© Biomasseverband/ 13 Mrd. € Außenhandelsbilanz-Defizit sind zu viel
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Gas - Brücke oder Tücke?

Eine OEKONEWS-Ansichtssache von Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner

Vor kurzem hat die EU-Kommssion eine Entscheidung für einen Pipeline begrüßt, über die Gas aus Aserbaidschan nach Europa geliefert werden soll. Das Gaskonsortium, das die Lizenz für die jährliche Förderung von 16 Mrd. Kubikmeter Gas aus den Vorkommen des Gasfeldes Shah Deniz II hält, hat sich für die transadriatische Pipeline (TAP) entschieden. Durch sie soll das Gas von der türkischen Grenze über Griechenland und Albanien nach Italien transportiert werden. Damit soll zusammen mit der neuen in der Türkei im Bau befindlichen Pipeline TANAP eine neue Gasinfrastruktur entstehen, die für eine direkte Verbindung zwischen der Region des Kaspischen Meeres und Europa sorgen soll.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sieht dies als "einen Meilenstein für die Stärkung der Energieversorgungssicherheit der Europäischen Union."

EU-Energiekommissar Günther Oettinger äußerte sich dazu wie folgt: ‘Wir haben eine definitive Zusage Aserbaidschans, dass Gas über ein neues Gasfernleitungssystem direkt nach Europa geliefert werden wird. Ob das System aus zwei Gasfernleitungen — der TANAP und der TAP — oder aus einer einzigen Pipeline, wie in früheren Projekten vorgesehen, besteht, ist im Hinblick auf die Energieversorgungssicherheit unerheblich. Wir haben nun einen neuen Partner für die Gasversorgung, und ich bin zuversichtlich, dass wir künftig mehr Gas erhalten werden.’

Im Prinzip könnte Gas aus dem Kaspischen Meer sowohl nach Baumgarten/Wien (Nabucco West) als auch nach Italien (TAP) geliefert werden. Die EU hatte sich auch für den Bau einer neuen Pipeline außerhalb der EU eingesetzt, die ausbaufähig sein sollte, um künftige zusätzliche Gasmengen aufnehmen zu können, ebenso wie für einen klaren und transparenten Rechtsrahmen für den Gastransport nach Europa.

Prognosen der Internationalen Energieagentur zufolge wird sich die Gasnachfrage in der EU bis 2030 von derzeit 526 Mrd. Kubikmeter auf 622 Mrd. Kubikmeter erhöhen. Im gleichen Sinne wird im EU-Energiefahrplan 2050 davon ausgegangen, dass die Gaseinfuhren vor allem wegen der rückläufigen Förderung in der EU steigen werden.

Als eine Konsequenz auf die dramatische Versorgungslage bei Gas hat das Eu-Parlament bereits Ende 2008 eine Richtlinie zur Nutzung erneuerbarer Energien beschlossen, mit der die Mitgliedsstaaten verpflichtet werden, den erneuerbare Energie-Anteil bis 2020 zu verdreifachen.

Immer wieder wird Erdgas als "Brückentechnologie" genannt, der Erdgasverbrauch steigt weiterhin, trotz vollkommener Abhängigkeit von anderen Ländern.

Eigentlich sollte die klare Konsequenz, keine weiteren Gasleitungen mehr zu bauen und stattdessen das dafür eingesparte Geld in Energieeffizienz und erneuerbare Energie zu investieren. Auch wenn wir z.B. im Bereich der Sanierung nur noch mit Passivhauskomponenten sanieren

Wenn wir unsere Energie-Außenhandels-Bilanzen, wie beispielsweise jene von Österreich, ansehen, so sollten wir zur Stärkung der Versorgungssicherheit in der Europäischen Union ab sofort nur noch auf das Ziel 100% erneuerbare Energie hinarbeiten, denn Gas wird nicht billiger werden und klimaschädigend ist es außerdem auch. Eine C02-freie Wirtschaft als klares Ziel KEINE Unterstützung für jegliche Investitionen in fossile Energieformen, das würde uns rasch unabhängiger machen.



Backgroundinfo:


TAP: Das Konsortium des TAP-Projekts besteht aus folgenden Anteilseignern: Axpo (Schweiz, 42,5 %), Statoil (Norwegen, 42,5 %) und E.ON (Deutschland, 15 %).

TANAP: Die Entscheidung für die transanatolische Pipeline fiel bereits im Juni 2012. Die Anteilseignerstruktur ist wie folgt: Türkische BOTAS und TPAO (20 %) und Socar aus Aserbaidschan (80 %).


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /