwirtschaftskammerpräsidenten

Empörter Imker macht sich Luft über hartnäckige Umweltfeindlichkeit

Präsident Schultes katapultiert sich von einem Fettnäpfen ins nächste

Der NÖ-Landwirtschaftskammer-Präsident verzapft im Editorial der jüngsten Ausgabe der
"Landwirtschaft" erstaunlich Bienen- und Umweltfeindliches. Sehr zum Missfallen der Imkerschaft. Bedenkt man, dass Ing. Schultes einstmals Gründer des umweltschützenden "Distelvereins" war, ist man geneigt sich des althergebrachten "O tempora O Mores " zu bedienen.

Hier der offene Brief im Wortlaut :


Sehr geehrter Herr Präsident Ing. Hermann Schultes,

Nennen Sie Ihren Artikel in der Landwirtschaft vom 1. April 2013 debattieren auf gleicher Augenhöhe? Genau so, wie Sie es schon am Landesimkertag 2012(!) gemeint haben und auch sonst bei jeder Gelegenheit erwähnen? Ihre Aussagen und Stellungnahmen zu den Bienen gehen in gleicher Tonart schon längere Zeit. Wie lange ist denn bei Ihnen Wahlkampf?

Das, was Sie offensichtlich mit diesem Artikel bezwecken wollen, ist, die Landwirte gegen die Imker aufbringen. Es ist zu befürchten, dass Ihnen das gelingt. Dann allerdings rückt ein friedliches Nebeneinander bzw. Miteinander in sehr weite Ferne. Seien Sie mir nicht böse, dass ich das so deutlich schreibe, aber das ist ein schäbiges Spiel. Und das auf Kosten der Bienen, um die es Ihnen ganz offensichtlich noch nie gegangen ist. Viel weniger peitschenknallerische Töne täten Ihrem Amt sowohl in der Kammer, als auch im Parlament gut. Vergessen Sie nicht: Es ist Wahlkampf! Und 24.000 Imker in Österreich werden Ihnen Ihre Töne sicher danken. Haben Sie es wirklich notwendig, die Landwirte durch solche Stimmungsmache zum Stimmvieh zu degradieren?

Ich habe es noch nicht erlebt, dass sich jemand so verbissen an etwas klammert, von dem das Gegenteil schon lange wissenschaftlich bewiesen ist. 4 bis 7 Nanogramm Neonicotinoide töten eine Biene. Nach Ihrer Diktion 4 – 7 mal Nichts. Weniger als 3 Nanogramm ruft sublethale Effekte hervor, die sogar noch schlimmer sein können, weil sie nicht die einzelne Biene töten, sondern unter Umständen sogar das ganze Volk. Bienen, die nicht sofort sterben, können noch Pollen nach Hause tragen, der – an die Brut verfüttert – absolut tödlich wirkt. Da nützt es gar nichts, wenn angeblich nur mehr ein Zehntel des relevanten Saatgutes entsprechend gebeizt ist. In Oberösterreich wurden (entsprechend dokumentiert und bestätigt) zig Völker dahingerafft obwohl dort nur ein winziger Acker Mais gebaut wurde. Giftig ist giftig. Und vor allem im Nanogrammbereich tödlich!!!

Ich verstehe nicht, warum Sie nicht dafür eintreten, dass Landwirte die Imker von geplanten Spritzmaßnahmen informieren. Das kann in keiner Ortschaft ein großes Problem sein. Die 1 – 2 ansässigen Imker werden wohl jedem bekannt sein. Was wäre das Problem, wenn ein Landwirt den Imker informiert, dass er Neonicotinoid-gebeiztes Saatgut verwendet? Das würde zwar das Grundproblem nicht beseitigen, aber zumindestens den Bienen das Überleben sichern. Warum schreiben Sie nicht einmal darüber in den Landwirte-Medien? Sie fahren eine Strategie der verbrannten Erde, denn wie eingangs erwähnt: Ihnen geht es offensichtlich nicht um die Biene. Selbst wenn Sie das 100 mal beteuern. Nach Ihren letzten Veröffentlichungen kann man Ihnen das nicht mehr glauben.

Mit freundlichem Gruß
Albert Schittenhelm


Artikel Online geschaltet von: / hackenberg /