© FWU/ Übergabe der Blumen im Namen von Umweltstadträtin Ulli Sima durch Prof. Dr. Reinhold Christian an Univ.-Doz. Dr. Peter Weish
© FWU/ Übergabe der Blumen im Namen von Umweltstadträtin Ulli Sima durch Prof. Dr. Reinhold Christian an Univ.-Doz. Dr. Peter Weish

Großes Jubiläum für Umweltikone Peter Weish

FWU-Präsident Univ.-Doz. Dr. Peter Weish wurde 80 Jahre

Im Rahmen der Forum Wissenschaft & Umwelt (FWU) -Generalversammlung wurde der achtzigste Geburtstag von FWU-Präsident Univ.-Doz. Dr. Peter Weish gefeiert. Der geschäftsführende FWU-Präsident Prof. Dr. Reinhold Christian überreichte Peter Weish im Namen der Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima einen Blumenstrauß und las ihre Grußbotschaft vor.

Grußbotschaft Ulli Sima

Ich gratuliere dir von Herzen zu deinem 80igsten Geburtstag!

Du bist ein wahrer Pionier der heimischen Umweltbewegung und ich möchte dir an dieser Stelle ganz aufrichtig Danke sagen. Danke, für dein unermüdliches Engagement, gepaart mit hoher fachlicher Kompetenz und für deine Sachlichkeit, die du in die Debatten einbringst – aber ganz besonders für deine jahrzehnte lange Hartnäckigkeit im Kampf für die ‘gute Sache’.
Ich habe die Ehre, dich schon lange zu kennen: Als ich in den 90er Jahren bei GLOBAL 2000 als Gentechnik-Referentin begonnen habe, haben sich unsere Wege erstmals gekreuzt. Ich erinnere mich gerne an den großen gemeinsamen Erfolg der heimischen Umweltbewegung im Kampf gegen die Gentechnik. Im nächsten Jahr feiern wir 20 Jahre Anti-Gentechnik-Volksbegehen, als dessen Sprecher du der Bewegung einen ganz besonderen Stempel aufgedrückt hast. Ich habe damals wirklich viel von dir gelernt: Einsatz zahlt sich aus, mit Herzblut und Konsequenz kommt man ans Ziel. Und unser Ziel haben wir erreicht: bis heute gibt es keine Gentechnik auf heimischen Tellern und Feldern – und so soll es auch bleiben!

Du bist aber schon viel früher aktiv gewesen und warst schon als Umweltschützer unterwegs, als das Thema wohl noch ‘exotischer’ war als heute. Du warst natürlich auch ein Anti-Atom-Kämpfer und hast einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass es in Österreich kein Atomkraftwerk gibt. Dafür werden dir auch noch die nächsten Generationen dankbar sein.

Lieber Peter, du bist und bleibst ein unverzichtbarer Mahner und ein großes Vorbild für uns alle – für mich bist du das personifizierte ‘Umweltgewissen’ – und ich wünsch dir von Herzen alles, alles Gute zum runden Geburtstag. Ich freue mich auf viele weitere gemeinsame Aktivitäten in Sachen Umwelt- und Naturschutz: denn bei all dem Erreichten: es bleibt noch viel zu tun!

Alles Liebe, Ulli Sima

Laudatio im Auftrag der Mitglieder und des Präsidiums von Bernd Lötsch und Reinhold Christian

Univ. Doz. Dr. Peter Weish, Ehrenbürger der Univ. f. Bodenkultur

Seit seiner Kindheit zieht ihn alles Lebendige magisch an. 1936 als eines von 4 Kindern des angesehenen Straßenbau-Ingenieurs Erwin Weish geboren, verwandelte er die Familienvilla in eine Privatmenagerie – mit Aquarien, Gurkengläsern, Terrarien, Käfigen samt Orchideenzucht. Ihm gedeihen empfindlichste Pflanzen und Tiere – er hat jenen ‘grünen Daumen’ – unter Naturforschern so begehrt wie das absolute Gehör bei Musikern.

Diese Liebe zum Lebendigen ließ ihn auch nach 5 Jahren Chemie und Physik an der Wiener Universität zur Biologie wechseln – so wurden wir Jahrgangskollegen. 1966 schloss er mit einer Dissertation über Kälteanpassung und Wärmeregulation mit Hormonmechanismen bei Tieren ab – sein Dissertationsvater Alfred Locker wirkte zufällig an der medizinischen Biologie des Reaktorzentrums Seibersdorf – so kam Peter Weish dort zur Strahlenbiologie.

Schon 1969 schrieb er das Radioaktivitäts-Kapitel des Standardwerks ‘Ökologie’ unseres Universitätslehrers Prof. Wilhelm Kühnelt – entwarf aber gleichzeitig noch ‘Detailpläne’ für den eigentlichen Jugendtraum – ein Wiener Vivarium.

Doch das Schicksal hatte anderes mit dem genial verspielten Jungbiologen im Sinn – kein liebenswertes Spitzwegdasein, eher einen Opfergang – im Rückblick nur verklärt durch den Erfolg, den keiner von uns zu hoffen wagte.

1967 verbrachte er einen strahlenbiologischen Fachkurs in Israel - vom 6 Tage Krieg überrascht – zeitweise in den Schützengräben, aber selbst dort galt sein Interesse den Wüstenechsen und Schlangenspuren im Sand. Doch drängte ihn sein Wissen um unlösbare Fragen des Strahlenschutzes immer mehr von der ursprünglichen Leidenschaft ab. Er gewann Einblick in die Alltagsroutine von Kernforschungszentren, in die unheilige Allianz von spaltbarem Material und menschlichem Versagen – wenn ahnungslose Heeresrekruten und Arbeiter zur Beseitigung radioaktiver Kontaminationen abkommandiert wurden, um die jeder Fachmann einen Bogen machte. Wie sollte dies erst werden, wenn es nicht mehr um kleine Mengen aus Nuklearmedizin und Kernforschung ginge, sondern um das tausendfach multiplizierte Radioaktivitätsrisiko von Kernenergie-Anlagen – dazu unter beinhartem Wirtschaftsdiktat?

Peter Weish – durch sein Gewissen im offenen Konflikt mit der Leitung des Reaktor- Zentrums, damals Hochburg der Atompropaganda – kündigte (seine Frau - mit zwei Kindern - stand voll zu ihm).

Ab Juli 1970, Assistent an der Zoologie der Bodenkultur, entwickelte er sich – trotz anderer Pflichten in Lehre und Forschung – zum bestfundierten Nuklearkritiker – 1971 schon in, wie er sagte, jenem kleinen, belächelten Protest-Häufchen von Idealisten auf dem noch leeren Bauplatz von Zwentendorf.

Anfang 1974 gelang es mir, ihn von der Universität für Bodenkultur (wo man sein Engagement eher sorgenvoll duldete) für unser kleines Institut für Umweltwissenschaft und Naturschutz abzuwerben (damals ÖNB mit Boltzmann-Gesellschaft, ab 1978 mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften).

Hier vollendete Peter Weish 1974 mit dem Radio-Chemiker Dr. Eduard GRUBER das wissenschaftliche Werk ‘Radioaktivität und Umwelt’, welches Prof. John P. HOLDREN vom Energy and Resources Programm der University. of Berkeley wörtlich als das ‘weitaus beste’ bezeichnete ‘das es auf Deutsch oder Englisch gibt’ (Holdren ist heute Energieberater Präsident Obamas).

Tatsächlich wurde es – mittlerweile noch erweitert und zweimal neu aufgelegt – zur wichtigsten Quelle der nuklearkritischen Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum.

Peter Weish und Edi Gruber waren damals die einzigen, welche im Stande und bereit waren, die verlogene Atompropaganda wissenschaftlich zu widerlegen, sogar gestützt auf eigene Messdaten – etwa zur behaupteten "Harmlosigkeit natürlicher Radioaktivität", der häufigsten PR Lüge zur Entschuldigung einer industriellen Erhöhung der künstlichen Strahlenbelastung.

Konrad Lorenz schätzte an Peter Weish dessen fundierte, zugleich pointierte Argumentationskraft, zugleich aber auch seinen Kenntnisreichtum als vielseitiger (und verspielter) Zoologe.

Man muss Peter Weish andererseits im Tschernobyl Jahr 1986 - Europa war geduckt unter der radioaktiven Wolke - erlebt haben, wie gerade er, dem einst die Industrie ‘Panikmache’ vorgeworfen hatte, nun am Telefon alle Hände voll zu tun hatte, um panisch reagierende Menschen qualifiziert zu beruhigen, jungen Ehepaaren übereilte Entschlüsse zur Abtreibung auszureden, kinderreichen Familien wirksame Verhaltensregeln zu erklären.

Immerhin wissen wir, dass Österreich eines der am stärksten betroffenen Länder war.

Doch darf man Peter Weish nicht allein auf seine antinuklearen Erfolge reduzieren, obwohl schon diese als Erfüllung eines engagierten Gelehrtenlebens mehr als reichen würden.

Er war - wie unser kleines Umweltinstitut - in so gut wie allen Umweltkonflikten an vorderster Front engagiert, von Kamptal bis Donau, Ökologiekommission und Nationalparkplanung, Energiepolitik, bis zur Öko-Stadt-Idee, von Entwicklungspolitik bis zum Regenwald der Österreicher in Costa Rica, wo er Flächen erwarb und die Forschungsstation unterstützt.

So hätte die Universität für Bodenkultur wohl keinen besseren Umwelt-Ethiker finden können - für Hörer aller Fakultäten! 2012 ernannte sie ihn zu ihrem Ehrenbürger. Das Forum Wissenschaft & Umwelt wählte ihn zu einem seiner Präsidenten, die Republik verlieh ihm das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, der Umweltminister 1999 den Konrad-Lorenz-Staatspreis für Umweltschutz (zu gleichen Teilen mit Prof. Dr. Hans Hass).

Und schließlich nahm der Österreichische Naturschutzbund sein Centennium - 100 Jahre ÖNB - zum feierlichen Anlass, Peter Weish als einen seiner treuesten Mitstreiter und Experten mit dem österreichischen Naturschutzpreis auszuzeichnen.

Dieser Akt gereichte beiden zur Ehre - Peter WEISH und dem ÖNB selbst. Und nun betrachtet das in vieler Hinsicht - d.h., nach außen wie nach innen - überaus kritische Kollegialorgan "Wissenschaft & Umwelt", es heute als Freude und Pflicht, Peter Weish nicht nur als einen seiner Präsidenten zu feiern, sondern als fachlich wie charakterlich untadeligen, scharfsichtigen, wegweisenden und bei all dem liebenswerten Freund und Verbündeten zu ehren. Ad multos annos, … im Auftrag der Mitglieder und des Präsidiums - Bernd Lötsch und Reinhold Christian.

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Auch das gesamte OEKONEWS-Team wünscht Peter Weish aus ganzem Herzen ALLES GUTE!!!


Artikel Online geschaltet von: / wabel /