CIBC World Markets Report: Importbesteuerung zur Reduktion von Treibhausgasemissionen notwendig

Energieverbrauch der fertigungsintensiven chinesischen Wirtschaft am Bruttosozialprodukt viermal höher als in der US-Wirtschaft

Eine Kohlenstoffsteuer für Importe aus China ist möglicherweise das einzige Mittel, womit die Industrienationen die Treibhausgasemissionen entscheidend reduzieren können, heisst es in einem aktullen Report von CIBC World Markets.

Der Marktforschungsbericht merkt an, dass Kohlenstoffemissionen von Schwellenländern - insbesondere von China - in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen sind, während die Regierungen der Industrienationen bereits Schritte zur Treibhausgasreduktion angeordnet haben. Seit 2000 sind die Gesamtemissionen auf über 6.000 Millionen metrische Tonnen (mmt) geklettert - davon sind 90 Prozent China und anderen Schwellenländern zuzuschreiben. China ist mittlerweile der grösste Kohlenstoff-Einzelproduzent weltweit und produziert über 21 Prozent der globalen Emission.

"Da die OECD-Länder beginnen, ihre Industrie zunehmend mit steigenden Gebühren auf CO2-Emissionen zu besteuern, wird die Toleranz der Wirtschaft gegenüber der Co2-Emissionspraxis der eigenen Handelspartner schnell abnehmen", meint Jeff Rubin, Chef-Ökonom und Chef-Stratege bei CIBC. "Insbesondere, wenn die Schritte, die in Nordamerika, Westeuropa und einer Hand voll anderer OECD-Länder zur Emissionsreduktion unternommen werden, gegen die Emissionsmengen Chinas und anderer Schwellenländer verschwindend klein zu sein scheinen."

"Anders als gütliches Zureden, das höchstwahrscheinlich auf taube Ohren treffen würde, setzt die OECD nur den Hebel des Handelszugangs ein. Die Antwort der OECD wird wahrscheinlich einen Kohlenstoffzoll mit sich bringen - eine ausgleichende Kraft, die die impliziten Subventionen auf den Kohlenstoffinhalt von Importen besteuert, die aus nicht kohlenstoffkompatiblen Ländern kommen."

Der Report hat ergeben, dass Anstrengungen zur schrittweisen Reduktion der Kohlenstoffemissionen um nur 10 Prozent in den USA durch ein Obergrenzen- und Handelssystem geschätzte 0,6 Prozentpunkte des realen jährlichen Bruttosozialproduktanstiegs in den nächsten fünf Jahren verschlingen werden - wobei die Kosten für Europa und andere OECD-Nationen in ähnlicher Grössenordnung liegen.

Jeff Rubin meint, dass diese Massnahmen nur dann effektiv zur Reduktion der Treibhausgase beitragen können, wenn diese auch in den Schwellenländern geschehen bzw. die Schritte untereinander abgestimmt sind. Ansonsten entstehen nur Zusatzkosten für den Verbraucher, die Industrie in Europa und den USA wird weniger konkurrenzfähig und schliesslich werden die weltweiten Emissionen sogar steigen, da immer mehr Produktionskapazitäten in Rechtshoheitsgebiete ohne regulative Massnahmen verlagert werden.

CIBC World Markets berechnet die mit dem Warenexport zusammenhängenden Emissionen Chinas im Jahre 2007 auf rund 1.700 mmt. In den vergangenen sieben Jahren hat Chinas Gesamtemission um nahezu 120 Prozent zugenommen. Die durchschnittliche Zunahme an Treibhausgasemissionen in China entspricht den gesamten Treibhausgasemissionen des Vereinigten Königreichs und Kanadas. Die kumulative Emissionszunahme Chinas für die vergangenen sieben Jahre entspricht der aktuellen Summe an Emissionen der Wirtschaften Japans, Indiens, Spaniens und Kanadas. Gründe für diese dramatische Zunahme sind das immens Wirtschaftswachstum und das gleichzeitige Fehlen von durchsetzbaren und sinnvollen Umweltschutzregulierungen.

"Der Energieverbrauch der fertigungsintensiven chinesischen Wirtschaft als Anteil am Bruttosozialprodukt liegt viermal höher als beispielsweise in der dienstleistungsorientierten US-Wirtschaft", sagt Rubin. "Hinzu kommt, dass China leider nicht besonders kohlenstoffeffizient ist. Das Land produziert ein Drittel mehr an CO(2)-Emissionen je Energieeinheit als die US-Wirtschaft und doppelt so viel wie Kanada. Kombiniert man die Energieintensität der chinesischen Wirtschaft mit der geringen Kohlenstoffeffizienz des Energieverbrauchs, so hat man einen mächtigen Cocktail für explosionsartig steigende Emissionen."

Schlägt man 45 Kanadische Dollar (CAD) pro Tonne an Kosten für CO2 Emissionen drauf, so würden grob 55 Milliarden CAD pro Jahr an Zöllen aus chinesischen Exporten in die USA generiert. "Natürlich werden nicht nur chinesische Exporteure zahlen müssen", ergänzt Rubin. "Zumindest am Anfang, bis sich andere kohlenstoffkompatible Einkaufsquellen finden lassen, wird der Verbraucher die Last der Importzollkosten durch einen höheren Preis zu tragen haben. Auf der Grundlage des Anteils Chinas an den US-Importen würde ein Zoll von 45 CAD pro Tonne zu einer Preisinflation für den Endverbraucher von über 0,6 Prozentpunkten führen."

"Aber irgendwann würde die Inflationswirkung abgeschwächt, da die Inlandsproduktion einige der chinesischen Importe ersetzen würde und der Einkauf in ein Land mit einer geringeren Emissionen als China verlagert werden würde."

Der Bericht merkt an, dass angesichts der Gesamtenergie-Ineffizienz der chinesischen Wirtschaft ein Kohlenstoffzoll, gekoppelt mit dreistelligen Ölpreisen, die Wettbewerbsfähigkeit Chinas neu definieren würde. In vielen Branchen wird es darauf ankommen, wie energieeffizient sie sind, und wie kohlenstoffeffizient sie beim Energieverbrauch sind. In beiden Rechnungen sind China und der Rest der Schwellenländer in enormem Masse derzeit im Nachteil. Als Folge ginge Chinas Lohnvorteil in vielen energieintensiven Branchen verloren, sodass diese Branchen anschliessend wieder nach Europa oder Nordamerika zurückgehen würden.

Rubin erwartet, dass chinesische Exportunternehmen für Chemieprodukte aufgrund ihres astronomischen Energieintensitätsfaktors die ersten Unternehmen sein werden, die zurückwandern werden. Tatsächlich gingen die Chemie-Exporte von China in die USA bereits zurück, wobei der Absatz in den vergangenen zwei Jahren nur halb so stark zunahm, wie das in der ersten Hälfte des Jahrzehnts der Fall war.

Nichtmetallische mineralische Produkte (Zement, Glas, Kalk, etc.), deren Energieintensität 130 Prozent über dem Durchschnitt der chinesischen Industrie liegt, sowie die Druck-, Hüttenmetallfertigungs- und Maschinenindustrie sind weitere Kandidaten für eine derartige Neuausrichtung.

"Mit jeder, von Nicht-OECD-Ländern in die Atmosphäre ausgestossenen Tonne CO2 sinkt die Kohlenstofftoleranz der OECD und Umweltschutz wird bald zur signifikanten Handelsbarriere", so Rubin. "Ein von den USA erhobener Zoll auf in chinesischen Exporten gebundene Emissionen würde nicht nur die impliziten Kohlenstoffgehaltsubventionen, von denen die chinesischen Exporteure derzeit profitieren, abbauen. Er würde auch gross genug sein, um für den Beginn der Abkehr von aktuellen Handels- und Auslandsmustern zu sorgen."

Der CIBC World Markets Report steht unter http://research.cibcwm.com/economic_public/download/smar08.pdf zur Verfügung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /