© Nullbruchstellen
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Erstes Gütesiegel in Deutschland gegen geplante Obsoleszenz

Die Firma HTV hat vor kurzem in ihren Geschäftsräumen in Bensheim der Firma TechniSat das von HTV geschaffene "Gütesiegel gegen geplante Obsoleszenz" verliehen.

Der TechniStar S3 ISIO und der TechniStar K2 ISIO von TechniSat sind die ersten Produkte, die mit dem neuen HTV-Life-Gütesiegel ausgezeichnet werden. Angaben zu deren Lebensdauer, wie von Siegelgeber gefordert, sind jedoch bisher nicht veröffentlicht worden. TechniSat selbst schließt für die zertifizierten Produkte eine Verlängerung der Garantie auf Panel, Fernbedienung und Gehäuseteile aus.

TechniSat hatte bereits im März im Bundestag beim Fachgespräch zu der von
Stefan Schridde erstellten Studie "Geplante Obsoleszenz" deutlich Stellung gegen geplante Obsoleszenz bezogen.

Das Gütesiegel HTV-Life ist das zweite Label in Europa gegen geplante Obsoleszenz. In Österreich gibt es bereits seit 2006 die ONR192102 (siehe unten).

Unklar ist, inwieweit beim HTV-Gütesiegel Kunden künftig geschützt sind, sollte nachträglich geplante Obsoleszenz bei diesen Produkten offenkundig werden. Ebenso unklar ist, ob und inwieweit die Reparierbarkeit und Ersatzteilverfügbarkeit in der Prüfung berücksichtigt werden.

Die Firma HTV bestätigt geplante Obsoleszenz und zeigt sich sehr besorgt, dass eine Vielzahl von Firmen im Rahmen ihrer Produktentwicklung Strategien der geplante Obsoleszenz umsetzen. HTV bezeichnet sich selbst als unabhängiges und eines der größten Testhäuser Europas mit über 220 Mitarbeitern. HTV testet seit mehr als 26 Jahren elektronische Bauteile und komplette Produkte auf Herz und Nieren. Das Unternehmen ist in der Branche für seine herausragende Expertise bekannt und damit ein besonders wichtiger Zeitzeuge für die geplante Obsoleszenz. Insbesondere die Aussagen von Werner Scholz, Geschäftsführer beim Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI) werden durch die Erkenntnisse von HTV in Frage gestellt. Der Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI) bestreitet, dass die Hersteller absichtlich ’Verfallsdaten” einbauen und verweist auf die Langlebigkeit von Elektrogeräten: ’Von geplanter Obsoleszenz kann bei Hausgeräten nicht die Rede sein”, sagt Werner Scholz vom ZVEI.

HTV macht folgende Angaben zu den Vergabebedingungen des Gütesiegels

Mit dem HTV-Life®-Gütesiegel verpflichtet sich der Hersteller, jede wesentliche Änderung am zertifizierten Produkt der HTV umgehend mitzuteilen. Das Gütesiegel gilt nur für den geprüften Artikel bzw. die Produktfamilie und kann jährlich verlängert werden. Als Referenz werden Erstmuster als ‘Golden Device’ bei HTV im TAB®-Verfahren eingelagert. Deren Alterung reduziert sich hierdurch entscheidend und somit stehen neuwertige Vergleichsteile langfristig zur Verfügung.

Für den Erwerb des Gütesiegels und eine entsprechende Zertifizierung sind seitens des Herstellers unter anderem folgende Unterlagen zur Verfügung zu stellen:

Herstellungsunterlagen
Materialien
Aussage über die geplante Lebensdauer
Eidesstattliche Erklärung, dass keine ‘geplante lebensdauerbegrenzende Sollbruchstelle’ eingebaut wurde

Weitere Anforderungen an das Gütesiegel

Grundsätzlich können solche Positivlabel ein hilfreiche Orientierung für den Käufer sein. Die Prüfung vor Vergabe sollte nachträglich durch unabhängige Dritte prüfbar sein. Die Aussagen zur geplanten Lebensdauer sollten ebenso wie die eidesstaatliche Erklärung veröffentlicht werden. Ähnlich wie beim Blauen Engel könnte veröffentlicht werden, was genau beim jeweiligen Produkt geprüft wurde (z.B. Elektronikteile, Funktionsgruppen, Bauteile, Gehäuse).

Durch ein solches Gütesiegel wird ein Wettbewerb der Siegelgeber forciert werden. Zu hoffen ist, dass dies nicht zu einer Labelflut wie bei Bio-Labeln führt.

Das erste Label gegen geplante Obsoleszenz kommt aus Österreich

Das erste Label zur Kennzeichnung langlebiger und reparaturfreundlicher Elektrogeräte gibt es bereits seit 2006 und kommt aus Österreich. Die ONR192102 wurde veröffentlicht im September 2006, legt erstmals Kriterien für Langlebigkeit von Elektro- und Elektronikgeräten fest und auch dafür, wie ein Gerät konstruiert sein muss, damit man es überhaupt oder zumindest zu einem vernünftigen Preis reparieren kann. Geräte mit diesem Gütesiegel sind garantiert reparaturfreundlich. Das bedeutet, sie sind zerlegbar (keine Klebe- und Schweißverbindungen) und haben eine Lebensdauer von mindestens 10 Jahren. Gerätepläne sind beim Hersteller erhältlich, und die Lieferung von Ersatzteilen ist garantiert. Ende Juni 2007 wurden die ersten Geräte – fünf Waschmaschinen der Marke Eudora – zertifiziert.

Nullbruchstellen auch in der Schweiz

Mit dem Label Nullbruchstellen setzen sich Studenten an der Züri­cher Hoch­schule der Künste für eine Kennzeichung von Produkten die ohne geplante Schwach­stel­len aus­kom­men, ein.

Quelle und weitere Information
MURKS? NEIN DANKE!

GastautorIn: Stefan Schridde für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /