© Murcamp - Kraftwerkbau verhindern / Tumultartige Szene heute früh
© Murcamp - Kraftwerkbau verhindern / Tumultartige Szene heute früh

Murkraftwerk: Protest weil das Recht missachtet wird

Das Murkraftwerk sorgt für Tumult in Graz: Die Rodungsstelle wurde heute früh geräumt, aber Ruhe heißt das noch lange nicht

© ad / Protest an der Mur
© ad / Protest an der Mur
© bergschaf/ Aktivist in einem Baum- so kann er nicht gerodet werden
© bergschaf/ Aktivist in einem Baum- so kann er nicht gerodet werden

Graz- Einen Tag nach der Wahl wurde mit Rodungen begonnen, da diese nur bis 15. März erlaubt wird. Als Argument für den Bau wird genannt, dass man den grüne Stromanteil erhöhen will. Das Kraftwerk produziert dann so viel Strom, wie in der Steiermark in vier Tagen erzeugt wird. Aber bringen nicht Bäume vor Ort eine bessere CO2-Bilanz, in einer Stadt, die sowieso von Feinstaub belastet ist?
Ob das umstrittene Kraftwerk wirklich wirtschaftlich ist, ist ungewiss- Informationen dazu gibt es für die Öffentlichkeit nicht. Wieviel Förderung durch Land und Stadt fließen in den Kraftwerksbau? Transparenz, soviel scheint fix, ist nicht angesagt. Wie zu Zeiten des verhinderten Krafwerks Hainburg werden wieder die vorübergehenden Arbeitsplätze durch das Kraftwerk genannt. Aber wäre es nicht sinnvoller, stattdessen eine Solarinitiative für die Stadt zu starten oder irgendwo in der Nähe Windräder zu bauen? Oder was spricht gegen die in der Zwischenzeit serienreifen Strombojen, die ohne Stau und Beton ebenfalls grünen Strom aus dem Fluß erzeugen könnten?

Mit einem Großaufgebot löst die Polizei heute früh die Sitzblockaden und das Camp auf. Die AktivstInnen in der Bäumen wurden von der Cobra abgeseilt. Bereits davor kam es zu äußerst ungerechtfertigtem und aggressivem Verhalten der Security, auch bei der Camp-Räumung war dieses Verhalten nicht fair.

Das Ende für die Protestet ist dies noch lange nicht: Mehrere hundert Menschen waren vor Ort, im und um das Protestcamp. Sie demonstrieren friedlich und gewaltfrei.

Für die Umweltorganisation WWF zeigt die Räumung des Protest-Camps im Bereich der Rodungen einmal mehr, dass die Situation rund um die Errichtung des Murkraftwerks englitten ist. Die traurigen Bilder der zerstörten Uferböschungen und von Sicherheitskräften bedrängten Umwelt-Aktivisten haben mittlerweile ganz Österreich erreicht. "Dieser Protest von hunderten besorgten Menschen ist gerechtfertigt, wenn der begründete Verdacht besteht, dass die UVP-Auflagen nicht eingehalten werden und dadurch geschützte Tierarten nachhaltig zu Schaden kommen", so Gebhard Tschovoll vom WWF.

Beim WWF, bei "Rettet die Mur" und bei mehreren anderen Umwelt-NGOs wurden zwischenzeitlich mehrere mutmaßliche Verstöße gemeldet, wie beispielsweise die Rodung ohne die vorgeschriebene vollständige Absammlung und Umsiedlung der geschützten Würfelnatter oder die Lagerung von wassergefährdenden Stoffen im Uferbereich der Mur. Der WWF bringt aus diesen Gründen bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Sachverhaltsdarstellung ein. "Sollten sich die Verstöße bewahrheiten, erwarten wir uns die Verhängung eines umgehenden Baustopps, damit geltendes Recht nicht mit Füßen getreten wird", stellt Tschavoll klar. In der jetzigen Situation scheint es zweckmäßig zu sein, eine Nachdenkpause einzulegen und die noch immer offene Volksbefragung zu ermöglichen.

"Rettet die Mur ruft nun zum MUR-MARSCH auf. Er startet am Samstag, 11.02.
Start beim Augartensteg um 13:00, eine Kundgebung gibt es am Puchsteg um ca. 14:00.

Der Widerstand wächst. Der Kampf der heimischen Bevölkerung für eine frei fließende Mur erregt die Gemüter. Sprechen werden unter anderem:
Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch – ehem. Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zechner - Molekularbiologe, u.a. Wittgenstein Preisträger und Dr. Günther Kräuter – Präsident d. Österreichischen Arbeiterfischereiverbandes.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /