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Energiewende - Ein offener Brief an die deutsche Bundeskanzerlin Angela Merkel

Führen Sie den richtigen Weg der Energiewende erfolgreich weiter

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,


seit mehr als 30 Jahren bin ich als mittelständischer Unternehmer im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Seit über 20 Jahren arbeite ich ehrenamtlich energiepolitisch und bin seit 2 Jahren für den BRM e.V. tätig. Angefangen habe ich 1983 mit 2 Mitarbeitern mit der Entwicklung und Realisierung von Biogasanlagen zur Abfallverwertung in Deutschland, Skandinavien und der Schweiz. Bis heute sind wir mit der ALENSYS AG erfolgreich im Markt tätig und haben über 150 große Biogas-/Biomethananlagen realisiert. Die ‘Biogas-Busse’ in Stockholm sowie tausende ‘Biogas-Fahrzeuge’ in Zürich u.a. laufen schon seit mehr als 20 Jahren mit Biomethan aus unseren deutschen Hochtechnologieanlagen. Nennenswerte Abfallmengen als Rohstoff für die Biogasproduktion gibt es in Deutschland schon seit Jahren nicht mehr. Aus diesem Grunde haben wir mit Unterstützung der Politik seit dem Jahr 2000 begonnen, nachwachsende Rohstoffe zur Biogasproduktion einzusetzen und über das EEG zu fördern.

Das war und ist auch heute noch richtig, da zur Biogasproduktion vornehmlich Energiepflanzen oder landwirtschaftliche Beiprodukte eingesetzt werden, die die Bodenfruchtbarkeit erheblich verbessern, weil die Nährstoffe und die Gärsubstrate auf den Acker zurückgeführt werden. Ohne EEG-Boni für Energiepflanzen ist kein Anbau mehr möglich. Ganze Landstriche, vor allem die leichten Böden (z.B. in Brandenburg) werden dann wieder stillgelegt, wie in den 90iger Jahren. Sie sind dann aufgrund fehlender Nährstoffkreisläufe zur Humusbildung und für die Nahrungsmittelversorgung verloren.

Aufgrund der aktuellen politischen Spannungen mit Russland halte ich es für gefährlich, die eigenen deutschen Ressourcen zur Produktion von Biogas nicht weiter auszubauen. Der einzige vernünftige Weg, sich von der Abhängigkeit der Lieferung von Erdgas durch Russland zu befreien, ist die Umsetzung einer konsequenten Biogas-/Biomethanpolitik.

Strom aus Biomasse und Biogas kostet heute ca. 18 – 19 ct/kWh bei Anlagen über 500 kW. Sicher ist er teurer als Onshore-Windstrom mit 8,9 ct/kWh oder Solarstrom mit 10 ct/kWh. Aber Biomassestrom ist Regelenergie und ist unter den erneuerbaren Energien die einzige Alternative, die Grundlastsicherung und den Spitzenausgleich im Stromnetz zu ermöglichen. Biogasstrom kostet nicht mehr, als Strom aus Wind-Offshore und steht dezentral zur Verfügung. Damit wird die Verlegung von einem Teil neuer Stromleitungen quer durch die Republik eingespart.

Aus diesen Gründen müssen die Boni für die Energiepflanzen und Biogasaufbereitung im EEG unbedingt erhalten bleiben.

EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch

Unsere Firma Sunfarming GmbH als Mitglied des BRM e.V. hat in den letzten 10 Jahren mehr als 250 MWp Solaranlagen in Deutschland in über 1.000 Anlagen verbaut. Mit ihr haben über 1,3 Mio. Deutsche in Solaranlagen investiert.

In den letzten 2 Jahren, in denen die Anlagen günstiger und die EEG-Tarife bis auf heute 10 ct/kWh gesunken sind, ist der Eigenverbrauch zum Standard geworden. Hunderttausende haben durch die Eigennutzung von Solarstrom für ihren Betrieb die Energiekosten stark reduziert. Genau das war das Ziel der Erneuerbare-Energien-Politik während Ihrer gesamten Regierungszeit als Kanzlerin.

Ein mittelständischer Betrieb wie z.B. eine Bäckerei, Schlächterei, Drehmaschinenbetrieb etc. mit einem Strom-Jahresverbrauch von bis zu 500.000 kWh bezahlt heute für den Strom aus dem Netz ca. 14 ct/kWh netto. Wenn diese Firmen sich selbst eine Solarstromanlage auf das Dach bauen, um 40 % von ihrem Stromverbrauch selbst zu produzieren, kostet sie das heute 12,5 ct/kWh netto. Keiner investiert noch in solche Anlagen, wenn auf die 12,5 ct/kWh noch eine EEG-Umlage zu zahlen ist. Damit wird Strom aus erneuerbaren Energien deutlich teurer, als Strom aus fossilen Rohstoffen. Die Eigenstromversorgung ist dann völlig unwirtschaftlich.

Zudem senkt jede selbst verbrauchte kWh die EEG-Umlage. Die verbleibenden mehr als 50 % des Stroms, der zugekauft werden muss ist mehr als genug, um das ‘Solidaritätsprinzip’ zu wahren. Das gleiche gilt auch für den BHKW-Eigenverbrauch auf der Basis erneuerbarer Energien.

Die EEG-Umlage-Beaufschlagung auf Eigenstrom für Bürger und Betriebe wird umgehend nach Inkrafttreten des neuen EEG’s den Solarstrommarkt in Deutschland zerstören.

Gemeinsam mit Biogas werden wir, wenn der derzeitige Referentenentwurf des EEG’s beschlossen wird, über 230.000 Jobs innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des EEG’s ohne Not verlieren, ohne dass nennenswert Kosten gesenkt werden. Jede kWh, die selbst verbraucht wird, entlastet das EEG!

Ich bitte Sie, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, endlich einzuschreiten und den derzeitigen Frustrationen im Markt ein Ende zu bereiten und den von Ihnen richtig begangenen Weg der ‘Energiewende’ erfolgreich weiterzuführen.

Peter Schrum
Verbandspräsident BRM e.V.


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