© Fraunhofer ISE
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Neue Projekte belegen Vielfalt des Passivhauses

Energie-Einsparung bei „alten Gemäuern“ wie bei Glasfassaden

Darmstadt. Für jede Bau-Aufgabe die passende Lösung: Die Vielfalt des Passivhaus-Standards wird kurz vor Beginn der Internationalen Passivhaustagung 2013 an mehreren wegweisenden Projekten deutlich. In Heinsberg bei Aachen wird am Sonntag in einer nach EnerPHit sanierten Kirche erstmals wieder zum Gottesdienst geladen. Einen Tag später ist am Donaukanal in Wien die Eröffnung eines ‘Passiv-Büroturms’ geplant. In Heidelberg laufen derweil die Bauarbeiten
zur neuen Bahnstadt auf Hochtouren – hier entsteht ein ganzer Stadtteil nach den Kriterien der hoch energieeffizienten Bauweise.

Selbst alte Gemäuer können auf modernsten Standard gebracht werden – das hat in Heinsberg die evangelische Christusgemeinde gemeinsam mit dem Architekten Prof. Ludwig Rongen demonstriert. Das äußere Erscheinungsbild des Ziegelbau-Ensembles mit Kirche und Pfarrhaus konnte erhalten werden. Die Lösung war in diesem Fall eine Innendämmung. ‘Hier ging es nicht um irgendeine ehrgeizige Umbau- und Erweiterungsmaßnahme, sondern um ein einzigartiges Pilotprojekt’, sagt Rongen. Der Maßstab waren dabei die vom Passivhaus Institut in Darmstadt
entwickelten EnerPHit-Kriterien für Altbaumodernisierungen.

Futuristisch präsentiert sich der Neubau des Raiffeisenkonzerns in Wien: Fast 80 Meter ragt die Glasfassade am Ufer des Donaukanals in die Höhe. Die energetische Qualität des Gebäudes wurde vom Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie (IBO) geprüft. Der Büroturm ist ein Referenzprojekt mit 700 verbauten Sensoren, die die gesamten Energieflüsse messen und diese im Empfangsbereich auch anzeigen.

‘Das Ziel war, höchste Energieeffizienz zu bauen und nachvollziehbar darzustellen, damit niemand mehr sagen kann, im Hochhausbereich funktioniere ein Passivhaus nicht’, sagt IBO-Geschäftsführer Dr. Bernhard Lipp. Die Heidelberger Bahnstadt zählt allein schon wegen ihrer Dimensionen zu den bedeutendsten Passivhaus-Projekten der Welt. Auf 116 Hektar entsteht hier ein lebendiger Stadtteil, in dem in wenigen Jahren bis zu 12.000 Menschen wohnen und arbeiten werden. ‘Die Energiewende erfordert, gute Konzepte aus der Nische in die breite Anwendung zu bringen’, sagt Ralf Bermich vom Heidelberger Umweltamt. Ein erstes Wahrzeichen der Bahnstadt steht schon: Das Büro und Laborgebäude ‘SkyLabs’. In unmittelbarer Nachbarschaft beziehen die neuen Einwohner
nach und nach ein neues Zuhause – in Studentenwohnungen wie in luxuriösen Stadtvillen.

Auf der Internationalen Passivhaustagung in Frankfurt am Main präsentieren Experten aus aller Welt am 19. und 20. April neue Projekte und Lösungsansätze für energieeffizientes Bauen. Das Vortragsprogramm wird umrahmt von Workshops und Exkursionen sowie einer Fachausstellung mit allen führenden Herstellern von Passivhaus-Komponenten. Im Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden spart das Passivhaus bis zu 90 Prozent der Heizenergie – das Prinzip funktioniert im Neubau ebenso wie bei der Sanierung von Altbauten.

GastautorIn: Benjamin Wünsch für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /