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Turbulenzen in tschechischer Regierung verstärken Wackeln des Temelin-Ausbaus

In immer größere Schwierigkeiten kommt der Ausbau des AKW Temeli­n um zwei weitere Reaktorblöcke mit geschätzten Gesamtkosten von mehr als 10 Milliarden Euro.

Der Bau wäre völlig unwirtschaftlich, da der Preis auf den internationalen Strombörsen bei 50 Euro/MWh liegt, die Produktionskosten jedoch auf 70 Euro oder sogar mehr geschätzt werden. Die angebotenen Errichtungskosten im aktuellen Tender-Verfahren liegen deutlich über den Erwartungen. Der angestrebte "contract for difference", der für 35 Betriebsjahre einen staatlich garantierten Abnahmepreis festlegen soll, widerspricht dem bestehenden EU-Recht. Ob die Leitlinien der EU für Umwelt- und Energieförderungen maßgeschneidert für derartige Atomsubventionen verändert werden, ist ungewiss. Angesichts zweistelliger Milliardenkosten für diese Subventionspläne gehen immer mehr tschechische Spitzenpolitiker auf kritische Distanz: Nach Vertretern der Regierungspartei TOP09 war es vor wenigen Tagen der ehemalige sozialdemokratische Industrieminister Milan Urban, aktuell Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im tschechischen Parlament, der von der "Ceská pozice" am 18.6. so zitiert wurde: "....ich kann mir nicht vorstellen, dass wir einen Strompreis aus den künftigen Temelín-Blöcken garantieren würden, damit sich die Investition lohnt. Ich kann mir nicht einmal eine Garantie für die Kredite vorstellen." Und schließlich sehen politische Beobachter die aktuelle Regierungskrise als weiteren Unsicherheitsfaktor für den Ausbau Temelíns, da es dadurch äußerst unwahrscheinlich wird, dass noch vor den Wahlen eine endgültige Entscheidung über den Ausbau getroffen wird. Umwelt-Landesrat Rudi Anschober: "Am wahrscheinlichsten ist daher - wie geplant - die Auswahl des Siegers im Vergabeverfahren im Herbst und eine Vertragsunterzeichnung bis Jahresende. Allerdings mit dem gravierenden Vorbehalt, dass ein Vertragsausstieg in den kommenden Jahren jederzeit ohne Zusatzkosten möglich ist. Damit wird erst die nächste tschechische Regierung die Entscheidung treffen. Und ohne Zustimmung der EU zu den skandalösen von der Atomlobby angestrebten Milliardensubventionen für AKW-Neubauten in Großbritannien und Tschechien geht ohnedies nichts. Und dagegen werden wir uns zu wehren wissen."

Quelle: Büro LR Anschober



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /