Energiewende statt Temelinausbau

Treffen der Menschen von Temelín - erstmals mit österreichischer Beteiligung

Budweis- Wie im kürzlich beim Verlag Steinmaßl auch auf Deutsch erschienen Buch ‘Die Menschen von Temelín’, verfasst vom südböhmischen Journalisten und Autor Antonín Pelíšek, geschildert, treffen sich die ehemaligen Bewohner der Dörfer rund um das AKW Temelín nach wie vor regelmäßig. Zweimal pro Jahr, zu Allerheiligen und im Juli, rund um den Heiligen Prokop, der am 4.7. gefeiert wird, versammeln sich jene Menschen, die wegen des Atomkraftwerks um Ihr Zuhause gekommen sind in der Kirche, die als Erinnerung stehen bleiben durfte.

Wie immer zelebrierte Pfarrer Sobišek, dem im Buch von Antonín Pelíšek ein eigenes Kapitel gewidmet ist, die Heilige Messe.

‘Es waren hunderte Besucher, die einander im Rahmen eines Kirtags wieder trafen und der Zeit gedachten, als sie noch in ihren eigenen Häusern in dieser uralten Kulturlandschaft nördlich von Budweis wohnen konnten’, zeigte sich Bernhard Riepl vom Verein ‘Sonne+Freiheit’ überrascht von der großen Anzahl der Besucher.

Mit der Übersetzung des Buches über diese Menschen kann man nun auch in Österreich nachvollziehen, dass es sehr wohl einheimischen Widerstand gegen das Kraftwerk gab und gibt. Und wie Josef Veselý, ein in Wien lebender ehemaliger (eigentlich immer noch!) Besitzer eines Grundstücks, auf dem das Kraftwerk nun steht, haben sich auch andere Betroffene keineswegs mit der Willkürherrschaft der Atomlobby abgefunden.

‘Selbstverständlich versucht ČEZ, dieses traditionelle Zusammentreffen der ehemaligen Bewohner dieser verschwunden Gemeinden mit Sponsorgeschenken zu ‘kaufen’. Und die Strategen vom Kraftwerk werden damit spekulieren, dass mit dem Sterben der letzten, die sich an den damaligen Widerstand erinnern können, auch die Vorstellung verschwindet, es könne auch ohne AKW gehen. Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, plant eine japanische Firma bereits die Blöcke 3 und 4 mit je etwa 1 600 Megawatt Leistung, was insgesamt das Dreifache eines bisherigen Blockes ausmachen würde.

Auch wenn wir uns von der Politik, weder in Prag, noch in Wien, viel erwarten können, wir können zumindest das Gespräch mit jenen Menschen suchen, die sich hier ganz konkret für ihr Zuhause eingesetzt haben und wie z.B. Herr Veselý immer noch mit juristischen Mitteln um ihre Rechte kämpfen. Und wir können, wie Anfang August geplant, auch wieder den bereits zweiten Sonne+Freiheit-Spezialsprachkurs in Tschechiens erster Klimbündnisgemeinde Vžovatá Plán; vorbereiten, wofür wir heute mit Jíri Vrzák einen langjährigen Unterstützer der Anti-Atom-Bewegung, dessen ukrainische Frau leider an Krebs starb, ganz besonders eingeladen haben. Eine engagierte Außenpolitik muss aber primär unsere Bundesregierung machen. Und zu sagen, das geht nicht, ist keine gute Ausrede. Die 40 Millionen Euro, die Österreich jährlich in den Fond von Euratom zahlt, wären als erster Schritt sehr gut aufgehoben in einem Fond, der stattdessen europaweit die Energiewende hin zu den erneuerbaren durchsetzt’, so Bernhard Riepl vom Verein Sonne+Freiheit abschließend und verweist auf weitere Infos unter www.sonneundfreiheit.eu .

GastautorIn: Bernhard Riepl für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /