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Nobelpreis für LED-Erfinder

Jakub Siska: Die Erfinder der LED-Dioden erhielten den Nobelpreis - die revolutionäre Entdeckung könnte dennoch Schwierigkeiten bekommen

Den diesjährigen Nobelpreis für Physik erhielten drei japanische Physiker für die Entdeckung blau strahlender Dioden. Ihre Erfindung öffnete den Weg zur Herstellung der bekannten LED-Lampen, welche mit ihren Parametern auch die besten Energiesparlampen "in den Schatten stellen". Es ist allerdings fraglich, wie sich diese Vorteile mit den ökonomischen Interessen ihrer Produzenten verknüpfen lassen.

Die Erfindung der japanischen Physiker ist wirklich revolutionär. LED-Leuchtkörper zeichnen sich durch einen äußerst geringen Energieverbrauch aus, durch ihre minimalistische Größe, die Regulierbarkeit der Leuchtstärke, durch ihre Stoßfestigkeit und extrem lange Lebensdauer. Weil die Beleuchung etwa 30 % des Energieverbrauchs der Menschheit ausmacht, könnte eine Verbreitung dieser sogenannten LEDs die drohende Energiekrise abwenden. Ihr Gewinn für die Menschheit ist aus der Sicht des Energiesparpotentials offensichtlich, stellte die Nobelpreisvergabekommission fest.

LED-Lampen werden bereits laufend in den Geschäften verkauft. Die Nachfrage nach ihnen steigt kräftig an, während ihre Preise immer niedriger werden. Die deklarierten Eigenschaften dieses Produktes kann leicht jede/r selbst überprüfen - mit einer Ausnahme, in Bezug auf die Lebensdauer nämlich. Diese wird mit hunderttausenden Betriebsstunden angegeben, was bei üblichen Leuchtperioden 20 bis 30 Jahren gleich kommt. Und genau da könnte der Stein des Anstoßes liegen.

Man kann erwarten, dass die "LEDs" in den kommenden Jahren den Markt überschwemmen und schrittweise alle bisherigen Lichtquellen ersetzen werden. Zu einer gewissen Zeit wird es dann zu einer Marktsättigung kommen und die Verkaufszahlen werden zurückgehen

Es ist wenig bekannt, dass sich eine ähnliche Geschichte schon einmal abgespielt hat. Ende des 19. Jahrhunderts stellte in den USA eine kleinere Firma Glühbirnen her, die eine Lebendsdauer von mehreren Jahrzehnten hatten. Bis heute zeigt man im Feuerwehrgebäude im Städtchen Livermore in Kalifornien (http://www.centennialbulb.org/cam.htm) eine funktionierende Glühbirne, die im Jahre 1901 hergestellt wurde. Die Produzenten in den USA und in Europa hatten jedoch kein Interesse, Glühbirnen mit einer derart langen Lebenszeit auf den Markt zu bringen. Vielmehr wollten sie, dass der Kunde ihre Glübirnen häufig und regelmäßig kauft.

Im Jahre 1924 schlossen sie daher ein Kartellabkommen, laut dessen die Lebensdauer der Glühbirnen maximal 1000 Betriebsstunden betragen soll. Den Unterzeichnern dieses Kartells schlossen sich die bis heute bekannten Markenfirmen Philips und Osram an. Es entstand sogar ein spezielles Labor, in dem die Glühbirnen stichprobenweise getestet wurden - und wenn einer der Leuchtkörper länger als 1000 Stunden funktionierte, zahlte der Hersteller an die gemeinschaftliche Kartellkasse eine Strafe.

0Es war dies der erste Fall, dass Hersteller zur Strategie einer sogenannten geplanten Produktalterung übergegangen sind, also zur Festlegung nicht der minimalen, sondern der maximalen Lebensdauer. Heute wird dieses Prinzip praktisch bei sämtlichen Verbrauchsgütern angewandt, wie zum Beispiel der Film Glühbirnenverschwörung, welcher bei mehreren internationalen Wettbewerben ausgezeichnet und in einer Reihe von Ländern im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurde (http://www.youtube.com/watch?v=RJ8L3NCmcgA).

Wir können aber vorsichtig hoffen, dass sich mittlerweise doch schon etwas geändert hat. Heute ist zum Beispiel in vielen europäischen Ländern bereits Realität, dass der Verbrauch an elektrischer Energie zurückgeht und zwar keineswegs in Folge der Krise, sondern als Ergebnis gezielter Energiesparmaßnahmen. Firmen, welche gewöhnt sind immer mehr Strom zu erzeugen und zu verkaufen, passen sich, wenn auch ungern, dieser Tatsache an indem sie anderer Aktivitäten entwickeln und ausbauen. Der gesellschaftliche Druck hat sie schlicht und einfach dazu gezwungen. Hoffen wir, dass auf ähnliche Weise auch die Erzeuger der LED-Lampen dazu gebracht werden können.

Erstveröffentlichung im Tschechischen Original am 10. Oktober 2014 im Tschechischen Rundfunk unter Názory a argumenty

Übersetzung: Bernhard Riepl, www.sonneundfreiheit.eu

GastautorIn: Jakub Siska für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /