© Hochreiter / Thomas war mit einem Tesla Model S unterwegs
© Hochreiter / Thomas war mit einem Tesla Model S unterwegs

„Langstrecke? Rein elektrisch?? Geht doch!“

3000,7 km rein elektrisch in 7 Tagen –– eine fast alltägliche Woche!

© Hochreiter / Beim Basecamp
© Hochreiter / Beim Basecamp
© Hochreiter / Laden beim Legoland
© Hochreiter / Laden beim Legoland
© Hochreiter /Teslatrip von Hengstberg nach Berlin
© Hochreiter /Teslatrip von Hengstberg nach Berlin
© Hochreiter/ Multicityladen in Berlin
© Hochreiter/ Multicityladen in Berlin
© Hochreiter / Beim Hotel Kaiserhof in Anif- Destination charging vom Feinsten
© Hochreiter / Beim Hotel Kaiserhof in Anif- Destination charging vom Feinsten
© Hochreiter / Beim ARBÖ in Gmünd gibt es Strom für den Tesla
© Hochreiter / Beim ARBÖ in Gmünd gibt es Strom für den Tesla

Zugegeben, auch wenn es zu seinem alltäglichen Geschäft gehört, Elektroladestellen technisch zu betreuen und dabei auch rein elektrisch unterwegs zu sein, 3000,7 km in 7 Tagen im Stück waren trotzdem ein Novum für Thomas Hochreiter, Ladestellentechniker der Wiener Firma ENIO. Für die Dienstfahrt wurde Thomas, der sonst i-MiEV und ZOE fährt, von ENIO ein Tesla zur Verfügung gestellt.

Die Reise ging für Thomas von seinem Heimatort Berndorf, nahe Wien an einem Sonntag um 7h 00 früh los. Mit dabei, mit dem Unternehmen abgestimmt, seine Freundin um den angenehmen Nebeneffekt einer 3000 km Reise - ein wenig Sightseeing zu machen - gleich gemeinsam zu nutzen.

Die Reichweitenanzeige stimmt nicht ganz: 0,8 km Differenz auf 327 km

Mit 391 km angezeigter Reichweite geht es los. Nach 327,8 km und einer Restreichweite von 64 km am Schnelllader in Passau ist schon einmal klar: ganze 0,8 km hatte sich der Tesla Bordcomputer ‘verrechnet’, er kennt also den elektrischen ‘Gasfuß’ seines/r jeweiligen Herren/Frau recht gut.


Thomas Hochreiter – entspannte 3000,7 km rein elektrisch in 7 Tagen

Passau ist zwar sehr schön aber nicht unbedingt auf der Autobahnraststation. 15 Minuten Ladezeit sind mehr als ausreichend um wieder auf einer Reichweite von 126 km zu sein und die Weiterfahrt bis zum 77 km entfernten Supercharger in Regensburg ohne jede Angst zu absolvieren.



Vielleicht sollten Elektrofahrer öfter Benzin und Dieselpumpen an Tankstellen blockieren – man kann ja auch Kaffee trinken und im Shop länger eine Zeitung aussuchen – jedenfalls stehen in Regensburgs gleich 3 ‘Fossile’ auf den für E-Fahrzeuge reservierten Plätzen. Davon ausgehend, dass es sich um keine Analphabeten handelt, haben manche Autofahrer in dem Bereich noch eine Lernkurve zu absolvieren. Nein, der Vorschlag Zapfsäulen zu blockieren ist natürlich nicht ernst gemeint, schön wäre es trotzdem, wenn auch die ‘Fossilen’ die Ladeplätze frei hielten.


Am nächsten Supercharger eine ganze E-Horde!

So freudig des Herz eines E-Enthusiasten schlägt, der Anblick einer elektrifizierten Flotte E-Fahrzeuge am nächsten Tesla-Supercharger kann dann auch Angst machen. Bekommt man Strom oder wartet man sehr lange? Zum Glück stellt sich der Massenandrang als Eröffnungsfeier des Superchargers in Leipzig dar. Thomas erntet verwunderte Blicke, da vorerst angenommen wird, der Wiener wäre ‘nur’ wegen der Eröffnung des Ladesystems kurz einmal 750 km angefahren. Nachdem die Organisatoren der Veranstaltung den echten Energiehunger des Fahrzeugs realisieren wird schnell ein Platz freigemacht. Hand-made Lastmanagement sozusagen. Eine spannende Eröffnung in jeder Hinsicht, Hochvolt an der Ladestelle und viele spannende Elektrofahrzeuge, für einen Elektrofreak eine Augenweide. Vom VW Citystromer über Renault ZOEs und eUps - alles da.

Einstecken und einchecken

Eine dreiviertel Stunde in Leipzig reicht aus, um die restliche Strecke nach Berlin ‘nachzuladen’ und dann nach 920,6 elektrischen km an einem Tag in Berlin einzutreffen. Das Hotel NH Hotel in Berlin ist, sehr lobenswert, mit einem eigenen Nissan-Leaf und 2 Ladestellen ausgestattet. Der Tesla kann sich über Nacht in Ruhe vollsaugen.

175,2 kWh für die gesamte Strecke Wien – Berlin zeigen, dass selbst ein großes Fahrzeug milde gefahren auch auf Autobahnen sehr sparsam ist.

Berlin – die E-Mobile Traumstadt

Berlin ist zumindest für deutsche und österreichische Verhältnisse ein Schlaraffenland der Ladestellen – vergleichsweise! Thomas führt 2 Servicetermine in Berlin durch und dann geht es weiter nach Wolfsburg.

Wolfsburg gleich mal um die Ecke von Berlin

Zumindest für den Tesla, der eigentlich keine Problem hätte, die Strecke durchzufahren, liegt Wolfsburg gleich um die Ecke - für Thomas und seine Freundin aber doch nicht. Der Hunger quält eben und dann sucht man natürlich gleich auch Futter für die Batterie und findet dieses auch am Weg. Die Nutzung der kurzen Esspause resultiert in 242 km Restreichweite bei Ankunft in der Autostadt Wolfsburg Da wird auch gleich an einer der von ENIO verwalteten Ladestellen, bei T-Systems in der Allesandro-Volta Strasse, geladen und diese hardwaremäßig aktualisiert.

Um 2h00 früh ein Hotel ohne Strom

Nach einem kurzen Lade-Zwischenstopp von 20 Minuten an einem Supercharger endet die Tagesetappe von 492,7 km Ankunft im Hotel in Detmold - mit Enttäuschung. Angesichts der etwas späten Stunde ist niemand mehr in der Lage oder gewillt eine Stromquelle, nicht einmal nur Schuko, zu öffnen. Auch das sollte bald der Vergangenheit angehören. Das Fehlen der E-Ladestelle ist bei der Fahrt-Planung einfach durchgerutscht und der Hotelleitung sichtlich noch nicht bewusst.

Zum Glück gibt es e-mobility Foren und ein Freund findet sich am nächsten Morgen und hilft bei der Ladung.

Die ‘Helden der Nacht’ backen große Brötchen auch in der E-Mobilität!

Sightseeing an einem arbeitsfreien Tag und dann ab nach Bonn. Zwischendurch noch ein Ladestopp zur Jause (Brotzeit) auf Besuch beim Bäcker Schüren, einem der innovativsten Bäcker Deutschlands. Für sein Projekt ‘Helden der Nacht’ bei dem Schüren seinen Azubis (österreichisch: Lehrlinge) Pool-Twizzys zur Verfügung stellt, hat der E-affine Bäcker gerade wieder eine Auszeichnung bekommen. Bäcker müssen zwischen 2 und 3 Uhr früh starten um rechtzeitig an der Arbeitsstätte zu sein, da fährt kein Öffi. Die Ware ausgeliefert wird dann elektrisch mit Nissan NV200. Gesundes Essen, gesund transportiert. Der Strom kommt natürlich nach Möglichkeit aus der riesigen hauseigenen PV Anlage und wird an dutzenden Stromtankstellen bereitgestellt die auch für Thomas nutzbar sind.

Bei 560km/h muss gekühlt werden

Nein, keine Sorge, auch dieser Tesla fährt nicht so schnell, lädt aber an der nächsten Ladestelle in dem Tempo. 560km Ladeleistung je Stunde sind bisheriger Rekord für Thomas. Da kommt selbst der Tesla ins Schwitzen und zeigt das mit der Meldung ‘Fahrzeugsysteme werden gekühlt, reduzierte Leistung der Klimaanlage’

Laden am überdachten Campingplatz in Bonn

Das Bonner BaseCamp ist kein gewöhnliches Hotel, sondern eine große Halle voll mit Wohnwägen, wo jeder einzelne als Zimmer genutzt wird. Wie auf ‘Campingplätzen’ so üblich: auch hier die Stromzufuhr keine Problem. Ein Lob den Hotelbetreibern! Die Tagesetappe beträgt 347,5 km und es gibt einige Ladegelegenheiten bei Zwischenstopps trotzdem kann hier doch noch ein wenig Ladebedarf gestillt werden.

Ladestellen, die Legobausteine der E-Mobilität und der Kaiserhof

Regen am nächsten Tag auf der Fahrt nach Darmstadt, wo ebenfalls eine Ladestelle zu aktualisieren ist. Auf der Strecke wird dann noch 313 km am Supercharger geladen und dann gehts weiter nach Günzburg. Ein Legoland Besuch, der mit knapp 4 Stunden geplant ist, reicht aus, um auch bei der 11kW Ladestelle am Legoparkplatz für die nächste Etappe 217 km Reichweite zu haben. München liegt ebenfalls auf der Strecke, mit einem Sealife Besuch, und dann surrt man ab nach Salzburg auf einen 15 Minuten Ladestopp. Die Kaffeepause reicht, um mit der Ladung das Tagesziel, das Hotel Kaiserhof in Anif zu erreichen. Ein Hotel mit einem Tesla Supercharger, der sicher schon einiges an Gästefrequenz bewirkt hat.

999 km Reichweite in der Batterie und Negativverbrauch


Wenn es mit dem E-Auto wirklich bergab geht, geht es mit der Reichweite bergauf. 999km zeigt die Reichweitenanzeige auf der Strecke von Anif nach Gmünd in Niederösterreich und -85Wh/km. Welches ‘Fossile Fahrzeug’ würde nicht davon träumen nach dem Bergabfahren mehr Benzin im Tank zu haben als davor – spielt es aber nicht - dazu braucht man schon Batterien.

Zwei kurze Lade-Zwischenstopps vor allem auch zur körperlichen Regeneration des Fahrers auf der letzten Strecke und mit 27 Restkilometer steht der Tesla wieder vor der heimatlichen Haustüre in Berndorf - nach 3000,7 km in 7 Tagen.


Fazit: Auch die Weite ist mit dem E-Mobil naheliegend

3000,7 km in 7 Tagen mit 581 kWh ergeben einen Schnitt von gerade 19 kWh je 100 km. Die fast alltägliche Woche zeigt: auch die Langstrecke ist schon machbar,
Das Auffinden der Infrastruktur ist derzeit noch ein Planungsspiel für Experten. Thomas ist ein solcher. ENIO arbeitet gemeinsam mit und für Kunden daran, dass das e-mobile Reisen auch für Nicht-Experten einfacher wird.

E-Mobilität ist in vielen Bereichen bereits alltagstauglich, für Fahrzeuge mit kleineren Reichweiten (nicht jeder kann und will sich ja einen Tesla leisten) bedarf es aber massiver Verbesserungen in der Dichte der Ladestellen, der Auffindbarkeit, Reservierung und Qualität der Online Daten.


Anmerkung: Die Reise fand in der Zeit von 19 bis 24 April 2015 statt. Die Fertigstellung des Artikels dauerte weit länger als die Reise – bis September. Thomas Hochreiter ist Elektriker und Ladestellenexperte der Firma ENIO. Privat und beruflich gemischt ist Thomas mit seinem rein elektrischen Mitsubishi i-MiEV in den letzten 3 Jahren bereits 66.000 km rein elektrisch unterwegs. Bereits sein Vorgängerauto war elektrisch. Thomas Hochreiter ist außerdem der Bundesländer-Koordinator für niederösterreichische Vernetzungstreffen des Bundesverbands nachhaltige Mobilität und kann auch hier trotz seines jugendlichen Alters eine große Fachkompetenz im Bereich E-Mobilität einbringen.

Das Tesla Model S stammt von GREENRIDE. Für alle, die selbst einmal selbst ein Model S fahren möchten: Die innovative Elektrolimousine kann man dort ausleihen, auch innovative Mietmodelle werden dazu angeboten.


Autoren: Thomas Hochreiter/Fritz Vogel
Fotos: Thomas Hochreiter


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /