© NürnbergMesse/ThomasGeiger
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BIOFACH 2014: Vegan liebt Bio

Eine Milliarde Menschen weltweit ernähren sich vegetarisch - Wachsender Trend zu veganem Genuss - BIOFACH 2014 mit extra Neuheitenkategorie „Vegan“

© NuernbergMesse/FrankBoxler
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© NürnbergMesse/FrankBoxler -Vielfalt in vielen Bereichen
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Ernährungsstile sind eng mit Lebensstilen verbunden. Das Konsumverhalten einer wachsenden Zahl von Menschen ist aber nicht nur genuss- oder gesundheits-, sondern auch werteorientiert. Häufig zum Beispiel dann, wenn bewusst auf Fleisch, oder gar ganz auf tierische Lebensmittel verzichtet wird. Auf Basis von Erhebungen des Allensbacher Instituts für Demoskopie wird die Zahl der Vegetarier in Deutschland aktuell auf rund 7 Millionen Menschen geschätzt, 700.000 davon ernähren sich vegan. 15 mal mehr Personen als noch vor 20 Jahren essen kein Fleisch oder Fisch, ein Teil verzichtet auf Milchprodukte und Eier beziehungsweise alle Lebensmittel tierischen Ursprungs. Jeden Tag kommen laut Vegetarierbund 2.000 neu hinzu. Die Zahl der Vegetarier weltweit wird aktuell auf eine Milliarde geschätzt. Indien ist Spitzenreiter mit – je nach Quelle – 20 bis 40 Prozent der Gesamtbevölkerung, bis zu 200 Millionen Bürger also. Erstmals lobt 2014 die BIOFACH, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, vom 12. bis 15. Februar am Neuheitenstand eine eigene Kategorie für vegane Produkte aus.

Die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel verzeichnet in den vergangenen Jahren ein immer größeres Angebot für die vegane Küche. Zuletzt präsentierten 479 der insgesamt 2.413 Aussteller des Messe-Duos BIOFACH (436) und VIVANESS (43), internationale Fachmesse für Naturkosmetik, im Februar 2013 entsprechend ausgewiesene Produkte.Vegetarisch oder vegan heißt zwar nicht immer zwangsläufig auch Bio, doch die Bio-Branche bietet für Liebhaber dieses Ernährungsstils die wohl größte Produktvielfalt.

Die Gründe, sich für eine Ernährung ohne tierische Produkte zu entscheiden, sind vielfältig und individuell. Doch Bio-Kunden und Veganer haben oft ähnliche Motive für ihre Essenswahl: Umwelt- oder Tierschutz, Ablehnung der Massentierhaltung und Welternährungsfragen. Immerhin: Über 10 Kilogramm Futtergetreide und 15 Kubikmeter Wasser werden Schätzungen zufolge benötigt, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen. Doch nicht nur diese Faktoren sind entscheidend, sondern auch: Gesundheit und Genuss. Dass vegetarische und vegane Küche alles andere als genussfeindlich ist oder gar Verzicht bedeutet, das zeigt unter anderem eine wachsende Zahl inspirierender Köche.

Eating out in vegan style: Vegane Küche außer Haus

Sie heißen Attila Hildmann, Björn Moschinski, Josita Hartanto, Nicole Just oder Surdham Göb – und sie machen mit ihren kulinarischen Kreationen, Gastro-Konzepten und Restaurants, aber auch mit Kochbüchern für die Küche Zuhause vegane Furore in Deutschland. Auch international präsentieren sich Koch-Kollegen mit veganen Konzepten, so zum Beispiel die Amerikanerinnen Amanda Cohen oder Chloe Coscarelli.

Björn Moschinski ist Inhaber des veganen Restaurants Kopps in Berlin (D), coacht Köche aus der Großverpflegung, engagiert sich im deutschen Kinderhilfswerk und schreibt Kochbücher. ‘Vegan heißt Spaß und Überraschung auf dem Teller’, so Moschinski in einem Interview mit dem Magazin Chefs!, Gersfeld (D). Ebendort ist von Surdham Göb, veganer Koch und Inhaber des Catering-Services Surdhams Kitchen, München, zu lesen: ‘Die vegane Lebensweise ist längst nicht mehr nur Sache von gepiercten Freaks oder spirituellen Yogis. Das gilt auch für Deutschland. Inzwischen besuchen ganz normale Hausfrauen und Paare meine Kochkurse. Man muss nicht Veganer sein, um vegan kochen zu können. Man muss nur umdenken, denn den gewohnten Dreiklang auf dem Teller aus Beilage, Gemüse und Fleisch gibt es nicht.’

In vegetarischen Restaurants zeigt sich, dass auch die Zahl derjenigen steigt, die nicht ganz auf Fleisch verzichten, aber den Konsum tierischer Produkte aus verschiedensten Gründen einschränken möchten. So sind laut Vegetarierbund in Deutschland 60 bis 80 Prozent der Gäste in einem vegetarischen Restaurant gar keine Vegetarier. Veggie-Tage in Kantinen und Mensen sind keine Seltenheit mehr.

Veganes ‘Studentenfutter’ gibt es zum Beispiel in der ersten rein vegetarischen Mensa Deutschlands. Die Veggie N°1 ist das Campusrestaurant der Freien Universität Berlin und Deutschlands erste rein vegetarische Mensa. Sie wurde 2011 eröffnet. Durch die ausschließliche Verwendung vegetarischer Zutaten erreicht man nach eigenen Angaben einen hohen Bio-Anteil von 40 Prozent. Darüber hinaus achten die Initiatoren auf regionale Herkunft und Saisonalität der Produkte. Die ‘grüne Mensa’ wird laut Studentenwerk Berlin von vegetarischen Stammgästen besucht, ist jedoch auch bei Nicht-Vegetariern und Gelegenheitsgästen sehr gefragt. Man möchte ihnen allen dauerhaft die Möglichkeit geben, sich für ein umweltfreundliches Essen zu entscheiden. Rund ein Fünftel der Mahlzeiten sind rein pflanzlich und besonders klimafreundlich. Täglich werden inzwischen 1.000 Menschen verpflegt. Zu Beginn waren es noch 400 Essen täglich.

Ein Supermarkt voller veganer Produkte

Dass vegetarische und vegane Ernährung im Trend ist, zeigen auch neue, innovative Handelskonzepte, die sich am Markt etablieren. Wer sich vegetarisch oder vegan ernähren will, wird in Deutschland zum Beispiel bei Veganz fündig. Gegründet wurde Veganz 2011. Vier Filialen in Berlin (2x), Frankfurt und Hamburg haben seither eröffnet. Europas erster veganer Supermarkt mit Vollsortiment setzte 2012 in der ersten Filiale 1,6 Mio. EUR um, rund 500 Menschen kaufen täglich dort ein. Für 2013 wird ein Unternehmensumsatz von 5,3 Mio. EUR erwartet. Jan Bredack, ehemaliger Manager bei einem deutschen Automobilhersteller, hat sein Leben umgestellt und seinen Lebens- und Ernährungsstil zum Beruf gemacht. ‘Seit fünf Jahren bin ich Veganer und tat mich oft schwer, ein entsprechendes Lebensmittelangebot zu finden. Im Grunde war dies die Basis für das Veganz-Konzept.’ Weltweit ist man auf der Suche nach Produkten für die vier Filialen – und achtet dabei auf Fair Trade und Bio. Zu den Läden gehört immer auch ein Bistro, in dem Kunden sich inspirieren lassen und Ideen für Zuhause und den nächsten Einkauf sammeln. Das gilt auch für die Kochschule des Veganz. Ein Cateringangebot gehört ebenfalls zum Konzept. ‘Zur Erschließung weiterer Kundenkreise sind wir auf vielen Festivals unterwegs’, so Jan Bredack. Die Expansionspläne des Berliners sind ambitioniert: 21 Märkte bis 2015 und zwar in Wien (2x), Prag, München, Leipzig, Essen, Köln, London, Budapest, Stuttgart, Hannover, Freiburg, Nürnberg, Zürich, Amsterdam, Warschau und Rom.

Rund um die Welt wächst die Begeisterung für die vegane Küche. Auch in Wien, wo vor Kurzem mit Maran Vegan ein weiteres veganes Handelskonzept an den Start ging.

Vegan liebt Bio: Vegane Lebensmittel auf der BIOFACH

Profis aus dem Handel und der Gastronomie, die sich über internationale Trends aus dem Bio-Lebensmittelsektor informieren möchten, haben einen Termin schon heute fest im Kalender markiert: 12. bis 15. Februar 2014. Und weil die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel BIOFACH, die dann das nächste Mal stattfindet, nicht nur die umfassendste Gesamtschau an Bio-Produkten präsentiert, sondern vegane Foodscouts hier ein vielfältiges, inspirierendes Angebot vorfinden, bekommt die Kategorie ‘Vegan’ ihren eigenen Platz am Neuheitenstand der BIOFACH. Vegane Köstlichkeiten wetteifern damit erstmals mit um den Best New Product Award, über den die Facheinkäufer jährlich in allen Kategorien des Neuheitenstands abstimmen. Udo Funke, Leiter Veranstaltungen BIOFACH und VIVANESS: ‘Uns ist wichtig, Trends im Lebensmittelsektor einerseits aufzugreifen und andererseits aktiv Impulse in den Markt zu geben. Vegan ist ein solcher Trend, aber auch andere spezielle Ernährungsweisen wie Koscher oder Halal. Diese – ebenso wie fair gehandelte Bio-Produkte – werden seit 2013 im Messebegleiter mit einem kleinen Label gekennzeichnet. Das erleichtert die Orientierung beim Besuch. Wir präsentieren Neuheiten so, dass sie möglichst unmittelbar erlebbar werden. Branchenvertreter und Einkäufer sollen für das eigene Unternehmen einen möglichst hohen Nutzen aus dem Messebesuch ziehen – und mit einem Koffer voller Ideen nach Hause reisen.’

GastautorIn: NM für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /