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Umweltforscher am Start für Olympia

Jülicher Wissenschaftler unterstützen Chinesen beim Kampf gegen den Smog

Die Fahrverbote, die in China während der Olympischen Spiele zu einer Entlastung der Luft in Peking führen sollen, werden keine wesentlichen Verbesserungen bewirken. Wesentlich effektiver wären frühzeitige Einschränkungen bei Industriebetrieben. Zu dieser Einschätzung kommt Prof. Dr. Andreas Wahner vom Forschungszentrum Jülich aufgrund der Messungen, die er und sein Team gemeinsam mit chinesischen Kollegen seit Jahren in den verschiedenen Luftschichten der Pekinger Luft vorgenommen haben. Wahner wird während der Olympischen Spiele in Peking sein und die aktuelle Situation mit täglichen Messungen verfolgen.
Gemessen wird unter anderem an der Universität Peking in unmittelbarer Nähe des Stadions sowie rund 80 Kilometer südwestlich der Stadt. Die Messungen konzentrieren sich diesmal auf die Belastung verschiedener Luftschichten mit Feinstaub und Aerosolen.

Ein Testlauf vor einigen Monaten hatte gezeigt, dass ein Fahrverbot nicht für bessere Luft sorgt. "Zwar wurden dadurch weniger Stickoxide freigesetzt, aber die Ozonwerte haben sich erhöht", erklärt Andreas Wahner, Direktor am Jülicher Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre. Trotzdem haben die Fahrverbote auch Vorteile: "Durch das teilweise Fahrverbot kommen die Bewohner Pekings besser durch das alltägliche Verkehrschaos, und es wird viel Benzin gespart."

Die Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich, eines Mitglieds der Helmholtz-Gemeinschaft, hatten bereits 2006 zwei große Messkampagnen in den Ballungsräumen um Peking sowie im Pearl River Delta durchgeführt. Sie untersuchten die wesentlichen Ursachen für die Luftverschmutzung: Ozon, Aerosole, Stickoxide und Kohlenwasserstoffe. Dabei arbeiteten sie mit Wissenschaftlern der Pekinger Universität zusammen. Die Ergebnisse waren Anlass für die Maßnahmen der Chinesen, die jetzt für bessere Luft über der Stadt sorgen sollen - vor allem für weniger Feinstaub und Kohlenmonoxid.

Wahner bescheinigt der chinesischen Regierung den Willen, die Probleme mit der Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen: "Sie hat sich mit den Plänen deutlich an die Resultate unserer Messungen und die Modellrechnungen gehalten."

Wesentlich mehr würde es nach Einschätzung des Jülicher Wissenschaftlers allerdings bringen, schon jetzt bestimmte Werke im riesigen Ballungsraum rund um die chinesische Hauptstadt für die Dauer der Spiele zu schließen. Die Vorlaufzeit bis zur Eröffnung sei notwendig, damit die Luftmassen wirklich ausgetauscht werden. "Der Erfolg hängt aber auch von der allgemeinen Wetterlage ab", sagt Wahner, "sonst bleibt die Smogglocke über der Stadt stehen." Ergebnisse der bisherigen Arbeit der Jülicher Forscher fanden auch Eingang in den "Medizinischen Ratgeber Peking 2008" des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Demnach würden in Peking ohne die jetzt eingeleiteten Maßnahmen vor allem partikelförmige Schadstoffe und erhöhte Kohlenmonoxidwerte die Gesundheit der Sportler belasten.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /