© Murcamp- Kraftwerksbau verhindern / Aktivistinnen stoppten die Bagger
© Murcamp- Kraftwerksbau verhindern / Aktivistinnen stoppten die Bagger

Grazer Kraftwerksbau für mehrere Stunden gestoppt

Am Mittwoch den 15.2. fand die bisher größte Aktion friedlichen zivilen Ungehorsams gegen das Grazer Murkraftwerk statt.

Bereits in der Früh waren rund 200 Menschen vor Ort. Später stoppten rund etwa 150 Menschen den rechtswidrigen Bau des Grazer Murkraftwerks für mehrere Stunden. Bis in den Nachmittag hinein standen die Maschinen still.

Die Baumaßnahmen zur Errichtung des Kraftwerks verstoßen gegen verschiedene Gesetze und Auflagen. Das nennen die Aktivisten als Grund, sich als verantwortungsvolle Bürger und Bürgerinnen, nachdem alle anderen Mittel ausgeschöpft wurden, um so wie einst zu Hainburgs Zeiten, vor Ort gewaltfreien zivilen Ungehorsam zu leisten, um die Bagger zu stoppen.

"Hier wird Steuergeld für sinnlose Zerstörung und zur Bereicherung von nur wenigen Profiteuren verschwendet. Wir freuen uns über jeden Graz und jede Grazerin, die ebenfalls hier vorbeikommt." sagt eine Aktivistin.

Trotz Einschüchterungsversuchen und der Drohung juristischer Verfolgungen
ließen sich die TeilnehmerInnen mehrere Stunden lang nicht abschrecken und verließen das Gelände erst, als die Exekutive Repressionen ankündigte. Viele von ihnen trugen Atemschutzmasken um sich gegen den Staub vor Ort zu schützen.

Nicht nur einmal wurden die schweren Geräte relativ spät gestoppt, als sich die
Protestierenden friedlich davor stellten.

Anna M. sagt: " Wir sind absolut keine ‘Berufsprotestierer’, wie uns von manchen unterstellt wird! Wir stehen hier ehreenamtlich, aus tiefster Überzeugung, manche sogar bis zur völligen Erschöpfung. Es gibt Leute, die haben sich sogar Urlaub genommen, um hier friedlich zu protestieren."

Es sei daran erinnert, dass wir uns hier in einer Stadt der Menschenrechte befinden und von ihrem Bürgermeister erwartet wird, dass er demgemäß agiert. Ganz Österreich blickt derzeit auf Graz und beobachtet genau, was hier passiert, meinen die Aktivisten und Aktivistinnen.

Lydia erzählt uns: "Noch vor ein paar Tagen wäre ich nicht auf die Idee gekommen, hier meinen Protest auf diese Art und Weise kund zu tun. Es tut weh, zu wissen, dass wir anscheinend absolut nicht gehört wurden. Nun müssen wir andere Wege versuchen. Das ist nicht einfach für mich, ich habe einen kleinen Sohn, der nun bei der Oma ist, aber ich stehe hier für ihn!"

Florian ist ebenfalls zum allerersten Mal an einer solchen Aktion beteiligt. Er ist schockiert: " Dieses Kraftwerk ist unwirtschaftlich, hier wird Steuergeld in den Sand gesetzt, das wir in anderen Bereichen viel besser brauchen könnten. Wie wäre es mit mehr Windrädern in der Steiermark? Und Platz für Photovoltaik gibt es auch mehr als genug. Wir brauchen eine Nachdenkpause zum Kraftwerk, bevor alles zerstört wird und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann."

Johanna war schon in den vergangenen Tagen immer wieder hier. "Warum wird eine Volksbefragung abgelehnt?" fragt sie. "Seit 8 Tagen wird nun bereits immer wieder protestiert, das sollte eigentlich zeigen, dass die Bevölkerung eine Entscheidung von oben herab nicht einfach hinnimmt."

Am Samstag gab es einen Marsch und eine Kundgebung an der Baustelle. Wichtige Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Umweltschutz geben der Mur ihre Stimme. Kinder besuchten den Bürgermeister und baten ihn, die Mur zu verschonen. Am Montag wurde eine 80-jährige Dame von der Polizei mitgenommen, da sie sich geweigert hatte, den Puchsteg zu verlassen.

Der Energie Steiermark ist die Situation vor Ort längst über den Kopf gewachsen. Täglich gibt es Polizeieinsätze. ‘Die Proteste der GrazerInnen sind deutlich und werden weiter gehen. Die Methode des Drüberfahrens von Politik und Wirtschaft lassen sie sich nicht gefallen’, stellt Christine Barwick von der Bürgerinitiative ‘Rettet die Mur’ klar, ‘Wir fordern einen Baustopp, eine Nachdenkpause und die Volksbefragung. Bei solchen Projekten muss die Bevölkerung einbezogen werden. Was sonst passiert, sehen wir gerade. Auch der Energie Steiermark muss das inzwischen klar sein.’

Auch morgen wird weiter demonstiert, "Rettet die Mur" ruft zu einer Kundgebung auf. Trotz Regen dürfte mit hunderten Menschen gerechnet werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /