© Greenpeace / Ein klares Signal zum Abschluss der Klimakonferenz
© Greenpeace / Ein klares Signal zum Abschluss der Klimakonferenz

Marrakesch zeigt Geschlossenheit für Klimaschutz

Die Vorbereitungen für eine Implementierung der Ziele von Paris sind gestartet- Zu wenig Ambition bei manchen Staaten das größte Problem.

Wien/Marrakesch – Bei der Klimakonferenz in Marrakesch, die am Freitag zu Ende ging, wurde vor allem demonstrative Geschlossenheit für Klimaschutz gezeigt. Ban Ki-moon, Francois Hollande, John Kerry und andere hochrangige Vertreter haben in Richtung der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten klar gemacht, dass das Klimaschutzabkommen von Paris nicht rückgängig gemacht werden kann. ‘Die Welt hat sich seit letztem Jahr verändert. Klimaschutz ist jetzt weltweit als Kernaufgabe rechtlich verbindlich verankert. Niemand will diese Chance jetzt leichtfertig verspielen. Aber die Zeit läuft uns davon, es braucht mehr Soforthilfe für unseren Planeten’, betont dazu Johannes Wahlmüller, Klimasprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.

Implementierung von Paris-Abkommen gestartet

Mittlerweile haben 111 Staaten das Abkommen ratifiziert, weiters wurde in Marrakesch eine UN-Plattform für Klimaschutzstrategien bis 2050 gestartet. Länder wie die USA, Mexiko und Deutschland haben bereits ihre langfristigen Klimaschutzpläne bekanntgegeben. In Österreich ist eine Energie- und Klimastrategie derzeit noch in Ausarbeitung.

Darüber hinaus wurde eine Roadmap für die Aufbringung von 100 Mrd. US-$ vorgestellt. Die Industrienationen hatten Unterstützung in dieser Höhe für Entwicklungsländer bis zum Jahr 2020 zugesagt. Allerdings müssen noch methodische Fragen geklärt werden und in den Plänen ist noch viel zu wenig Unterstützung für die Anpassung an bereits unvermeidbaren Klimafolgen enthalten. Erst am Donnerstag am Abend wurde schließlich bekanntgegeben, dass es durch freiwillige Beiträge einzelner Staaten gelungen ist, den 'Anpassungsfonds' mit 81 Mio. US-$ zu dotieren, um dringend benötigte Hilfe zu leisten. Nötig sind laut UN-Berichten aber zusätzliche 73 Mrd. US-$ allein für diesen Zweck.

Zu wenig Ambition bei Klimaschutz

Negativ sieht GLOBAL 2000, dass kein Land bereit war, über eine Erhöhung der Ambition bei den Klimaschutzzusagen zu diskutieren. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte in seiner Rede alle Staaten aufgefordert, freiwillig bis 2018 ihre Zusagen zu erhöhen. Niemand reagierte auf diesen Aufruf. Zuvor hatte das UN-Umweltprogramm Berechnungen präsentiert, dass mit den derzeitigen Zusagen die globale Erwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit lediglich unter 3,2 Grad gehalten werden kann. Das ist weit von einer Begrenzung auf 1,5 Grad entfernt.

‘Wir sind nach Marrakesch immer noch auf dem Weg in Richtung katastrophaler Klimaveränderungen. Es braucht eine deutlich stärkere Bereitschaft, über mehr Ambition zu sprechen. Umweltminister Andrä Rupprechter ist gefordert, innerhalb der EU dafür einzutreten’, sagt Wahlmüller.

Umwelt-NGOS wollen mehr Einsatz von Österreich

GLOBAL 2000 sieht zudem mehr Einsatz von Österreich beim Klimaschutz gefordert: ‘Es braucht jetzt einen echten Energiewende-Fahrplan für Österreich, mit dem Ziel aus fossiler Energie auszusteigen. Weiters muss das von Umweltminister Andrä Rupprechter angekündigte Klimaschutzsofortpaket mit den Schwerpunkten Gebäudesanierung und nachhaltige Mobilität rasch umgesetzt werden’, so Wahlmüller.

Das Pariser Klimaschutzabkommen ungebremst umzusetzen, fordert Greenpeace gemeinsam mit weiten Teilen der Zivilgesellschaft und Delegierten zahlreicher Staaten am Abschlusstag der UN-Klimakonferenz (COP) in Marrakesch. ‘We Will Move Ahead’ stand auf einem 80 Quadratmeter großen Banner, das Hunderte von Konferenzteilnehmern vor dem Eingang ausbreiten. Ungeachtet der politischen Unsicherheit nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten Präsidenten der USA, sind in Marrakesch wichtige Fortschritte erzielt worden. Mehr als 20 Länder, darunter Deutschland, die USA und Kanada, haben langfristige Pläne vorgelegt oder angekündigt. Dadurch sollen die in Paris festgelegten Ziele erreicht werden. China hat bekräftigt, seine bisherigen Anstrengungen im Klimaschutz beizubehalten, ganz gleich wie sich die kommende US-Regierung hierbei verhält. Mehr als 45 der am meisten vom Klimawandel bedrohten Staaten legten am Abschlusstag Pläne vor, um ihre Energieversorgung so schnell wie möglich ohne Kohle und vollständig durch erneuerbare Energien sicherzustellen.

‘Marrakesch sendet ein klares Signal: Die Länder der Welt lassen sich von der Trump-Wahl nicht von ihrem in Paris eingeschlagenen Weg abbringen. Jedem hier ist klar, dass die Zeit drängt, um die Menschen vor immer stärkeren Stürmen, Überflutungen und längeren Dürren zu schützen’, sagt Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher von Greenpeace in Österreich und Beobachter bei der UN-Klimakonferenz. ‘Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wird konkreter, aber er muss schneller vorangehen.’

In Österreich liegt der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien liegt derzeit bei rund 70 Prozent. Das bietet eine gute Grundlage für den vollständigen Umstieg auf 100 Prozent und muss in der nationalen Strategie als Ziel festgeschrieben werden, so die Umweltschutzorganisation. Nicht in allen Bereichen ist jedoch die Ausgangslage so unproblematisch: In Österreich wird derzeit genauso viel an klimaschädlichen Treibhausgasen ausgestoßen, wie im Jahr 1990. Hier gibt es erheblichen Nachbesserungsbedarf. Zudem hat es bislang keine Zusage für die internationale Klimafinanzierung, eines der Kernthemen bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz, von Österreich gegeben. ‘Die heimische Bilanz ist leider alles andere als rosig’, so Pawloff. ‘Die Bundesregierung muss die positiven Entwicklungen von Marrakesch nutzen und endlich konkrete Schritte setzen um die Emissionen deutlich zu senken.’

ACTION NOW.. mehr ist nicht zu sagen.



Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /