WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Dieser Ölpreis ist noch ein Trockentraining

von Alexis Johann - Die explodierenden Energiekosten haben auch einige Vorteile

Im Jahr 2150 gibt es kein Erdöl mehr, davon gehen fast alle Studien aus. Hat das etwas mit dem aktuellen Ölpreis zu tun? Nein, sagen diejenigen, die die Ölmärkte täglich beobachten. Öl wird teurer, weil die Nachfrage steigt, weil die Raffineriekapazitäten eng sind, weil das schwarze Gold als Ausweichplatz für liquide Mittel in turbulenten Zeiten dient.

Die "Association for the study of Peak Oil & Gas" warnt allerdings seit Jahren vor einem anderen Phänomen: Irgendwann ist die Hälfte des weltweit verfügbaren Öls gefördert. Ab dann erleben wir die vergangenen 150 Jahre im Rückwärtsgang: Die Ölförderung geht exponentiell zurück, also genauso schnell, wie sie gestiegen ist. Das Phänomen wurde in den 30er Jahren bei einzelnen US-Ölfeldern erstmals beobachtet, Ende der 60er Jahre für die Ölgewinnung ganzer Länder erforscht - und gilt mittlerweile als unbestrittenes Phänomen unter Geologen.

Die Ursache ist einfach erklärt: Nach dem Erschließen einer Ölquelle ist die Steigerung der Mengen kein Problem. Dann sinkt der Druck im Ölfeld ab, die Förderung wird schwieriger, kostenintensiver, und geht zurück. Wissenschafter, allen voran der schwed­ische Physiker Kjell Aleklett, streiten darüber, wann dieser "Peak of Oil" stattfindet. Skeptiker wie Aleklett glauben, die Welt habe ihn bereits 2006 überschritten, die Industrie geht vom Jahr 2020 aus.

Irgendwann geht also das Angebot zurück. Dieser Zeitpunkt lässt sich durch moderne Fördertechnologien (Stichwort: Tiefsee, Ölsande etc.) hinausschieben, der Abschwung kommt dann umso schneller. Derzeit steigt aber noch immer die Nachfrage. Die Folge: Die Preise explodieren. Ob wir tatsächlich heute schon den "Peak of Oil" erleben, ist dabei unerheblich. Derzeit findet die Probe aufs Exempel statt: Die Energiepreise galoppieren davon.

Und das hat drei positive und einen erheblich negativen Effekt, der uns in den kommenden 150 Jahren begleiten wird:
1) Durch die steigenden Preise wird die Knappheit des Gutes präsent, Sparmaßnahmen fangen daher an zu greifen.
2) Alternative Energiequellen erhalten eine Chance, auch wenn damit totgelaubte Dinosaurier, wie die Atomkraft, kurzfristig wieder auferstehen.
3) Die Konjunktur ist gegenüber dem Ölpreis resistenter als gedacht. Denn kein Ökonom hatte der Weltwirtschaft zugetraut, eine Vervierfachung des Preises so gut verdauen zu können.
Ungelöst bleibt die Abhängigkeit der Welternährung von primären Energiequellen. Dieses Phänomen wird die Welt in Atem halten und ihr jede Menge Schmerzen bereiten.

Rückfragehinweis: WirtschaftsBlatt

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OTS0215 2008-06-09/17:30



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /