Schon 1981 hat US-Präsident Ronald Reagan von der “Renaissance der Atomenergie” gesprochen – doch seither wurde in den USA kein einziges AKW gebaut – genauer: seit 1973 nicht mehr, seit dem Beinah-Unfall von Harrisburg.
Soeben erschien der “World Nuclear Industry Status Report“. Danach stieg die Zahl der Atomreaktoren weltweit zwischen 1987 und 2007 von 423 auf lediglich 439. Zurzeit sind sogar fünf Meiler weniger in Betrieb als noch vor fünf Jahren. So also sieht die angebliche Renaissance der Atomenergie wirklich aus und die Bilanz wird in den nächsten Jahren noch ungünstiger. Es wird immer wieder gesagt, dass noch 32 Kraftwerksblöcke “im Bau” seien. Das ist formal richtig. Es wird allerdings gerne übersehen, dass diese Bauzeiten schon bis zu 32 Jahren dauern. Und für die meisten Projekte “im Bau” gibt es immer noch kein Datum für die Aufnahme des Betriebs – das hat Lutz Mez, Geschäftsführer der Forschungsstelle Umweltpolitik an der FU Berlin, recherchiert.Die Kreditinstitut Credit Rating Moody´s geht deshalb davon aus, dass bis 2015 etwa ein bis zwei neue AKWs ans Netz gehen, aber viele Dutzend alte stillgelegt werden. Allein 2006 wurden sechs wurden sechs AKWs stillgelegt, alle in Europa. Der World Nuclear Report geht davon aus, dass bis 2015 insgesamt 90 Reaktoren und bis 2025 sogar 192 Reaktoren stillgelegt werden.
Das Betriebsjahr wurde auch hier schon sechsmal verschoben. Jetzt soll es 2011 soweit sein. Auch die Schwellenländer China, Indien und Brasilien haben schon vor Jahrzehnten viele AKWs angekündigt, aber nur wenige gebaut. In China zum Beispiel werden 1,8 Prozent des Stroms in Kernkraftwerken erzeugt, in Brasilien sind es gerademal drei Prozent. Atomenergie ist teuer, unsicher, eine Einladung an Terroristen und niemand weiß, wohin mit dem Müll. Und Uran gehrt als Brennstoff in den nächsten Jahrzehnten ebenso zu Ende wie Öl, Kohle und Gas.
Trotz aller Propaganda: Atomenergie ist und bleibt ein Auslaufmodell. Die “Renaissance der Atomkraft” ist ein politisches Märchen.
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Franz Alt, 23.01.2008
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