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Wie grün ist Ökostrom? – die richtige Tarifwahl ist eine Frage der Motivation

Ökostrom liegt im Trend. Rund 22 Prozent der Haushalte wurden 2013 mit grünem Strom beliefert - fünf Jahre zuvor waren es noch 8 Prozent. Der Markt wächst in entsprechendem Tempo. Im letzten Jahr konnten Verbraucher zwischen mehr als 3.800 unterschiedlichen Okostrom-Tarifen wählen. Doch auch hier gilt: „Aufgepasst bei der Tarifwahl!“


Ökostrom ist nämlich nicht gleich Ökostrom – die Bezeichnung ist keineswegs geschützt. Wer nicht genau hinsieht, kann seine guten Absichten beim Wechsel nicht unbedingt umsetzen. Das Energieverbraucherportal erklärt, worauf zu achten ist.

Kein Heilsversprechen durch Ökostrom

Jedem Verbraucher sollten beim Thema Ökostrom grundsätzlich Folgendes bewusst sein: „Es gibt viele Gründe, zu Ökostromanbietern zu wechseln, der Strom selbst gehört nicht dazu“. Dies erklärt Prof. Uwe Leprich der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken. Denn unabhängig vom Anbieter und Tarif kommt nach einem Wechsel der gleiche Strom aus der Steckdose wie bereits zuvor.

Bei einigen Ökostromtarifen tragen die Verbraucher aber dazu bei, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Strommix wächst. Da jedoch ein europaweites Überangebot an Strom aus erneuerbaren Energien dafür sorgt, dass kein Anreiz zum Neubau entsprechender Anlagen besteht, ist der Anteil der Tarife mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt überschaubar. Die meisten Versorger betreiben vielmehr Greenwashing, wenn sie beispielsweise Herkunftsnachweise von norwegischen Wasserkraftwerken erwerben und somit ihren konventionell erzeugten Strom als Grünstrom umetikettieren. Trotzdem dürfen Versorger die entsprechenden Tarife als Ökostrom bewerben. Selbst Siegel und Zertifikate setzen unterschiedliche Maßstäbe und Kriterien bei Thema Ökostrom an.

Öko ist beim Strom eine Sache der Definition

Gemeinsam ist allen Lesarten, dass es sich um Energie handelt, die aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird. Während Wind-, Wasser-, Solarenergie und Biomasse unweigerlich zu diesen Quellen gezählt werden, sind Kraft-Wärme-gekoppelte Heizkraftwerke bereits umstritten, da sie fossil befeuert werden. Um den Beitrag des jeweiligen Ökostromprodukts für die Energiewende zu messen, lassen sich diverse Kriterien anlegen, wie beispielsweise der Zubau an erneuerbaren Erzeugungskapazitäten, die Verflechtung mit Betreibern von fossilen und atomaren Energieanlagen, der Zertifikathandel oder die tatsächliche Umweltverträglichkeit der Kraftwerke.

Mindestens genauso breit gestreut wie Definitionen und Kriterien für Ökostrom sind die Motive von Verbrauchern für den Wechsel zu nachhaltig produzierter Energie. Das gute Gewissen ist hier ebenso zu nennen wie der Versuch, durch den Wechsel ein politisches Zeichen zu setzen. Viele Ökostrombezieher wollen mit ihrem Schritt zudem einen Beitrag zum Klima- oder Umweltschutz leisten oder die Förderung regenerativer Energieanlagen voranbringen. Gleichzeitig bringen jedoch knapp 60 Prozent der Verbraucher den Herkunftsangaben der Anbieter von Ökostrom Misstrauen entgegen. In der Tat lohnt sich bei einigen Tarifen ein genauer Blick auf die Herkunft des Produkts.

Ökostrom für das grüne Gewissen

Mit dem Bezug von Grünstrom lassen sich für manchen Verbraucher die kleinen Ökosünden des Alltags ohne viel Aufwand reinwaschen. Wenn jedoch der Klimaschutz das vorrangige Motiv ist, sollte der Wechsel zu Ökostrom erneut durchdacht werden, denn trotz seiner CO2-Neutralität, ist er aus wissenschaftlicher Sicht nicht zwangsläufig die sinnvollste Alternative.

Zu den wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung für den Ökostromwechsel gehört das soziale Umfeld. Je mehr Ökostromkonsumenten sich im Bekanntenkreis finden, desto eher entscheiden sich Verbraucher selbst für solch einen Tarif. Motivation ist dabei häufig die Beruhigung des eigenen Gewissens zu und das Aufgreifen des vielfach propagierten ökologischen Lebensstils. Wer lediglich zu Grünstromtarifen wechselt, um am Ende des Jahres mit Genugtuung „Ökostrom“ auf der Endabrechnung zu lesen, hat es bei der Wahl des Stromtarifs nicht schwer. Art und Herkunft der Energie sind hier nämlich zweitrangig. Somit kann jeder beliebige Anbieter die Bedürfnisse und Ziele des Wechsels gerecht werden, solange er in irgendeiner Weise als Ökostrom ausgeschrieben ist.

RECS – ein Tauschgeschäft für Stromhändler

Der überwiegende Anteil des Ökostroms stammt aus dem europäischen Ausland. Viele Ökostromanbieter sind selbst gar nicht an der Produktion von Energie aus erneuerbaren Energien beteiligt. Der von ihnen vermarktete Strom beruht auf dem Handel mit Herkunftsnachweisen. Sie kaufen Zertifikate, die bestätigen, dass irgendwo eine bestimmte Menge Ökostrom produziert wurde und erwerben damit das Recht, hierzulande die entsprechende Energiemenge als Ökostrom zu verkaufen. Der Strom wird dabei nicht physisch nach Deutschland geliefert, lediglich der Herkunftsnachweis ist Teil des Handels.

Zu den bekanntesten Herkunftsnachweisen gehören RECS-Zertifikate (Renewable Energy Certificate System). Die RECS-Organisation weist auf ihrer eigenen Website deutlich daraufhin, dass es sich bei den Zertifikaten nicht um ein Ökostromlabel handelt. Dennoch ist dies für den Endverbraucher oft verwirrend.

Grünes Gewissen ohne Wirkung

Kritiker sehen hier keinen nachhaltigen Effekt auf die Umwelt oder auf den Fortschritt der Energiewende, da der Strom lediglich aus bereits bestehenden, häufig jahrzehntealten Wasserkraftwerken, stammt. Diese stehen in der Regel in Österreich, der Schweiz oder Norwegen. Das System hat vor allem zwei Vorteile: Zum einen kann es die wachsende Nachfrage der deutschen Verbraucher nach Ökostrom befriedigen, zum anderen bleibt der Strom durch den Zertifikatshandel bezahlbar. Insbesondere die aus Skandinavien stammenden Herkunftsnachweise sind aufgrund des großen Überangebots an Strom aus Wasserkraft sehr günstig. Dadurch sind Ökostromtarife auch für Privatkunden häufig sogar günstiger als der Grundversorgungstarif der örtlichen Versorger und eine attraktive Alternative.

Kernenergie erfährt in der Wissenschaft eine Renaissance

Zweifelsohne unterstützt Ökostrom den Klimaschutz, schließlich ist die Energieproduktion CO2-neutral und nachhaltig. Der Ausbau der erneuerbaren Energien gehört zu einem zentralen Aspekt im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Dennoch ist Ökostrom nicht zwangsläufig die sinnvollste Energieform für alle, die das Klima schützen wollen. Renommierte Klimaforscher aus aller Welt, darunter einer der ersten und stärksten Warner vor der Erderwärmung, James Hansen, glauben, dass erneuerbare Energien bei Weitem nicht ausreichen, um den steigenden Energiehunger der Welt zu befriedigen. Zudem weisen sie darauf hin, dass der Ausbau für viele Länder zu teuer ist. Da jedoch eine Abkehr von den fossilen Energieträgern, die mit ihren Emissionen mitverantwortlich an der Klimaerwärmung sind, notwendig ist, bleibt laut Hansen und seinen Mitstreitern als Übergangslösung nur die Atomenergie.
Für viele Umweltschützer wie Tobias Riedl von Greenpeace ist die Rückkehr zur Atomkraft aus Klimaschutzgründen lediglich das Eintauschen von verschiedenen Risiken, denn die Entsorgung des hochradioaktiven Atommülls stellt nach wie vor ein ungelöstes Problem dar. In keinem anderen Land als in Deutschland hat die Reaktorkatastrophe von Fukushima einen derartigen Umschwung in der Energiepolitik nach sich gezogen.

Das System gefährdet den Klimaschutz

Im Ausland gilt die Atomkraft häufig als Mittel zum Zweck, um die Klimaerwärmung zu stoppen. Das deutsche System des Energiemarkts birgt mit der ausbleibenden Verteuerung von Zertifikaten im EU-Emissionshandel und dem Handel von Herkunftsnachweisen für Ökostrom allerdings die Gefahr, dass die fossilen Energieformen noch längere Zeit am Markt überleben. Der mangelhafte Anreiz zum Ausbau der erneuerbaren Energien könnte die Begrenzung der Emissionswerte gefährden und könnte für Klimaschützer einen Anreiz darstellen, der Atomkraft übergangsweise noch mal eine Chance zu geben.

Quellen:
Statista
Umsteiger-Report Energiewende der Change Centre Foundation
umweltbundesamt.de
energieverbraucher.de
Welt
FOCUS
Spiegel
Wirtschaftswoche Green
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