© VZI /vlnr: Klaus Schierhackl, Karin Keglevich, Franz Bauer, Andreas Gobiet
© VZI /vlnr: Klaus Schierhackl, Karin Keglevich, Franz Bauer, Andreas Gobiet

Infrastrukturgranden beim VZI

Interessante Diskussion beim Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe

Wie die zukünftige Geschäftspolitik der großen öffentlichen Auftraggeber ASFINAG und ÖBB ausgerichtet wird und welche Investitionsvorhaben in den nächsten Jahren getätigt werden, beleuchtete im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI): Dr. Klaus Schierhackl, Vorstandsdirektor ASFINAG, DI Franz Bauer, Mitglied des Vorstandes der ÖBB-Infrastruktur AG sowie Ziviltechniker DI Andreas Gobiet, Präsident des VZI, diskutierten. Mag. Karin Keglevich, Special Public Affairs GmbH, moderierte die Diskussion im Hotel Sacher.



Bei der ÖBB wird das zur Verfügung stehende Budget weitgehend in Erweiterungsmöglichkeiten für die Bahn investiert. Projekte wie z.B.: die Güterzug-Umfahrung St. Pölten, der 4-Gleisige Ausbau des Abschnitts Linz-Wels, aber auch der Hauptbahnhof Graz als Nahverkehrsdrehscheibe oder die Koralmbahn/Tunnel zählen dazu. Der Brenner Basis-Tunnel als Großprojekt, könnte ein weiterer Meilenstein werden. Betriebsführung, Instandhaltung und Investition in der Höhe von rd. EUR 1,5 Milliarden pro Jahr wird vom Bund getätigt, wobei 25 Prozent davon, laut Vorstand Bauer, die ÖBB durch Immobilienverkäufe oder als Stromanbieter selbst aufbringt. Die Projekte, erklärt Bauer, werden bei der ÖBB von hauseigenen Projektleitern abgewickelt, die Bauaufsicht vor Ort werde aber als Dienstleistung zugekauft. Da der Personenverkehr zunehme, die Entwicklungskurve beim Güterverkehr jedoch stagniere, wird auch investitionsmäßig der Personenverkehr stärker bedacht. Nichts desto trotz, sei Österreich mit 30 Prozent Auslastung im Güterverkehr weit über dem EU Durchschnitt, der bei 14 Prozent liegt.



Vorhandene Infrastruktur optimal Nutzen

Für Klaus Schierhackl, müssen die Ein- und Ausgaben zusammen passen: ‘Die ASFINAG muss von sich selbst leben können.’ Anders als die ÖBB setzt die ASFIANG vorrangig auf die Instandsetzung und erst dann auf neue Projekte, um die vorhandene Infrastruktur auf einem qualitativ hohem Level zu halten. Ein zeitgemäßes Angebot für alle Verkehrsteilnehmer ist nötig, die zahlenden Kunden, 23 Millionen Vignetten werden im Jahr verkauft, hätten darauf Anspruch.

Durch die umfassenden UVP Vorschriften, die Schierhackl aus Umweltgründen zwar für nötig hält, aber die exzessive Auslegung doch auch dazu führt, dass sie zu ‘Projektverhinderungsverfahren’ werden, sei es immer schwieriger neue Schnellstrassen- oder Autobahnprojekte umzusetzen. Ein Viertel der Autobahnen ist daher bereits mit einer Lärmschutzmauer versehen, da die Dezibelgrenzen diese erfordern.



Leistung/Vertrag/Honorar

Leistung-Vertrag-Honorar sind die drei Ecken eines magischen Dreiecks das derzeit seine Balance verloren hat. Präsident Gobiet stellt im Rahmen der Diskussion die Problematik der Vergabeverfahren in den Raum. Weltweit sei es bei Ausschreibungen bereits üblich die Qualität mit 80 und den Preis mit 20 Prozent zu bewerten, anstelle 60:40 um der Qualität vermehrt den Vorzug zu geben. Dem gegenüber argumentierten Schierhackl, wie auch Bauer, dass es ‘die’ faire Lösung nicht gibt. Das derzeitige Vergaberecht sei durchaus ausreichend, die Vertragsgestaltung könnte allerdings verbessert werden. Einig war man sich, dass es für eine faire Honorierung wichtig sei, dass die Auftraggeber schon im Rahmen der Ausschreibung die nachgefragte Leistung sehr klar spezifizieren, nur so könne die Preis/Leistungs-Problematik etwas eingedämmt werden.



Eine gewünschte Handschlagsqualität, so Schierhackl, gibt es nicht mehr, dazu sind die Anforderungen schon zu umfassend und müssen im öffentlichen Vergabebereich rechtlich bindend formuliert sein. Man muss sich der Situation stellen, dass man sich einer immer stärkeren Amerikanisierung nicht entziehen wird können. Dass Verträge manchmal zu ausufernd abgefasst sind wurde nicht bestritten, allerdings ist eine ideale Lösung hier schwer zu finden.



Nach einer interessanten Diskussion wurde beim anschließenden Cocktail noch ausführlich weiter debattiert und Networking betrieben.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /