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Nachhaltige Forstwirtschaft für das Multitalent Wald

Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft profitieren von den forstlichen Leistungen

Die steirischen Familienforstbetriebe leben seit 300 Jahren die Nachhaltigkeit als Lebenseinstellung und erbringen damit Leistungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Mit dem Grundsatz "Natur nützen, Natur schützen" stellen sich die Betriebe neuen Herausforderungen und erfüllen durch professionelles Forstmanagement die gesteigerten Ansprüche an den Wald. Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung sind Familie, Eigentum und stabile Verhältnisse, die politisch abgesichert werden müssen, um weiterhin verantwortungsvoll die wertvolle Ressource Wald zu nützen und zu schützen.

Nachhaltigkeit als Motivation zu sähen und den Nächsten ernten zu lassen

"Die Familienforstbetriebe sind stolz auf ihren Wald, dessen Bäume bereits die Vorfahren gepflanzt haben, damit wir eine Existenzgrundlage haben. Die Bäume, die wir heute pflanzen, werden für unsere Nachkommen in rund 120 Jahren die Lebensgrundlage sein. Dieses Prinzip, dass wir Forstbetriebe unter dem Motto "Natur nützen, Natur schützen" seit Generationen leben, heißt Nachhaltigkeit. Dieser Begriff wurde 1713 vom Forstmann Hans Carl Carlowitz formuliert und in Folge 1852 im österreichischen Forstgesetz verankert. Das forstliche Bekenntnis zur Nachhaltigkeit hat seit dieser Zeit alle Kriege und politischen Verirrungen in Europa überlebt und bis heute uneingeschränkt Gültigkeit. Die heutigen Forstbetriebe leben den zur Tradition gewordenen 300-jährigen Grundgedanken aus Überzeugung und nicht, weil es gerade Trend ist nachhaltig zu sein", beschreibt Carl von Croy, Waldbesitzer und Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark, die Bedeutung der nachhaltigen Bewirtschaftung im Jubiläumsjahr.

Nachhaltige Intensivierung als Antwort auf steigende Anforderungen der Gesellschaft

In diesen letzten 300 Jahren wurde die Idee der Nachhaltigkeit jedoch stetig weiterentwickelt und wird heute mit dem Blick auf den Wald als Ganzes und nicht mehr lediglich auf eine Funktion gelebt. Die Natur hat immer Recht! Die nachhaltige Intensivierung - welche durch die stets steigenden Anforderungen der Bevölkerung zwingend notwendig geworden ist - erfordert mehr denn je, dass der moderne Forstmann mit der Natur arbeitet. Dieses Arbeiten mit der Natur schärft den Blick auf viele Details die weit über den traditionellen Fokus der Forstwirtschaft hinausgehen. Wer glaubt gegen die Natur arbeiten zu können wird scheitern. Besonders erwähnenswert ist der Waldboden, welcher nicht nur die Wuchsleistung unserer Baumarten sichert, sondern auch im besonderen Maß die Schutzfunktion des Waldes bestimmt. Dem Eigentümer kommt hier besondere Bedeutung zu, hat doch nur dieser die Verantwortung für das Ganze, die notwendige fachliche Kenntnis und den täglichen Überblick, um Fehlentwicklungen sofort zu erkennen und gegenzusteuern. Um auch weiterhin diese Leistungen zu erfüllen, müssen stabile politische und steuerliche Rahmenbedingungen sowie die Sicherung der Eigentumsrechte durch die Politik gewährleistet sein. Aufgabe des Staates ist es daher, das Eigentum, stabile Rahmenbedingungen und eine steuerfreie Übertragung im Sinne des Generationenvertrages abzusichern. Dazu brauchen die politischen Verantwortungsträger nur volkswirtschaftlich nachhaltig agieren und das Prinzip der Forstwirtschaft - nicht mehr zu ernten als zuwächst - in der Abgaben- und Steuerpolitik befolgen", zeigt Carl von Croy die politische Verantwortung auf.

Nachhaltige Bewirtschaftung für vielfältige Waldleistungen

Durch jahrhundertelange Bewirtschaftung durch private Land- und Forstwirtschaftsbetriebe können wir gegenwärtig in Österreich auf einen Lebensraum mit unglaublicher Artenvielfalt stolz sein. Mit knapp vier Millionen Hektar bedeckt unser heimischer Wald rund 48 Prozent der Staatsfläche und stellt somit flächenmäßig das größte Kulturgut Österreichs dar. Im waldreichsten Bundesland, der Steiermark, pflegen über 40.000 Waldbesitzer den Wald. Kleinwaldbesitzer, Familienforstbetriebe und Österreichische Bundesforste sichern mit der nachhaltigen Bewirtschaftung auf ein und derselben Fläche den Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Einkommen vom Forstbetrieb über die Holzindustrie bis hin zur Papierproduktion. Die Wertschöpfungskette Holz sichert in der Steiermark 55.000 Arbeitsplätze. Der Wald ist nicht nur Arbeitsplatz, Rohstofflieferant und Lebensraum, sondern er leistet weit mehr, indem er vor Naturgefahren schützt, wie beispielsweise vor Hochwasser oder Muren, und als Klimaregulator, Wasserspeicher und -filter einen wertvollen Beitrag zu unserer intakten Umwelt erbringt.

Gesteigertes Interesse der Gesellschaft am Wald

Steigende gesellschaftliche Interessen am Wald bewirken eine Zunahme des Bedarfes nach Freizeitangeboten wie Klettern oder Mountainbiken und Erholung im Wald. Auch die Schutzwirkung des Waldes vor Naturgefahren erlangt eine zunehmende Bedeutung. Aus allen diesen Ansprüchen resultiert, dass die Leistungsfähigkeit unseres Waldes in all seinen Funktionen gesteigert werden muss. Andererseits fordern insbesondere Umwelt-NGOs mehr Raum für Naturschutzmaßnahmen. Keine Lösung für die zukünftigen vielfältigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen an unseren Wald sind jedenfalls "Wildnisflächen" und "Außer-Nutzung-Stellungen". Diese einseitige Betonung einer einzigen Waldfunktion würde die nachhaltige Bewirtschaftung und damit den Erhalt des ländlichen Raumes an sich bedrohen. Nur ein genützter Wald ist ein geschützter Wald", erläutert der steirische Waldbesitzer Franz Mayr-Melnhof-Saurau, die gegenwärtigen Herausforderungen für die Waldbesitzer.


Professionelles Waldmanagement notwendig

Aufgrund der steigenden Anforderungen an die vielfältigen Leistungen des Waldes in allen Bereichen sind Leistungssteigerungen notwendig geworden, die nur mehr durch professionelles Management erreicht werden können. Dieses Management ist ähnlich der Kindererziehung. Eltern fördern und unterstützen ihre Kinder in ihren Talenten, Forstbetriebe machen das Gleiche - nur mit den Waldleistungen. Dieses Management beginnt beim Waldbau in der gezielten Baumartenwahl, wo neben ökologischen Erfordernissen auch der steigende Bedarf an Nadelholz zu berücksichtigen sein wird. Die Genetik verfolgt das Ziel einer Vermehrung und Produktion hochwertiger Pflanzen unter Rücksichtnahme der klimatischen Veränderungen. Der Einsatz moderner Technik wie zum Beispiel die Holzernte mit dem Seilkran und die naturschutzrelevante Bewirtschaftung auf der Fläche erfordern auch den Ausbau der Erschließung. Eine nachhaltige Intensivierung im Forstbetrieb bedeutet zudem die Integration des Wildtiermanagements in der forstlichen Planung auf betrieblicher und regionaler Ebene.

Notwendig zur Abdeckung aller dieser Aufgaben ist ein nachhaltiges Kostenmanagement für die Ertragsoptimierung unter bestmöglicher Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Aspekten.

"Durch professionelle Forstwirtschaft und Holzernte schaffen wir Familienbetriebe den Spagat zwischen dem Wald als Rohstofflieferant, Arbeitsplatz, Wohnstätte für Fauna und Flora, Erholungsoase, Beschützer vor Naturgefahren, Luftspender und CO2-Speicher. Damit nehmen wir Waldbesitzer die volle Verantwortung für die wertvolle Ressource Wald und seine Leistungen wahr", so die Meisterin der Forstwirtschaft Ing. Andrea Pirker und ergänzt: "Auch die Gesellschaft kann durch verständnis- und rücksichtvolles Verhalten im Wald und respektvollem Umgang mit Eigentum wesentlich zum Schutz des Waldes und zum Erhalt seiner Funktionen beitragen."

Holz - Der Rohstoff der Zukunft

Klimawandel, zunehmende Energie- und Rohstoffknappheit, steigendes Umweltbewusstsein und der Wunsch nach mehr Komfort sind Schlagworte, die unseren gesellschaftlichen Alltag prägen. Nachhaltig genutztes Holz aus heimischen Wäldern ist eine Antwort auf diese Herausforderungen. Der Rohstoff Holz wird sowohl bei der Energiebereitstellung, als auch bei den Baustoffen und industriellen Werkstoffen zunehmend eine Schlüsselrolle einnehmen. Die Nutzung von Holz als dauerhafter Roh-, Bau- und Werkstoff gehört zu den intelligentesten und umweltschonendsten Kulturleistungen. Indem wir Holz nicht verrotten lassen, sondern zuerst als Werkstoff einsetzen und dann die gespeicherte Sonnenenergie in Öfen verbrennen, können wir uns den natürlichen Kreislauf des Holzes zu Nutzen machen. Das ist naturnah, nachhaltig und umweltgerecht.

"Alle 40 Sekunden wächst in Österreichs Wäldern mit 40 Kubikmetern Holz die Menge nach, die für den Bau eines Einfamilienhauses in Holzbauweise benötigt wird. Um zukünftig das volle Potenzial des nachwachsenden Rohstoffes für die Bautätigkeit auszuschöpfen, braucht es allerdings noch eine Reihe von Maßnahmen in Bauordnungen, Bautechnikverordnungen, gleichartige Anforderungen in allen Bundesländern sowie die Anerkennung und Anrechnung der CO2-Speicherung von Holz in langlebigen Bauprodukten", erklärt Franz Mayr-Melnhof-Saurau, warum das heimische Know-how im Holzbau in Österreich nicht ausgeschöpft werden kann und somit die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt ist.


Forstliche Kernkompetenz Nachhaltigkeit ein Gewinn für alle

"Die Nachhaltigkeit ist die Kernkompetenz der Forstleute. Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft profitieren davon am meisten. Ganzheitlich denkend sehen wir den Wald als multifunktionales Ökosystem wobei "Öko" für ökologisch und ökonomisch steht. Dabei reicht der umfassende Blick von den für die Holzproduktion wertvollen Bäumen über Spechtbäume bis hin zum gelben Enzian. Es ist der Anblick von wildlebenden Tieren und die gepflegte und nachhaltig bewirtschaftete Landschaft, die einen Sparziergang im Wald unvergesslich machen. Wir Waldbesitzer investieren in die Waldarbeit unser gesamtes persönliches Engagement. Durch unseren umfassenden Blick und die Verpflichtung gegenüber unseren Vorfahren und Nachkommen sind wir stets bestrebt, dieses ganzheitliche Denken, Planen und Handeln als Sinnbild der Nachhaltigkeit weiter zu forcieren, damit alle etwas vom steirischen Wald haben", so der Waldbesitzer und Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark Carl von Croy abschließend.

Waldaktivitäten für die Öffentlichkeit im Juni:

- Österreichweit zur Woche des Waldes unter dem Motto "Unser WALD - Das Rezept für Nachhaltigkeit" vom 10.-16. Juni 2013
- Grazer Waldfest am 19. Juni 2013, Hauptplatz Graz unter dem Motto " Unser Wald in guten Händen"


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /