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Jahrestag der Zwentendorf-Abstimmung gegen Atomkraft

Es gibt einige große Erfolge in der Antiatompolitik, aber es ist noch viel zu tun

Zwentendorf, Wackersdorf, der deutsche Atomausstieg – das sind die drei größten Erfolge der Antiatompolitik. Am 5. November 1978 haben die Österreicher/innen mit hauchdünner Mehrheit (50,47 %) für ein Nein zum Atomreaktor Zwentendorf gestimmt und damit die Atomenergie in Österreich endgültig gestoppt, damit auch den zweiten damals geplanten Atomreaktor in St. Pantaleon bei Enns. Ein historischer Sieg für Österreichs Antiatom-Bewegung! Oberösterreich ist damals wie heute Motor und Vorreiter der Österreichischen Antiatom-Bewegung. Nach Zwentendorf waren das Verhindern der Wiederaufbereitungsanlage im deutschen Wackersdorf und die Stilllegung des riskantesten grenznahen deutschen AKWs Isar1 und damit der deutsche Atomausstieg die größten historischen Erfolge der Antiatombewegung.

LR Anschober: ‘Der morgige Jahrestag soll uns in Österreich des errungenen Erfolgs erinnern, aber gleichzeitig auch Motivation sein, gegen eine Renaissance der Atomkraft in Europa zu kämpfen. Denn es ist noch viel zu tun: Seit dem Jahr 2000 ist das AKW Temelin in Betrieb, seit zehn Jahren im genehmigten Vollbetrieb, Sorgen macht auch das AKW Dukovany. Aber wir haben es vorerst geschafft, dass die Atomenergie immer unwirtschaftlicher wird – durch den Aufschwung der Erneuerbaren und die erzwungenen höheren Sicherheitsstandards. Jetzt, 38 Jahre nach Zwentendorf, geht es um die Grundsatzentscheidung über neue AKW in der EU. Wegen Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit wartet man in Tschechien die Entscheidung zur österreichischen Nichtigkeitsklage gegen die Milliardensubventionen des britischen AKW-Projekts Hinkley Point ab. Denn ohne Subventionen gibt es derzeit keine Neubauten von Atomkraftwerken und folglich auch keinen Ausbau der Atomenergie in Tschechien.

In Deutschland sucht man nach dem beschlossenen Atomausstieg ein Endlager, das für die unglaubliche Zeitdauer von einer Million Jahre sicher sein soll. Allein dies zeigt, dass die Atombetreiber hunderten Generationen bereits eine völlig verantwortungslose Hypothek hinterlassen haben.’



Heute steht die EU in der Atompolitik am Scheideweg: Neue Atomreaktoren erweisen sich als völlig unwirtschaftlich – die einzigen europäischen Atombaustellen im französischen Flamanville und im finnischen Olkiluoto zeigen jahrelange Verzögerungen und massive Kostenexplosionen. Europas neue Reaktorbaureihe EPR wurde zum wirtschaftlichen Flop.

In Tschechien setzt man weiter auf eine ‘strahlende Zukunft’, doch eine seit 2009 laufende Ausschreibung für den Ausbau des AKW Temelín wurde aufgehoben – der Bau hätte wie ursprünglich geplant 2017 beginnen sollen. Nun wurde im Sommer mit der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Ausbau des AKW Dukovany um zwei Reaktor-Blöcke begonnen. Trotz aller bestehenden Mängel und der völlig offenen Fragen zur Atommüll-Endlagerung und der Finanzierung des AKW-Neubaus. Umwelt-Landesrat Rudi Anschober hat dazu gemeinsam mit Oberösterreichs NGOs eine Einwendungskampagne gestartet, an der sich 41 Gemeinden namens mehr als 124.000 Einwohner/innen beteiligt haben. Anschober: "Diese Einwendungen im Zuge des derzeitigen Vorverfahrens sind ein starkes Zeichen des Protests. Ich erwarte die eigentliche UVP im ersten Halbjahr 2017. In dieser werden wir eine noch deutlich umfassendere Einwendungskampagne starten. Die vielen engagierten Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern zeigen, dass der Anti-Atom-Widerstand in Oberösterreich im Sinne von Zwentendorf lebt!"


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /