© Jeremy Souteyrat/Greenpeace- Strahlenmessung in Fukushima
© Jeremy Souteyrat/Greenpeace- Strahlenmessung in Fukushima

Japan: Lüge des Premierministers wegen der Olympischen Spiele?

Tokyo wird Austragungsort der Olympischen Sommerspiele, aber manche finden, anderes wäre weit wichtiger, z.B. die Probleme in Fukushima zu lösen -Erneuerbare Energie boomt

Die Freude in Japan ist groß, denn Tokyo hat es geschafft, zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2020 gekürt zu werden. Aber nicht alle Medien und nicht alle Menschen sehen dies ungetrübt: Eigentlich hätte der Staat wichtigeres zu tun, als sein Geld in die teuren Olympischen Spiele zu stecken, und zwar die teilweise katastrophal laufenden Aufräumarbeiten rund um das kaputte AKW Fukushima voranzutreiben. Am meisten wird kritisiert, das Shinzo Abe das Olympische Komitee ganz offensichtlich belogen hat, mit der Nachricht, dass die Situation in Fukushima absolut kontrollierbar sei. Das kontaminierte Wasser sei kein Problem mehr, es sei eingeschlossen und die radioaktive Belastungs des Meerwassers sei bereits weit unter den WHO-Grenzwerten für Trinkwasser. Er meinte auch, dass es keine gesundheitliche Probleme geben würde, derzeit nicht und auch in der Zukunft nicht.

Die Realität vor Ort ist eine vollkommen andere: Jeden Tag läuft weiterhin kontaminiertes Wasser aus dem Reaktor in das Meer. An der Abwasserleitung wurden vor kurzem wiederum äußerst hohe Radioaktivitäts-Werte gemessen. Und was noch viel schlimmer ist: Ende August wurde bekannt gegeben, dass die Zahl von Kindern, die an Schilddrüsenkrebs erkrankt sein könnten auf 44 angestiegen ist.

Die Sicherheitsvorkehrungen zu Atomkraft wurden verstärkt- von den beiden nach der Fukushima Katastrophe wieder laufenden Atomkraftwerken wurde in der Vorwoche das einzige noch laufende wegen technischer Probleme wieder abgestellt. Derzeit ist Japan also wieder für eine Weile ohne Atomkraft.

Wieso, fragt man sich, spielt Atomkraft gerade in dem Land, dass von der Atombombe getroffen wurde, in dem Land, das bereits die immensen Auswirkungen eines schrecklichen Ereignisses spüren konnte, noch immer eine Rolle?

Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe, der an vorderster Front der Atomkraftgegner unterwegs ist, bringt es auf den Punkt: Zur Abschreckung, weil wenn man Atomkraftwerke hat kann man auch schnell Atombomben bauen. In einer Kolumne in einer der großen japanischen Zeitungen fragt er, woher sich eine Regierung die demokratische Berechtigung für eine solche Vorgangsweisen holt, vor allem wenn sich bereits eine große Mehrheit der Bevölkerung einen Ausstieg aus dieser unheilsamen Technologie wünscht.

Die Energiepreise steigen aufgrund der Probleme der Atomkraftwerke, mehr Energie muss importiert werden. Ein wichtiger Grund dafür, dass bereits eine vehemente Energiewende läuft, mit der vor allem die etablierte Solarindustrie Profite einfährt, darunter die großen japanischen Anbieter von Modulen, Kyocera und Sharp. Der Solarmarkt boomt auch, weil sonst in keinem Land der Welt derart hohe Einspeisetarife geboten werden. Die installierte Leistung per 30.Mai 2013 lag bei 8,5 GWp, davon wurden innerhalb nur eines Jahres rund 3.o00 MW, neu errichtet. Aber es kommt noch mehr nach: Vom Wirtschaftsministerium in Japan wurden Genehmigungen von mehr als 19.400 MWp erteilt.

Der Einsatz von Geothermie soll verstärkt werden, eine Forschungsanlage für die Nutzung von Meeresenergie wird derzeit ausgebaut. Handelsminister Toshimitsu Motegi hat vor kurzem angekündigt, dass man prüfe, ob man weniger abhängig von Atomkraft werden könne. Im Hintergrund ist zu hören, dass es die horrenden Kosten des Abbaus der Atomkraftwerke sind, die das offizielle Festhalten an der Technologie erklären können.

Quellen: Greenpeace Japan, Tepco, Asianews, Pressemeldungen der japan. Regierung

GastautorIn: Lisa Moser für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /