© Energiesparverband OÖ.
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Unterstützung der erneuerbaren Energiequellen in Oberösterreich - warum dort und nicht auch bei uns?

meint Ivana Klobusnikova von www.eccb.cz aus Tschechien

Im Herbst 2013 wurden es 10 Jahre, dass in Oberösterreich überhaupt zum ersten Mal ein Mitglied der Grünen Partei, Rudi Anschober, in die Funktion eines Landesrates gewählt wurde (in Tschechien wäre das vergleichbar mit einem (regionalen) Fachminister). Damals war das ein Unikum, derzeit haben bereits fünf von neun österreichischen Bundesländern eine "grüne" Regierungskoalition. In die Kompetenz von Rudi Anschober fallen neben dem Energiebereich der Umweltschutz und der Konsumentenschutz. In dieser Funktion arbeitet Landesrat Anschober schon seit zehn Jahren und es ist Zeit, Bilanz zu ziehen, welche Erfolge erreicht wurden.

Oberösterreich unterstützt schon seit einer Reihe von Jahren systematisch die Erhöhung der Energieeffizienz, die Senkung des Energieverbrauchs und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Nach 15 Jahren meiner Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen des Bundeslandes Oberösterreich kann ich immer noch nicht sagen, wie es möglich ist, dass dort quer durch das politische Spektrum ein Konsens herrscht und dass die oberösterreichische Politik nicht darüber nachdenkt, ob und warum die erneuerbaren Energiequellen genutzt werden sollen, sondern die Frage nur ist, wie sie möglichst umfassend eingesetzt werden können, um die energiepolitische Unabhängigkeit dieser Region zu stärken.

Systematische Unterstützung bedeutet, dass das Bundesland Oberösterreich regelmäßig ein Energiekonzept erarbeitet, welches laufend aktualisiert und dessen konsequente Umsetzung jährlich überprüft wird. Das letzte gültige Energiekonzept Oberösterreichs heißt "Energie Zukunft 2030 und strebt unter anderem an, dass bis zum Jahr 2030 sämtlicher (!) Verbrauch an Strom und Wärme durch Energie gedeckt wird, die durch erneuerbare Quellen erzeugt wurde.

Welche Ergebnisse hat Oberösterreich im letzten Jahrzehnt geschafft? Obwohl ein Wachstum der Wirtschaft sichergestellt werden konnte (seit 2005 zeigen die Parameter in Oberösterreich ein Wirtschaftswachstum von mehr als 21 % an), steigt der Energieverbrauch nicht nur nicht an, sondern ging sogar um 0,75 % zurück.

Das Bundesland unterstützt schon viele Jahre die energietechnische Nutzung von Biomasse sowie den Einsatz von Solarthermie, womit es in diesen beiden Bereichen auch zu einem einzigartigen Entwicklungsschub kam. Gegenwärtig werden aus fester Biomasse 42,6, PJ Energie hergestellt. Der Umfang der gesamten aus Biomasse erzeugten Energie, inklusive ihrer flüssigen und gasförmigen Aggregate entspricht einer Jahresproduktion von 57,4 PJ. Die Biomasse ist damit neben der Wasserkraft die in Oberösterreich meistverfügbare Energiequelle. Ihr Anteil am gesamten Bruttoendverbrauch an Energie liegt in diesem Bundesland bei 14,9 %. Eine der Maßnahmen zur Unterstützung der Nutzung von Biomasse war zum Beispiel der Plan, die Zahl der installierten automatischen Heizkessel kleinerer Leistungskategorien zu verdoppeln, wobei man als Ausgangsjahr das Jahr 2000 ansetzte. Im Zieljahr 2010 war der Plan mit mehr als der doppelten Zahl an Biomassekesseln in Betrieb übererfüllt.
Was die Solarthermie betrifft, so erreichte diese wiederum dank einer systematischen und langfristigen Unterstützung in Oberösterreich einen Umfang von umgerechnet 0,9 m² installierter Kollektorfäche pro Einwohner/in. Damit gehört Oberösterreich (trotz seiner klimatischen Bedingungen!) weltweit zu den führenden Regionen. Insgesamt verfügt das Bundesland Oberösterreich derzeit über 1.266.000 m² installierter Kollektorflächen mit einer Gesamtleistung von 890 MWth. Damit werden alljährlich durch die Solarthermie etwa 440 Millionen kWh an Wärmeenergie nutzbar gemacht.

Auch der Bereich der Nutzung der Wasserkraft ist nicht zu vernachlässigen. Seit dem Jahre 2003 wurden 43 neue Kleinwasserkraftwerke in Betrieb genommen und 192 bestehende Kleinwasserkraftwerke erneuert.

In Oberösterreich verwendete man in der Vergangenheit in großem Ausmaß Heizöl unter anderem, um damit die Haushalte mit Wärmeenergie zu versorgen. Vor zehn Jahren gab es noch 157.000 ständig bewohnte Gebäude, die mit Heizöl beheizt wurden. Dank der Einführung von Maßnahmen zur Unterstützung der Nutzung erneuerbarer Enegiequellen stiegen insgesamt bereits mehr als 30 000 Haushalte auf eine andere Form der Wärmegewinnung um. Derzeit kann sich Oberösterreich damit rühmen, dass schon 57 % der für die Beheizung der Haushalte nötigen Energie aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird.

Die Entwicklung im Bereich der Photovoltaik verläuft in Oberösterreich schrittweise und nicht so überstürzt und chaotisch wie in der Tschechischen Republik. Gefördert werden vor allem kleinere Installationen auf Dachflächen (derzeit z.B. in Form von Subventionen für Anlagen bis 5 kWp). Bei der Photovoltaik war das Ziel, auf oberösterreichischen Dächern 10 000 Anlagen zu haben. Dieses Ziel wurde bereits geschafft und jetzt strebt man an, dass im Bundesland bis zum Jahre 2020 über das Jahr gerechnet 10 % der jährlich erzeugten elektrischen Energie mit Photovoltaikanlagen erzeugt werden sollen.

Was sagt die Bevölkerung von Oberösterreich dazu?#

Der staatlliche Energieplan von Oberösterreich ist keine von oben kommende Direktive der Landesregierung. Im Laufe von 15 Jahren Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich hatte ich im Rahmen von grenzüberschreitenden Projekten die Möglichkeit, mit einer Reihe von "gewöhnlichen" Menschen zu sprechen, mit VertreterInnen von Städten, Gemeinden und Firmen. Sich umweltfreundlich zu verhalten, also zum Beispiel sich selbst und den Nachbarn nicht mit schlecht funktionierenden Heizkesseln die Luft zu verpesten, ist für die Mehrheit der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher eine Selbstverständlichkeit, oder etwas, worauf sie etwas halten. Sich ein Passivhaus zu bauen oder sein bestehendes Haus in Richtung Passivhausstandard zu rekonstruieren, sich einen modernen, effizienten Biomasseheizkessel usw. anzuschaffen, das ist etwas, worauf die Menschen, Gemeinden und Unternehmer in Oberösterreich stolz sind. Und gern führen sie dann anderen ihre ökologischen Anlagen und Maßnahmen vor, ähnlich wie wenn man sich bei uns in Tschechien ein neues Auto kauft.

Laut aktuellen Umfragen des Instituts für Marktforschung und Sozialanalyse halten 88 % der Bevölkerung Oberösterreichs die Pionierrolle ihres Bundeslandes im Bereich des Energiewesens für wichtig oder sehr wichtig. Die Argumente, warum die oberösterreichische Landesregierung in die richtige Richtung geht, sind dabei neben der Ökologie auch ökonomischer Natur: in den vergangenen zehn Jahren reduzierten sich die Kosten für den Import von Energie nach Oberösterreich um ca. eine Milliarde Euro jährlich! Sämtliche Maßnahmen, welche das Bundesland Oberösterreich in den Jahren 2005-2012 ergriffen hat, bedeuten eine Einsparung beim Endverbrauch von Energie in der Höhe von 3 136 GWh jährlich (Angaben aus dem Jahr 2012). Des Weiteren senkt der Einsatz erneuerbarer Energiequellen in Oberösterreich die Treibhausgasemissionen um fast 7 Millionen Tonnen CO² pro Jahr.

Welche Einsparungen pro Jahr stellen die einzelnen Maßnahmen der oberösterreichischen Landesregierung dar? (in MWh)

Maßnahmen betreffend der Gebäudehüllen - Gebäuderekonstruktionen 1.785.735

Bereitstellung und Distribution von Wärme 630.098

Maßnahmen betreffend der Gebäudehüllen - Neubauten 336.198

Solarthermie und Photovoltaik 309.360

Beratung und anderes 74.483

Gesamteinsparung in MWh/Jahr: 3.135.875


Was soll man noch hinzufügen?

Energielandesrat Rudi Anschober sagt: "Und das alles ist erst der Anfang des erfolgreichen Weges in Richtung niedrigerem Energieverbrauch, mit niedrigeren Kosten für die Energie und den Import von Energie, ein Weg hin zu mehr Arbeitsplätzen und neuen ökonomischen Perspektiven."

Diesem Weg und diesen Zielen versuchen eine Reihe von Regionen und Ländern, nicht nur in Europa, nahezukommen. Wird die Tschechische Republik eines Tages auch in diese Richtung gehen, oder auf der eigenen Wahrheit "mit Vollgas zurück" bestehen, dass uns neue Trends beim Energiesparen und mit erneuerbaren Energien nicht interessieren?


(c) Ivana Klobušníková, Energy Centre České Budějovice
übersetzt von Bernhard RIEPL


aus: http://www.temelin.cz/index.php?option=com_content&view=article&id=458:podporaozevhornimrakousku&catid=51:energeticka-politika&Itemid=93
Übersetzung: Bernhard Riepl (www.sonneundfreiheit.eu)

GastautorIn: Ivana Klobušníková für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /