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Artikel vom 04.06.2014

Umfrageergebnisse zur Intersolar: keine Transparenz im Energiekostendschungel

München, 04. Juni 2014 - Zum Start der Intersolar Europe 2014 veröffentlicht das CleanEnergy Projects die Ergebnisse der Umfrage "Kosten der Energiewende". Mehr als 500 Mitglieder der Community für Themen rund um Energie und Nachhaltigkeit gaben ihre Einschätzungen ab und beantworteten sieben Fragen zum Thema. Zusätzlich nahmen Markt- und Wirtschaftsexperten zu den angesprochenen Themen Stellung.

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Wann ist die Energiewende eigentlich zum schwarzen Peter der Nation geworden? Nach freudiger Aufbruchsstimmung in den Jahren 2006 bis 2011 folgte die mediale und politische Entrüstung über steigende Kosten die erneuerbaren Energien wurden zum Sündenbock. Aber über welche Kosten wird hier eigentlich diskutiert? Wer genau erhält die Milliarden an Fördermitteln? Wie entwickeln sich die Strompreise für Industrie und Verbraucher und wie die Kosten zur Stromerzeugung? Gibt es eigentlich noch jemand, der sich im Dschungel der Aussagen aus Politik und Wirtschaft auskennt? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die in der zweiten Märzhälfte dieses Jahres durchgeführte Umfrage.

Die erste Frage lautete: In welcher Höhe schätzen Sie, wurden erneuerbare Energien 2012 weltweit subventioniert? Jeweils mehr als ein Drittel der Teilnehmer schätzten die Höhe der Subventionen auf 45, 75 oder 150 Milliarden Euro. Bei der Gegenfrage nach der Höhe der Subventionen fossiler Energien lag die Einschätzung von 45 Prozent der Teilnehmer bei 400 Milliarden Euro, 32 Prozent hatten von 300 Milliarden und 15 Prozent von 150 Milliarden Euro gehört. Laut Angaben des World Energy Outlook 2013 der Internationalen Energieagentur (IEA) erreichten die Subventionen für fossile Energien im Jahr 2012 circa 400 Milliarden Euro - gegenüber rund 75 Milliarden Euro an staatlicher Förderung für die Erneuerbaren.

In Frage drei ging es um eine Einschätzung der Stromgestehungskosten in Deutschland. Hier zeigte sich, dass selbst bei einer thematisch interessierten Interessensgemeinschaft kein Durchblick im Dschungel der Preisangaben herrscht. Bei der Frage bei welchen Energieträgern die Stromgestehungskosten in den letzten fünf Jahren gestiegen, gefallen oder gleich geblieben sind, gab es schon eher ein klares Meinungsbild. Laut Angabe des Fraunhoferinstituts sind diese für Kernenergie, Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und Biogas gestiegen, die für Wasserkraft gleich geblieben und die für Windkraft und Photovoltaik gesunken. Zusätzlich sind auch die Vergütungssätze für Solaranlagen in Deutschland alleine in den vergangenen fünf Jahren um etwa 80 Prozent gefallen.

Momentan stark in der Diskussion ist die Frage, ob der Netzausbau im geplanten Umfang für den Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig ist. Wir habe einige Zitate von Politikern und Wissenschaftlern aus der Sendung Monitor ARD/WDR aufgelistet und baten die Umfrageteilnehmer um Ihre Einschätzung, welche der folgenden Aussagen sie für richtig halten. Dabei nannten wir die Namen der Zitatgeber nicht:

• "Wer Ja sagt zu erneuerbaren Energien, muss auch Ja zum Netzausbau sagen" (Angela Merkel, CDU, Bundeskanzlerin)
• "Man braucht die HGÜ-Leitungen nicht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten." (Prof. Christian von Hirschhausen, TU Berlin)
• "Wir brauchen große Stromtrassen, um den Wind aus dem Norden dorthin zu transportieren, wo er gebraucht wird." (Peter Altmaier, CDU, Kanzleramtsminister)
• "Wenn diese Netze gebaut werden, müssen diese Investitionen vom Stromverbraucher bezahlt werden, obwohl sich später herausstellen wird, dass diese Leitungen gar nicht erforderlich sind." (Prof. Lorenz Jarass, Hochschule RheinMain)
• "Der Leitungsausbau ist Voraussetzung dafür, dass man die Energiewende betreiben kann." (Sigmar Gabriel, SPD, Bundeswirtschaftsminister)
• "Wir werden Kohlestrom transportieren über diese teuren Leitungen, die unsere Treibhausgasbilanz verschlechtern, weil sie immer mehr Treibhausgase verursachen. " (Prof. Claudia Kemfert, Dt. Institut für Wirtschaftsforschung)
Die Umfrageteilnehmer vertrauten der Aussage der Bundeskanzlerin am meisten (21 Prozent), aber auch die kritischen Aussagen von Prof. Dr. Christian von Hirschhausen und Prof. Dr. Claudia Kemfert schätzten viele Teilnehmer als richtig ein (je 17 Prozent).

Bei der Frage wie die drei geplanten HGÜ-Stromtrassen durch Deutschland verlaufen sollen, nahmen 11 Prozent der Teilnehmer an, dass alle drei Stromtrassen eine Anbindung zur Nord- oder Ostsee haben und nach Süddeutschland führen. 48 Prozent nehmen an, dass diese Anbindung bei zwei der drei geplanten Trassen der Fall ist. 41 Prozent gehen davon aus, dass lediglich eine der drei Stromtrassen eine Anbindung an die Nord- oder Ostsee hat und die anderen beiden von NRW beziehungsweise dem Osten Deutschlands aus in den Süden führen. Prof. Dr. Claudia Kemfert, die dieses Thema am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung untersucht, bestätigt letztere Aussage.

"Infrastrukturkosten werden gerne der Energiewende angerechnet. Von den drei geplanten neuen Stromtrassen verläuft aber nur eine von Schleswig Holstein nach Bayern, um überschüssige Windenergie zu transportieren. Der Blick auf die Landkarte zeigt, dass die geplante HGÜ-Osttrasse in den mitteldeutschen Kohlerevieren und die Westtrasse nah am rheinischen Braunkohlerevier starten. Das heißt, wir werden Kohlestrom, der unsere Treibhausgasbilanz verschlechtert, über diese teuren Leitungen transportieren. Damit können wir unsere Klimaziele nicht erreichen", so Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)

Apropos Klimaziele - nachdem in den ersten sechs Fragen das Thema Kosten behandelt wurde ging es in Frage sieben darum, ob man die Energiewende wirklich rein unter dem Kostenaspekt betrachten sollte oder auch unter dem Gesichtspunkt der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt. Dazu gehören neben der Senkung der CO2-Emissionen Themen wie die regionale Wertschöpfung, neue Arbeitsplätze, risikoärmere Energieversorgung und vieles mehr. Drei Prozent stimmten der Aussage zu "Die Energiewende sollte in erster Linie anhand ihrer unmittelbaren Kosten bewertet werden". 35 Prozent finden: "Die Energiewende sollte in erster Linie anhand ihres Beitrags zur gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt bewertet werden." Die Mehrheit von 60 Prozent spricht sich dafür aus, die Energiewende gleichermaßen unter beiden Gesichtspunkten zu betrachten.

"Es ist sehr bedauerlich, dass ein so wichtiges Thema wie erneuerbare Energien am häufigsten unter dem Gesichtspunkt Subventionen diskutiert wird. Besonders, wenn man vergleichbare Fördermittel anderer Branchen betrachtet, die kaum thematisiert werden", findet auch Christoph von Bergen, Solarpionier und CEO der Sputnik Engineering AG. "Ich halte die Investition in erneuerbare Energien für eine der nachhaltigsten Anlagen unserer Zeit, denn es geht dabei um die Zukunft kommender Generationen - ihrer Umwelt und Lebensumstände."

Es bleibt die Frage, warum die Kosten und Ausgaben so wenig transparent dargestellt werden, dass selbst interessierte Bürger oder Menschen, die sich beruflich mit dem Thema beschäftigen, kaum eine Übersicht über die Fakten haben? Blicken Politiker und Medien selbst nicht durch in diesem Dschungel aus Zahlen und widersprüchlichen Aussagen oder ist die Lobby mancher Branchen so mächtig, dass sie die Angst vor steigenden Kosten absichtlich schürt, um an konventionellen Energiemodellen festzuhalten?

Die FAZ veröffentlichte am 09.01.2014 einen Online-Artikel zu den EEG-Kosten im Jahr 2013 mit dem Titel: "Ökostrom kostet jeden Deutschen 240 Euro im Jahr". Das klingt für viele Verbraucher natürlich beunruhigend - aber wie kam die FAZ auf diese Zahl? Laut Einschätzung von WDR und tagesschau.de wurde die EEG-Gesamtumlage in Höhe von 19,4 Mrd. Euro für 2013 einfach durch die rund 80 Millionen Einwohner geteilt. Allerdings zahlen die deutschen Verbraucher die EEG-Umlage nicht auf den gesamten deutschen Stromverbrauch, sondern für ihren Haushaltsstrom-Anteil sowie den Anteil für die von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen. (Die Strompreise für die Industrie sind laut Statistika übrigens seit dem Jahr 2007 um rund neun Prozent gefallen.) Für das Jahr 2013 betrug die EEG-Umlage 5,2 77 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Bei der Gegenrechnung des WDR wären das bei einem Vier-Personen-Haushalt mit 4.000 kWh Jahres-Stromverbrauch etwa 53 Euro pro Jahr und Person bzw. 4,40 Euro pro Monat und Kopf. Eine ähnliche Rechnung habe ich neulich in einer Radiosendung gehört, bei der die Zuhörer gefragt wurden, ob ihnen der Umstieg auf erneuerbare Energie eine Summe von 50-60 Euro pro Jahr - also 5-6 Euro im Monat wert wäre. Die Reaktion der Hörer war ein klares JA.

Die Umfrage unter den Mitgliedern des CleanEnergy Projects hat mehrere Informationslücken aufgezeigt: Zum einen ist sehr unklar, welche Kosten welchen Energiearten zugerechnet werden können. Auch die Betrachtung von Subventionen wird überwiegend einseitig dargestellt. Und zu guter Letzt wird zwar sehr viel über steigende Kosten gejammert, aber den meisten Verbrauchern ist gar nicht klar, über welche Summe pro Jahr und Haushalt sie sich eigentlich Gedanken machen sollen. Erst dann könnten sie entscheiden, ob ihnen die Energiewende diese Investition wert ist.

"Die globale Umstellung auf 100% erneuerbare Energien gehört zu den wichtigsten Projekten der Menschheit. Viele der drängendsten Fragen würden weitgehend gelöst: Erderwärmung, Armutsbekämpfung, Beendigung der Atomkraftgefahren, Umweltverschmutzungen, Krankheitsursachen. Selbst Kriege um Erdöl und Machtspiele um Energielieferungen würden beendet. Die Diskussion um die Energiewende darf nicht auf die Frage der Investitionskosten reduziert werden, ansonsten driften wir immer tiefer in größere Schäden und Schadenskosten, die konventionelle Energien permanent verursachen", so Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group und ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestages.

Weitere Informationen, alle Quellenangaben sowie Kommentare von Greenpeace, Prof. Dr. Christian von Hirschhausen der TU Berlin und anderen Marktexperten finden Sie unter http://www.cleanenergy-project.de/erneuerbare-energien/item/6210-keine-transparenz-im-energiekostendschungel

Über CleanEnergy Project

Das CleanEnergy Project ist ein Online-Magazin mit Nachrichten und Hintergrundberichten zu den Themen Erneuerbare Energien, Umwelt und Nachhaltigkeit. Seit der Gründung der Plattform im Jahr 2008 ist die Social Community rund um das Online-Magazin, die sich aus Experten und Entscheidern aus Industrie, Wissenschaft, Politik, Medien und Verbänden zusammensetzt, auf über 50.000 Mitglieder angewachsen, die sich insbesondere über das Netzwerk Xing permanent rege austauschen. Regelmäßig veranstaltet das CleanEnergy Project Networking Events zu aktuellen Themen, die die Cleantech-Branche bewegen.

Pressekontakt CleanEnergy Project Wibke Sonderkamp Münchener Str. 14 DE-85748 Garching bei München Tel: +49 89 360363-52 Fax +49 89 360 363-55 info@cleanenergy-project.de

Wibke Sonderkamp, 04.06.2014

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