Bericht zur Veranstaltung: "Erneuerbare Energie - ihre Rolle von heute und die Bedeutung für morgen"

Energiepolitik zwischen Machbarkeit, Klimaschutz und Versorgungssicherheit

Bauer: "Jeder Mensch hat ein Recht auf Licht, Wärme, Mobilität"

In den Räumen der Kommunalkredit fand am 3. April zwischen 10 und 16 Uhr eine Veranstaltung des Vereins "Zukunfts-Forum Österreich" statt. Eingeladen hat der Vorsitzende des Vereins, SPÖ-Energiesprecher Hannes Bauer. Er glaubt, dass Österreich eine energieautonome Region werden kann und dass der Wandel dorthin seitens der Politik viel zu langsam vor sich geht.

Scheer: "Dezentrale Energieversorgung nicht aus ideologischer, sondern aus technologischer Notwendigkeit"

Hermann Scheer, Träger des alternativen Friedensnobelpreises, schloss mit einer flammenden Rede an und zeigte klar auf, dass die Energiewende rasch notwendig ist. Scheer sieht die Verhinderer eines Umstiegs auf EE auch bei den Politikern, die "green washing" betreiben, in dem sie so tun, als ob sie dafür seien, und die EE trotzdem bekämpfen. Amüsant ist, dass der international anerkannte Energie-Experte Scheer gar nicht als solcher benannt werden möchte, da er meint, dass: "Die überwiegende Anzahl der Energie-Experten Teil unseres Energie-Problems sind". Als Beispiel nannte er die Internationale Energieagentur, die nach wie vor Ölprognosen beschönigt und seit Jahren von der Realität berichtigt wird.

ÖMAG konnte Ausgleichsenergiekosten trotz steigender Windkraft senken

Besonders interessant war auch die anschließende Präsentation der ÖMAG von Horst Brandlmaier. Die ÖMAG konnte das Argument entkräften, dass mehr Erneuerbare Energie (+20% mehr Windkrafterzeugung im Jahr 2007) mehr Ausgleichsenergie bedeute. Da nämlich immer mehr Ökostrom vorhanden ist, gleicht sich dieser untereinander aus. Zudem sei die Prognosequalität der Windenergie weiter verbessert worden und kann schon äußerst exakte Werte für den nächsten Tag geben. Brandlmaier zeigte auch auf, dass zu dem demnächst eingeführten Handel am Wochenende auch eine Internet-Handelsplattform für die Bereitstellung von Kurzfrist--Ausgleichsenergie eingeführt werden sollte. Der Wochenendhandel, bei Strombörsen schon üblich, wird weitere drastische Einsparungsmöglichkeiten bei den Ausgleichsenergiekosten mit sich bringen. Dann muss nicht schon am Freitag die Prognose bis Montag abgegeben werden, sondern auch am Samstag und Sonntag werden aktualisierte Prognosen eingespielt. Eine weitere Reduzierung würde eine eigene Handelsplattform bringen, bei der auch innerhalb eines Tages aktualisierte Prognosen angewendet werden können. Dazu hat die E-Control aber noch immer nicht ihr O.K. gegeben.

Die Vertreter der Erneuerbaren Energien wiesen alle auf einen sinkenden Ökostromausbau seit der Novelle 2006 hin

Bernd Rumplmayr von der PV Austria stellte klar, dass die Co-Finanzierung der Länder im Photovoltaik-Bereich gestrichen werden muss. Es gehört ein "Strategiewandel statt einem Klimawandel" her.

Kleinwasserkraftwerks-Präsident Christoph Wagner wünscht sich einen Hürdenabbau in den Genehmigungsverfahren für die Kleinwasserkraft. Er zeigte auch auf, dass es derzeit einen "Straftarif" für Kleinwasserkraftwerke gibt, denn: Der Kleinwasserkraftwerkseinspeisetarif ist bereits unter dem Marktpreis und lädt so naturgemäß nicht zum Ausbau ein.

Franz Kirchmeyr von der ARGE Kompost und Biogas unterstrich die deutlich CO2-positive Bilanz von Biogas und erläuterte die grüne Bioraffinerie, die eine noch höhere energetische Ausbeute von nachwachsenden Rohstoffen ermöglicht.

Heinz Kopetz vom Biomasseverband machte deutlich, dass der Energieverbrauch gesenkt werden muss und die Erneuerbaren Energien parallel dazu ausgebaut werden müssten. Ein interessanter Publikumseinwand dazu unterstrich diese Forderung: Wenn nur Energieeffizienz gefordert würde, würde es keinen Ausbau der Erneuerbaren Energien geben und die Energiewirtschaft würde weiterhin nicht-nachhaltige Energieformen einsetzen.

IG Windkraft-Geschäftsführer Stefan Hantsch erläuterte die Windkraft-Situation österreich- und europaweit. Keine andere Energieform ist im letzten Jahr stärker ausgebaut worden als die Windkraft - außer in Österreich. Während europaweit letzes Jahr um 17% mehr Windkraftleistung als im Jahr zuvor installiert wurde, gab es in Österreich eine Reduktion um -90%. Ein rasanter Ausbau der EE sei aber notwendig, wenn man die Gas-Prognosen betrachtete. Selbst wenn alle Pipelines gebaut würden, reichen diese Gasmengen nie aus um den stetig steigenden Gas-Verbrauch abzudecken. Und was macht Österreich: "Same procedure as usual" - in Anspielung an den berühmten Sketch: "Dinner for One", als Metapher für Österreichs Energiepolitik: Jedes Jahr ein eine Ökostromnovelle, die aber auch wieder nur die die Erneuerbaren Energien bremst.

OMV: Setzt auf Geothermie aus stillgelegten Bohrlöchern

Die Geothermie wurde von der OMV beworben. Das interessante Konzept, ausgeförderte Bohrlöcher für die geothermische Nutzung umzufunktionieren, wurde von Leopold Bräuer vorgestellt.

Die Wissenschaftler-Meinungen am runden Tisch

Reinhard Haas von der Technischen Universität Wien setzte sich vor allem für die Energieeffizienz ein. Anreize dazu gäbe es aber keine, denn: "Wir können uns mit unserem Einkommen 3 Mal soviel Strom leisten als noch vor einigen Jahrzehnten". Und um die Selbstbeweihräucherung einiger Politiker ins rechte Licht zu rücken, stellte er klar, dass wir bereits 1984 einen gleich großen Erneuerbare Energie Anteil in Österreich hatten und dass seit 1997 der EE-Anteil am Stromverbrauch sinkt und wir mittlerweile zu einem Strom-Netto-Importeur geworden sind.

Thomas Amon von der Wiener Universität für Bodenkultur zeigte, dass Biogas nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelerzeugung stehen muss, wenn die Rohstoffe sinnvoll (kaskadiert) genützt werden. Als Beispiel führte er die Weizenverarbeitung an: Das Korn geht in die Lebensmittelindustrie und das Stroh in die Biogasproduktion. Auch durch eine Fruchtfolgewirtschaft könnte die Bodenbeschaffung nicht trotz, sondern wegen der Biogas-Nutzung verbessert werden.

Abschließende Politiker-Runde

Alle fünf im Parlament vertretenen Parteien kamen zum Schluss noch zu Wort. Klar herauskristallisiert hat sich, dass sich die Opposition einen starken Ökostromausbau möglichst nach deutschem Vorbild wünscht und die Großparteien zurückhaltender auf den EE-Ausbau zusteuern wollen. Gastgeber Hannes Bauer wünscht sich statt Deckelungen Effizienzkriterien bei den Erneuerbaren Energien und möchte das neue Gesetz, von dem er glaubt, dass es neue Impulse für die EE bringen wird, noch vor der Sommerpause im Parlament beschließen.



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Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /