Offener Brief an Bundesminister Dr. Erwin Buchinger

EU-Vorschlag zu Nachhaltigkeitskriterien für erneuerbare Energien vom 23. Jänner 2008 Auch BDI - BioDiesel International kann Aussagen von Minister Buchinger zu Biokraftstoffen nicht nachvollziehen

Offener Brief an
Bundesminister Dr. Erwin Buchinger
Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz
Stubenring 1

1010 Wien

Sehr geehrter Herr Minister,

Dem von der Firma Vogelbusch GmbH am 22.04.2008 an Sie gerichteten Schreiben "Vogelbusch GmbH an Buchinger: Hat Minister Buchinger den EU-Vorschlag zu Nachhaltigkeitskriterien für erneuerbare Energien vom 23. Jänner 2008 verschlafen?" möchten wir uns voll inhaltlich anschließen, aber auch noch etwas ergänzen.

BDI ist von mir 1996 nach einem Management Buy-Out gegründet worden und hat seitdem die bereits 1991 von Vogel & Noot begonnenen Aktivitäten im BioDiesel-Anlagenbau nicht nur weitergeführt, sondern sehr stark ausgebaut.

Ein grundlegender Unterschied zu Vogelbusch ist der, dass BDI weltweit mit eigener Spitzentechnologie für Anlagen zur Produktion von BioDiesel und Vogelbusch mit Anlagen zur Produktion von Bioethanol international erfolgreich sind.

Ein weiterer nennenswerter Unterschied besteht daher noch in der Art der Rohstoffe. Während Vogelbusch-Anlagen Bioethanol aus Mais, Getreide, Zuckerrohr etc. herstellen, verarbeiten BDI-Anlagen pflanzliche Öle, Altspeiseöle oder tierische Fette zu genormtem BioDiesel.

Und auf dem Gebiet der Verarbeitung von Altspeiseölen und tierischen Fetten ist die BDI-Technologie Weltmarktführer. Genau diese Rohstoffe haben eine extrem positive CO2 Bilanz aufzuweisen, da sie ja als "Abfallstoffe" anfallen, zumindest solange, bis wir nicht alle auf Fleisch auf unserem Speisezettel verzichten oder keinen Fisch oder Gemüse mehr frittieren. Diese Rohstoffe nehmen auch niemandem Ackerfläche weg.

Um diese einzigartige Technologie nicht nur zu entwickeln (sondern auch international erfolgreich zu machen) hat BDI, ebenso wie Vogelbusch, jährlich sehr hohe Forschungsaufwendungen. Wir forschen dzt. mit Unterstützung der FFG an der 2. Generation Biotreibstoffe, an der Produktion von BioDiesel aus Algen, an abbaubaren Kunststoffen aus Abfall der Agrarindustrie etc.

Wie, sehr geehrter Herr Minister, glauben Sie, dass sich ein Unternehmen solche Aktivitäten noch länger leisten wird können, wenn derzeit offensichtlich all jene mit den Wölfen heulen, die 17 Jahre auf Tauchstation waren und nichts zu sagen hatten - denn genau so lange gibt es BioDiesel aus industrieller Produktion und diese damals weltweit erste industrielle Anlage steht heute noch in Mureck.

Schlussendlich möchten wir auch noch zu einem geschickt geschürten Thema Stellung nehmen, nämlich dass uns Biotreibstoffe der "2. Generation" alleine retten werden, denn:

- Die "2. Generation" wird die erste nur ergänzen, aber nicht ersetzen. Im Saatkorn ist nun einmal mehr Öl als in Blättern und Stängel.

- Die wenigen heutigen Anlagen können sich, und das leider aus der Portokassa, nur begütete Großkonzerne leisten und die Anlagen sind noch sehr ineffizient.

- Ca. 800 Mio Euro (!) Investition um 200.000 t Treibstoff der 2. Generation zu produzieren stehen ca. 50 Mio Euro (!) entgegen, die Anlagen der bewährten, verfügbaren 1. Generation kosten.

500.000 t Rohstoff für eine Anlage der 2. Generation muss man erst einmal beschaffen.

- Die Effizienz wurde von diesem Unternehmen von 40% auf inzwischen 20% reduziert (d.h. Treibstoffmenge aus Rohstoff) während wir heute mit BDI-Technologie der 1. Generation 100% (!) Ausbeute erreichen, d.h. 1 Liter Öl = 1 Liter BioDiesel und der Presskuchen aus derÖlproduktion wird auch noch verwertet.

- Vor mind. (!) 4-5 Jahren wird es sicher kein effizientes, wirtschaftliches Verfahren der 2. Generation geben, welches, wir wiederholen, die schon heute vorhandenen Mengen aus der 1. Generation bei weitem nicht ersetzen kann.

Was machen wir also bis dahin, Herr Minister? Wo bleibt die Investitionssicherheit für Unternehmer? Welcher würde denn realistischer Weise in eine industrielle Anlage der 2. Generation investieren, wenn sich Fahnen im Wind so leicht drehen?

Schließen wir unser exportorientiertes weltweit erfolgreiches Unternehmen und beginnen wir in einigen Jahren von vorne? Wem würde das nützen?

- den Großkonzernen der Lebensmittelindustrie - der Mineralölindustrie oder...

Dann sind Sie, wir und alle anderen endgültig in der Abhängigkeit, wie Verbraucherminister Seehofer im "Bild am Sonntag" sagte: "Es kann doch nicht sein, dass in den USA im wesentlichen nur noch ein Konzern Saatgut anbietet. Die Landwirte dort werden doch erpresst und die Entwicklungsländer auch."

Auch BDI wäre sehr an einem raschen, aufklärenden Gespräch mit Ihnen interessiert, welches sehr gerne auch bei uns in Grambach/Graz stattfinden könnte und wir sehen mit großem Interesse Ihrer geschätzten Stellungnahme entgegen.

Wilhelm Hammer
Vorstandsvorsitzender
BDI - BioDiesel International AG
Parkring 18, A-8074 Grambach / Graz
Austria
el: +43 / 316 / 4009-100
www.bdi-biodiesel.com


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /