Nach Angaben des internationalen Agrarhandelsunternehmens Bunge stehen zum Beispiel in der EU nur maximal 0,5 Mio. Tonnen recyclebare Altspeisefette und -öle zur Verfügung, von denen ein großer Teil bereits anderweitig genutzt wird. Die von der Kommission vorgeschlagene Mehrfachanrechnung solcher Öle und Fette ist so hoch, dass ein weltweiter Abfalltourismus in die EU provoziert würde. Weiterhin muss befürchtet werden, dass aus diesem Grund gegen das Gebot der Abfallvermeidung verstoßen und sogar wertvolle Rohstoffe als Abfälle oder Reststoffe deklariert werden könnten.
Aus Sicht des BDBe müssen Biokraftstoffe aus Abfällen und Reststoffen wegen erheblicher Kostenunterschiede differenziert gefördert werden. Die vorgeschlagene Änderung mit einer doppelten bzw. vierfachen Anrechnung neuer Biokraftstoffe vernachlässigt die unterschiedlichen Kosten verschiedener Produktionsweisen: Biodiesel aus Abfällen nicht nachhaltiger Palmölproduktion würde trotz wesentlich geringerer Kosten ebenso vierfach angerechnet wie technologisch aufwändige Biokraftstoffe aus Stroh oder Algen. Dasselbe gilt für den Vorschlag, Biodiesel aus gebrauchtem Speiseöl und Biokraftstoff aus Lignozellulose gleich zu behandeln und jeweils doppelt anzurechnen. Dietrich Klein, Geschäftsführer des BDBe, erklärt, dass der Vorschlag zugunsten einer Förderung tatsächlicher Innovationen korrigiert werden muss: "Erstens sollten die hohen Anforderungen an die Nachhaltigkeit ausnahmslos für alle zur Biokraftstofferzeugung genutzten Rohstoffe gelten, auch für Abfälle und Reststoffe. Zweitens sollten neue Biokraftstoffe durch spezifische Anrechnungsfaktoren, welche die unterschiedlichen Rohstoff- und Verarbeitungskosten berücksichtigen, oder durch Mindestanteile gefördert werden."
Carola Wunderlich, 26.03.2013
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