© Jürgen Schmücking/ Roland Düringer & Christian Seiler
© Jürgen Schmücking/ Roland Düringer & Christian Seiler

Eine Lanze für bio

In Bad Hofgastein fand Ende März das 3. Food-Symposium »Anständig essen« mit prominenten Diskutanten aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft statt. Sie stellten die Frage nach der Sinnhaftigkeit von biologischen Lebensmitteln und Weinen.

Ist bio tatsächlich besser?

Für den Kabarettisten und Systemverweigerer Roland Düringer stellt sich die Frage erst gar nicht, selbstverständlich sei bio von kleinen unabhängigen Produzenten besser. Bei allem anderen gehe es um Systeme, die ineinander greifen und Abhängigkeiten produzieren. »Wir müssen unser Denken überdenken«, fordert er »und uns von den großen Lebensmittelkonzernen, die ausschließlich an Gewinnmaximierung orientiert sind, entkoppeln«. Biobauer und Biobrauer Markus Viehauser sieht die kleinbäuerlichen Strukturen ebenfalls gefährdet. Man erhielte von den Lebensmittelkonzernen für den Mehraufwand in der biologischen Landwirtschaft zwar etwas höhere Preise, unterm Strich bliebe aber weniger über. Er gestand aber Martina Hörmer, Geschäftsführerin der biologischen Eigenmarke von Rewe, sehr wohl zu, dass deren kleine Projekte wie das »Zweitnutzungshuhn« durchaus Sinn ergäben und gute neue Strukturen schaffen. Dass bio in Zeiten von Klimawandel, kaputten Böden und industriell verfälschten Geschmäckern die einzig wahre Art der Landwirtschaft ist, stand indes nicht zur Debatte. Hier kam einhellige Zustimmung auch aus dem Publikum.

Durchaus hitzige Diskussionen, aber immer getragen von guter Stimmung, und spannende Vergleichsverkostungen bestimmten die beiden Tage in Bad Hofgastein, die Ende März unter dem Motto »Anständig essen – ist bio wirklich besser?« ausgetragen wurde. Stattgefunden hat das Foodsymposium heuer zum dritten Mal, Gastgeber waren die Gasteinertal Tourismus GmbH, der Tourismusverband Bad Hofgastein und der Autor und Journalist Christian Seiler.

Essen.

Für gleich mehrere Aha-Erlebnisse sorgten Reinhard Geßl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau und Gastrosoph Jürgen Schmücking während ihrer Verkostung biologischer und konventioneller Milchsorten, Äpfel, Käsen, Schinken und Schnäpsen. Schon eingangs mit einem Gläschen Spritzmittel für die Gäste, harmlosem Schafgarbentee, wie er in der natürlichen Landwirtschaft ausgebracht wird. »Ein systemisches Spritzmittel würden Sie nicht so einfach wegstecken«, so Geßl. »Beim Bio-Landbau muss man nichts mehr wegnehmen, und man muss auch nicht warten, bis das Obst und Gemüse genießbar wird.« Dass systemische Mittel auch optisch ihre Wirkung entfalten, konnte man an den Apfelspalten erkennen. Der konventionell produzierte Granny Smith war der einzige Apfel, der sich auch nach längerer Zeit nicht braun verfärbte. »Spritzmittel lassen sich nicht einfach von der Schale waschen, sie sitzen auch in der Frucht selbst.«

Und Wein.

Ähnlich aufschlussreich war die Weinverkostung von Eduard Tscheppe vom biodynamischen Gut Oggau. Fünf Weinpaare standen zum Vergleich an, fünfmal beeindruckte der natürlich produzierte – biologische oder biodynamische - Wein insgesamt mehr. Die Weine kamen aus der Champagne, Steiermark, Wachau, dem Burgenland, aus Deutschland und Bordeaux.

Projekte.

Andrea Heistinger, Agrarwissenschafterin und Autorin, sprach von der »Konventionalisierung des Bio-Landbaus« und präsentierte in ihrem Vortrag »Wie das Neue in den Biolandbau kommt« drei unabhängige innovative und erfolgreiche Landwirtschafts-Projekte: die Firmen ReinSaat mit biodynamischem Saatgut, Vermigrand mit biologischem Wurmhumus und die Regionalwert AG Freiburg von Christian Hieß.

»Anständig essen« ist ein jährlich wiederkehrendes Symposium, das für die Gasteiner Region und darüber hinaus impulsgebend sein soll. So soll das gesamte Gasteinertal nach und nach auf biologische Landwirtschaft umstellen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /