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Neonicotiniode: Nicht nur für Bienen ein Problem

Schleichende Vergiftung und Verhungern von Wassertieren durch Insektizideinsatz- Folgen in gängigen Tests noch nicht erfasst!

Vor kurzem hat die EU ein Verbot für einen Teil der bienenschädlichen Neonicotinoide beschlossen. Nun haben Schweizer Forscher herausgefunden, dass
diese Insektizide genauso für Kleinkrebse und andere kleinere Wassertiere schädlich wirken und sogar zum Tod der Kleinwassertiere führen können. Bereits bei äußerst geringen Konzentrationen des Giftes werden die Bewegung und die Nahrungsaufnahme der Krebse beeinflusst und wenn die Pestizidbelastung anhält verhungern sie. Diese Langzeitfolgen wurden bisher bei gängigen Toxizitätstests nicht erfasst, weil nur Kurzzeitfolgen geprüft wurden, wie die Schweizer Forscher in einem wissenschaftlichen Artikel im Fachmagazin "PloS ONE" warnen.

Die Hinweise auf die bisher nicht bekannte schleichenden Giftwirkungen der
Neonicotinoide wirken sich derzeit noch in KEINEM Verbot oder Gesetz aus: Derzeit dürfen sie, nachdem das Verbot der EU in Kraft tritt, immer noch bei jenen Pflanzen eingesetzt werden, die für die Bienen nicht attraktiv sind. Dies war das Ergebnis aus bisherigen Studien, die in der Vergangenheit aufzeigten, dass
Neonicotinoide beispielsweise die Orientierung der Bienen emfindlich stören und damit Mitverantwortung für das Bienensterben haben. Vollkommen unberücksichtigt bleibt bisher, dass die Pestizide durch Regen in den Boden und auch in Seen und Flüsse gelangen. Es wurde bis dato angenommen, dass Neonicotinoide zumindest in niedrigen Dosierungen für wirbellose Wassertiere eher unschädlich sind: Bachflohkrebse die für kurze Zeit mit erhöhten Konzentrationen dieser Pestizide konfrontiert werden, bewegen sich weniger und fressen weniger- wenn der Giftgehalt des Wassers abnimmt, erholen sie sich rasch. Solche kurzzeitigen Belastungsspitzen gibt es in der Praxis, wenn es beispielsweise während oder nach einer Anwendung der Mittel auf den Feldern zu einem Unwetter oder einem längerem Regenguß kommt. Eine sehr niedrige und dauerhafte Belastung durch die eingeschwemmten Pestizide wurde bisher nicht untersucht. Die Schweizer Forscher vom Wasserforschungs-Institut Eawag untersuchten diese Variante, die es in der Natur beispielsweise in stehenden Gewässern geben könnte.


Die Folgen für die schleichend vergifteten Krebse waren dramatisch: Sie waren nach zwei bis drei Wochen einfach verhungert. Ein Ergebnis war auch, dass das Ausmaß der Folgen sehr stark von der jeweiligen Jahreszeit abhängt: Hatten sie beim Start der Tests noch viele Fettreserven und waren sehr fit, überlebten sie eher als nach einem eher nahrungsarmen Winter.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /