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Strompreisexplosion verbläst Wind-Förderkosten

Der Marktpreis liegt mit 8,5 ct/kWh erstmals über den Einspeisetarifen für bestehende Windkraftanlagen.

Von 2007 auf 2008 halbieren sich die Förderkosten auf 35 Mio. Euro. 2009 ist sogar eine Verringerung auf 5 Mio. Euro möglich.

Windstrom ist der Billigmacher der Zukunft. Gestern wurden von der E-Control die neuen Marktpreise für das dritte Quartal 2008 veröffentlicht. Die Großhandelspreise für Strom an der Leipziger Börse EEX zeigen einen extremen Anstieg um 30% von 6,45 auf 8,495 ct/kWh allein im letzten Quartal. Erstmals liegt damit der Marktpreis für Strom über den geltenden Einspeisetarifen von 7,8 ct/kWh für die bestehenden 612 Windkraftanlagen mit ihren 982 MW.

Die Auswirkungen auf die notwendigen Förderkosten, die sich im Wesentlichen aus der Differenz von Einspeisetarifen und Marktpreis zuzüglich Ausgleichsenergie (ca. 1 ct/kWh) zusammensetzen, sind gravierend: Im Jahr 2007 lagen die Mehrkosten noch bei ca. 76 Mio. Euro, heuer werden sie mehr als halbiert und sinken auf unter 35 Mio. Euro. Diesem Wert liegt eine sehr konservative Abschätzung von einem Marktpreis von 7,0ct im Jahresschnitt zugrunde. Dazu müsste der Marktpreis im letzten Quartal wieder auf 7,1ct/kWh zurückgehen. Bleibt jedoch der Marktpreis auf derzeitigem Niveau von 8,5ct/kWh, ist 2009 ein nochmaliger Rückgang der Förderkosten um weitere 85% auf nur noch 5 Mio. Euro zu erwarten. "Der enorme Preisanstieg bei den fossilen Energieträgern Öl, Gas und Kohle schlägt sich direkt auf den Strompreis durch", so Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft. "Eine Investition in Windenergie und andere Ökostromanlagen ist unter den derzeitigen energiepolitischen Rahmenbedingungen ein Muss und trägt zur Stabilisierung der Strompreise bei. Wir müssen weg von fossilen Energieformen, deren künftige Kosten unkalkulierbar sind. Der Rohstoff Wind ist dagegen gratis. Heute und in Zukunft. Die Politik muss auf diese Veränderungen des Energiemarktes reagieren", so Hantsch.

Um nach einer längeren Pause, ausgelöst durch das unglückliche Intermezzo der Ökostromnovelle 2006 und den damit einhergehenden zu niedrigen Tarifen, wieder in Windkraftanlagen investieren zu können, muss nun für neue Anlagen ein Tarif auf internationalem Niveau verordnet werden. Die beiden Europameisterschaftsfinalisten Spanien und Deutschland haben bei den Tarifen eine Steilvorlage geliefert: Anfang Juni wurden in Deutschland neue Tarife für Windkraft beschlossen. Sie werden aufgrund von Inflation und gestiegenen Kupfer- und Stahlpreisen von zuletzt 8,1 ct/kWh für Windkraftanlagen an Land auf 9,2 ct/kWh angehoben. Für Offshore-Anlagen wird der Tarif sogar auf 15 ct/kWh erhöht. In Spanien sind die Windtarife an den Marktpreis gekoppelt und liegen zwischen 9 und 10 ct/kWh. In Österreich liegen die Tarife für neue Anlagen derzeit bei 7,54 ct/kWh, was für einen Ausbau zu niedrig ist. Außerdem werden bei uns davon noch 0,11 ct/kWh Systemdienstleistungsentgelt abgezogen und anders als in anderen Ländern müssen in Österreich die Ökostromanlagenbetreiber die Netzverstärkungskosten des vorgelagerten 110kV-Netzes selbst zahlen.

Auch wenn für neue Anlagen die Tarife angehoben werden müssen, ist der Förderaufwand für neue Windkraftanlagen äußerst niedrig: Bei einem neuen Wind-Einspeisetarif von 9,5ct/kWh läge das Förderausmaß bei nur rund 10% bezogen auf die Anfangsinvestition. Windkraft ist damit gemeinsam mit mittlerer Wasserkraft die Energieform mit dem geringsten Förderanteil.

"Wir hoffen, die Politik versteht diese deutlichen Zeichen für mehr Windenergie und schafft mit Tarifen deutlich über 9 ct/kWh wieder die Grundlage für einen Ausbau der Windkraft in Österreich", so Mag. Stefan Hantsch Geschäftsführer der IG Windkraft.



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Weitere Infos: IG Windkraft

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /