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Rettet die Hörner!

Demeter-Bund schlägt Alarm: Bald keine Rinder mit Hörnern mehr - Enthornung ist schmerzhaft, schädlich und verletzt Tierwürde

Wien -Während die Werbung nur glückliche Kühe mit Hörnern zeigt, ist die Enthornung von Rindern und Ziegen weltweit verbreitet: in Österreich werden fast zwei Millionen Kühe gehalten (Statistik Austria 2012), rund 84 % davon haben keine Hörner mehr. Die Enthornung bei Jungtieren hat im letzten Jahrzehnt rasant zugenommen, obwohl dadurch großes Tierleid verursacht wird. Das Ausbrennen der Hornanlagen ohne Anästhesie - wie es bei Kälbern erlaubt und verbreitet ist - verursacht massive Schmerzen. Auch Wundheilungsstörungen sind häufig. Wenn die Tiere ohne ihre Hörner leben müssen, verändert sich außerdem das Sozialverhalten, denn die Hörner dienen dem Imponiergehabe: "Konflikte werden häufiger mit Körperkontakt ausgetragen, da der gegenseitige Respekt geringer ist", erklärt Prof. Susanne Waiblinger, Tierhaltungsforscherin an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.


Verträglichere Milch bei behornten Kühen

Der Demeterbund, der auf seine umfassenden Qualitätskriterien innerhalb der ökologischen Landwirtschaft stolz ist, lässt als einziger Bio-Verband der Kuh ihre Hörner. Und das obwohl in der biologischen Landwirtschaft hornlose Rinder erlaubt sind. Doch Demeter ist der Meinung, dass die Milchqualität sich mit der Hornamputation verändert. Bildgebende Untersuchungen legen nahe, dass die Milch von Demeter-Rindern weniger Allergene aufweist, und für laktoseintolerante Personen verträglicher sei. Auch Blut- und Milchanalysen von Kühen mittels bildgebender Verfahren offenbaren vermehrt degenerative Prozesse. ( http://www.zalp.ch/aktuell/suppen/suppe_2003_05/su_ho.html Eine Dissertation der Universität Kassel zeigt zudem deutliche Veränderungen des Blutes.http://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2011121440032/8/DissertationJeniferWohlers.pdf. ) "Abseits von Argumenten wie der Milchqualität geht es uns vor allem um den Respekt vor der Integrität des Tieres", ergänzt Herbert Lang Demeterbauer aus Rohrbach im Mühlviertel.


Laufstallhaltung auch mit Behornung möglich

Die Enthornung liegt u.a. in der zunehmenden Umstellung auf Laufställe begründet, was an sich positiv ist. Laufstallhaltung von Tieren mit Hörnern ist jedoch anspruchsvoller. "Die Haltungsumgebung sollte den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden, derzeit ist dies leider häufig nicht gegeben", erklärt Prof. Waiblinger. Auch sollen die Tierhörner das Unfallrisiko für den Menschen erhöhen, doch das stimmt nur bedingt: "Studien zeigen, dass die Haltung behornter Milchkühe im Laufstall ohne übermäßiges Verletzungsrisiko möglich ist. Die Unfallgefahr hängt vielmehr von der Qualität der Mensch-Tier-Beziehung ab", so die Wissenschaftlerin.

Kuhhörner unterstützen auch Verdauung

Hörner sind für den Stoffwechsel der Kuh wichtig und unterstützen die Verdauung: Die Kuhhörner werden spürbar wärmer, während die Kuh wiederkäut. Der Kopfbereich hin zum Hornzapfen ist stark durchblutet und mit Nerven durchsetzt. Beim Wiederkäuen kommen Gase hoch, diese dringen in die Stirnhöhlen bis zu den Hornzapfen. Ohne Hörner ist die Verdauungskraft eingeschränkt, sodass Milch und Mist (als Dünger) schlechtere Qualität haben. "Wenn die Kuh ihre Hörner behalten darf, behält sie ihre Würde. Uns ist es wichtig, dass Tiere artgerecht gehalten werden und jene Milchqualität produziert, die dem Menschen gut tut", sagt Andreas Höritzauer von Demeter Österreich.

Über Demeter

Demeter ist heute der einzige weltumspannende Bio-Verband. Die Richtlinien des biodynamischen Landbaues (Demeter) gelten als die umfassendsten und strengsten weltweit. Global werden rund 120.000 ha nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet. Mit 67.000 ha hat Deutschland den größten Anteil an Demeter-Flächen, gefolgt von Ungarn, Frankreich, Italien und Indien. In Österreich bewirtschaften 177 Betriebe 5.600 ha.
www.demeter.at

Sendung zum Thema: "Warum haben Rinder keine Hörner?" - ORF Heute Konkret, Heute um 18.30


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /