© Josef_Limberger / Grosser Brachvogel
© Josef_Limberger / Grosser Brachvogel

Starker Aufwind für den Großen Brachvogel in Oberösterreich

BirdLife: Viele Wiesenvogelbestände insgesamt dennoch rückläufig

Wien – Rechtzeitig bevor dieser Tage die ersten jungen Brachvögel schlüpfen, veröffentlicht BirdLife die langfristigen Trends der Wiesenvogelbestände in Oberösterreich. Die Brutvorkommen dieser bedrohten Arten werden in Kooperation mit dem Land Oberösterreich seit 1996 umfassend kontrolliert. Das überraschende Ergebnis: Mit 46 Brutpaaren gibt es derzeit so viele Große Brachvögel wie nie zuvor. Ganz anders die Situation von Heidelerche, Braunkehlchen oder Kiebitz außerhalb der Schutzgebiete. Im freien Fall schrumpfen die Bestände der meisten heimischen Agrarvogelarten. Grund ist die fast flächendeckende Intensivierung der Landwirtschaft, die den Bruterfolg der Bodenbrüter Jahr für Jahr stark reduziert. Braunkehlchen und Wiesenpiepern könnte dadurch bald das völlige Aussterben drohen. Die Vogelschutzorganisation drängt auf eine Intensivierung der Schutzmaßnahmen wie verbesserte Vertragsbedingungen für Landwirte, die zu einer späten Mahd letzter Brutwiesenflächen bereit sind.



‘Entgegen den meisten internationalen Trends entwickeln sich die Brachvogelbestände in Oberösterreich besonders gut’, so Landesrat Manfred Haimbuchner hocherfreut über die jüngsten Ergebnisse des BirdLife-Monitorings. Seit 1996 nehmen die Bestände des Brachvogels um 94% oder um 24 Paare zu. Die bundesweit größte Brachvogelpopulation findet sich im Vogelschutzgebiet Ibmer Moor mit 15-18 Paaren. Die Zuwächse basieren aber auch auf den erfolgreichen Neubesiedelungen der Flughäfen Welser Heide (8-10 Paare) und Hörsching (9 Paare).



‘Gezielte Schutzmaßnahmen der letzten Jahre im Ibmer Moor und am Irrsee sind ebenso Gründe für diese positive Entwicklung wie die überraschend hohe Anpassungsfähigkeit der Brachvögel an den Flugbetrieb auf Flughäfen ’, erklärt Projektleiter Hans Uhl aus Schlierbach. Damit ist dem Naturschutz in Oberösterreich ein außerordentlicher, herzeigbarer Erfolg gelungen, der andererseits eine erhöhte bundesweite Verantwortung für den Brachvogel zur Folge hat. BirdLife setzt sich diesbezüglich weiterhin für eine umfassende Schutzgebietsausweisung des Flugplatzes Welser Heide ein.



Alpenvorland: Braunkehlchen und Wiesenpieper knapp vor dem Aus

Extrem rückläufig sind die Bestände des Braunkehlchens: seit 1998 um 66%. Im gesamten Alpenvorland waren 2012 nur noch 2 Paare am Irrsee zu finden. Sechs letzte, lokale Populationen mit mehr als 5 Revieren existieren im Mühlviertel an der Grenze zu Südböhmen. ‘Von den vermutlich weit über 1000 Paaren in den 1960er Jahren, verbreitet in fast allen großen Grünlandgebieten anzutreffen, sind kärgliche 70 bis 100 Braunkehlchen Paare übrig’, bilanziert Uhl. Genauso, wenn nicht noch rückläufiger sind die Vorkommen des Wiesenpiepers: Mit gesamt etwa 50 Brutpaaren und einem Minus von 79% seit 1998 steht der kleine Singvogel knapp vor dem Aussterben.

Kiebitz & Co: Verbesserte Kooperationen von Naturschutz und Landwirtschaft dringend gefragt

Die zumindest 1300 Kiebitz-Paare im oberösterreichischen Alpenvorland sind gleichzeitig auch das größte bundesweite Vorkommen dieser dennoch rückläufigen Wiesenvogelart. Gerade in Oberösterreich stellt sich die Frage wie die weit verstreut über das Alpenvorland verteilten ‘Ackerkolonien’ des Kiebitzes effizient durch Landwirte geschützt werden können. ‘Neue Kooperationen von Naturschutz und Landwirtschaft sind nicht nur für diese Art dringend gefragt’, so Uhl. BirdLife fordert, dass gerade auf EU-Ebene in Verhandlung stehende Agrarförderungen künftig verbesserte Umweltauflagen für Wiesenvögel haben müssen. Ohne attraktivere Vertragsbedingungen für Landwirte, die bereit sind, letzte Brutwiesen zu schützen, ist das völlige Verschwinden von Braunkehlchen und Co. in Oberösterreich nicht zu verhindern!

GastautorIn: Mag. Bettina Klöpzig für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /