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Schweiz: Atommüll - Verkehrtes Vorgehen der Nagra

Atommüll-Lager muss die höchstmögliche Sicherheit garantieren

Die Nagra macht den zweiten Schritt vor dem ersten: Sie hat in der Vorwoche die möglichen Standorte für Oberflächenanlage eines Atommüll-Lagers in den Regionen Jura Südfuss und Jura Ost bekannt gegeben. Ein verkehrtes Vorgehen, denn: Es werden Standorte an der Oberfläche definiert, bevor überhaupt der geeignetste Standort für ein Tiefenlager im Untergrund festgelegt ist. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES fordert ein sicheres Vorgehen, das nicht zusätzliche Gefahren für Mensch und Umwelt schafft.

Im Rahmen der laufenden Standortsuche für geologische Tiefenlager definiert die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bereits jetzt konkrete Areale zur Platzierung der Oberflächenanlage für geologische Tiefenlager.

Der zweite Schritt zuerst

Die Nagra selbst ist der Ansicht, dass über die grösstmögliche Langzeitsicherheit eines Lagers einzig und allein der Untergrund entscheidet. Nur geeignete geologische Bedingungen könnten den radioaktiven Müll für 1 Million Jahr von Mensch und Umwelt fern halten. Einzig entscheidend, wo das Tiefenlager entstehen soll, ist daher die Lage im Untergrund.

Zum heutigen Zeitpunkt ist die Nagra jedoch weit entfernt davon, mögliche Standorte für das Lager im Untergrund zu benennen: Es fehlen geologische Untersuchungen. Trotzdem werden schon mögliche Standorte für Oberflächenanlagen vorgeschlagen.

Sicherheit nicht gewährleistet

SES-Projektleiterin Sabine von Stockar fordert: «Die Sicherheit von Mensch und Umwelt muss das oberste Kriterium sein. Mit diesem verkehrten Vorgehen – von oben nach unten statt von unten nach oben – ist sie nicht gewährleistet und die Nagra riskiert, dass das ganze Verfahren ins Stolpern gerät und auf die Nase fällt.»

Zum Beispiel müssten die Oberflächenanlagen idealerweise direkt über dem Atommüll-Lager im tiefen Untergrund befinden. Nur so wäre der Zugang in die Tiefe so kurz wie möglich. Horizontale Stollen von einer weit entfernten Oberflächenanlage zum Tiefenlager sind wesentlich instabiler und wegen der langen Betriebsdauer (über 100 Jahre) für Gefahren wie Flutungen gefährdet.

Die SES fordert, dass dieses verkehrte Vorgehen gestoppt wird. Zuerst müssen die sicherheitsrelevanten Fragen zur Lagerung des Atommülls im Untergrund geklärt werden, erst dann können Standortfragen für Oberflächenanlagen diskutiert werden. Nur so kann für das Atommüll-Lager die höchstmögliche Sicherheit garantiert werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /